Ginkgo - ein erfolgreiches Heilkraut in der PferdefütterungGinkgo biloba, so lautet der botanische Name des vermutlich ältesten Baumes der Welt. Er existierte bereits vor über 60 Millionen Jahren. Der Name stammt vom chinesischen Wort „Yin Xing“ ab, was ausgesprochen so ähnlich klingt wie Ginkgo und „Silberne Aprikose“ bedeutet – eine Anspielung auf die Früchte und Samen des Baumes.

Der Ginkgobaum ist weder Laub- noch Nadelbaum. Leicht zu erkennen ist er an seinen einzigartigen zweigeteilten Blättern. Interessant ist sicher auch, dass er nahezu nie von Pilzen oder Schädlingen befallen wird und sogar größter Luftverschmutzung ausgesetzt relativ unbeschadet standhält.

Ginkgo wird besonders in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sehr geschätzt und findet auch in der Homöopathie seinen Einsatz. Seit Jahren aber gewinnt die Ginkgopflanze auch in der westlichen Heilkunde – insbesondere bei den Pferden – stark an Bedeutung.


Ginkgoblätter – ein pflanzlicher Blutverdünner

Wie bei den meisten Heilkräutern sind es die sekundären Pflanzenstoffe, die ihre individuellen Wirkungen auf den Organismus des Pferdes entfalten.

Ginkgoblätter enthalten an die 20 verschiedene Flavonoide, sogenannte Terpenoide, Anthocyane und Ginkgolsäuren.

Flavonoide und Anthocyane wirken antioxidativ und schützen Zellen vor freien Radikalen. Sie tragen somit zu einem intakten Immunsystem bei.

Heilkundlich besonders wertvoll sind aber die Terpenoide Ginkgolid und Bilobalid. Ginkgolid und Bilobalid hemmen nachweislich die Blutgerinnung und verbessern dadurch die Fließfähigkeit des Blutes. Sie verhindert ein Verklumpen der Blutplättchen bis in die kleinsten Gefäße. Ebenso regen sie das Zellwachstum an und schützen vor Zelltod.


Anwendung beim Pferd – positiver Effekt auf die Durchblutung der Hufe

Mit seinen durchblutungsfördernden Eigenschaften ist Ginkgo vielseitig einsetzbar. Zum Beispiel bei:

Tatsächlich konnten wir eine Studie finden, welche 2014 von der Veterinärmedizinischen Universität Wien veröffentlicht wurde, die die positiven Effekte auf Pferde nachweisen konnte. Hierbei wurden thermografische Messungen in den Extremitäten (auch Hufe) vorgenommen. Bei der Testgruppe, die ein Ginkgoextrakt erhielt, konnte eine signifikant niedrigere Temperatur gemessen werden als in der Vergleichsgruppe ohne eine Ginkgozufuhr. Dies bestätigt den erfahrungsgemäß sinnvollen und wertvollen Einsatz, insbesondere bei Hufrehe.


Steigerung der Gedächtnisleistung umstritten

Vor allem für den Menschen werben Ginkgopräparate für eine bessere Gedächtnisleistung, Konzentration sowie Milderung von Tinnitus und Schwindel. Auch hier liegt die Begründung in den durchblutungsfördernden Eigenschaften. Zu erwähnen ist aber, dass es immer mehr Studien gibt, die diese Wirkung wiederlegen und keine Veränderung in der kognitiven Leistungsfähigkeit nachweisen konnten. Bei Pferden wurde auch immer wieder die positive Wirkung auf Pferde mit Headshaking in Verbindung mit Ginkgo diskutiert. Eine wirklich andauernde und verlässliche Wirkung konnte nicht recherchiert werden. Vorstellbar wäre aber aus unserer Sicht eine Mischung aus Süßholzwurzel, Ginkgo und Magnesium.


Ginkgo füttern – was muss ich beachten?

Ginkolsäure ist giftig. Das Arzneimittelgesetz hat hier eine Obergrenze angesetzt, in der eine Anwendung unbedenklich ist. In der Verarbeitung wird den Blättern die Ginkgolsäure entzogen. Frei verkäufliche Präparate (insbesondere im Humanbereich) zeigen leider oft zu hohe Werte. Das kann zu Verdauungsbeschwerden und Kopfschmerzen führen.

Ginkgoblätter trocknen und daraus einen Tee bereiten ist zu kurz gedacht – hier werden die Stoffe nicht optimal herausgelöst. Idealweise füttert man das Kraut oder einen Kräuterauszug (Extrakt), um die Inhaltsstoffe zu konzentrieren.

Ginkgo darf bei gleichzeitiger Gabe von Gerinnungshemmern (z.B. Heparin) nicht verabreicht werden, da sie sich in der Wirkung gegenseitig verstärken und so die Gefahr einer Blutungsneigung und zu hohem Blutverlust besteht.
Bei tragenden Stuten sollte, besonders in der letzten Phase der Trächtigkeit, auf die Anwendung verzichtet werden. Im Zweifel ist Rücksprache mit einem Tierarzt zu halten.

Auch wenn Ginkgo nicht unumstritten ist, so ist er im Einsatz bei Herz-Kreislauf-Problemen, Senioren und auch bei Hufrehe nicht wegzudenken und erfolgreich im Einsatz.
Bei uns finden Sie Ginkgo zum Beispiel im ESTELLA Herz/Kreislaufsaft, Laminitex (früher: Rehe akut), EQUIPUR-senior und HerbaCor von PerNaturam.


Verfasser: Valeria Wenk, Ernährungstherapeutin f. Pferde Quellen: https://www.uni-muenster.de/KleineBaumschule/ginkgo.html; https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/ginkgo-ist-nicht-gleich-ginkgo-6618; https://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/ginkgo; https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2002/daz-38-2002/uid-8419; https://www.vitamindoctor.com/naehrstoffe/sekundaere-pflanzenstoffe/ginkgo-biloba/; https://www.hufundpfote.net/aktuelles/ginkgo/; https://www.hufrehebehandlung.de/hufrehe-behandeln/homoeopathie-bei-hufrehe.html; P 21 Pharmakokinetik-Studie von Ginkgo biloba Extrakt (EGb 761) nach oraler Applikation sowie thermografische Untersuchungen zum Nachweis der durchblutungsfördernden Wirkung beim Pferd (Elisabeth Pommer, Natascha Ille, Karin Zitterl-Eglseer, Isabella Hahn-Ramssl, Chlodwig Franz / Veterinärmedizinische Universität Wien); https://www.researchgate.net/publication/307716212_Pharmakokinetik-Studie_von_Ginkgo_biloba_Extrakt_EGb_761_nach_oraler_Applikation_sowie_thermografische_Untersuchungen_zum_Nachweis_der_durchblutungsfordernden_Wirkung_beim_Pferd