Bei jungen Pferden entspricht ein Lebensjahr ungefähr 3,5 Jahre in einem Menschenleben. Dieser Faktor ändert sich mit zunehmendem Alter. Ab einem Alter von 20 Jahren werden für jedes Pferdelebensjahr ca. 3 „Menschenjahre“ als Umrechnungsfaktor verwendet. Somit könnte der Organismus eines Pferdes mit 20 Jahren mit einem 60-jährigen Menschen verglichen werden.

 


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Wenn alte Pferde in Rente gehen – kurz & knapp

Alterungssymptome:

  • der Rücken senkt sich, der Widerrist steht hervor
  • die Muskulatur nimmt ab
  • die Haut wird schlaffer und wirkt trockener (Nierenfunktion prüfen)
  • die Augen trüben sich
  • erste Stichelhaare wachsen und das Fell ergraut
  • Fellwechsel vom Winter zum Sommer wird schwieriger
  • die Schneidezähne kippen nach vorne
  • Verdauungsbeschwerden nehmen zu
  • schwächeres Immunsystem > anfälliger für Krankheiten

Haltung und Fütterung von alten Pferden:

Wenn Pferde in Rente gehen ist ein besonderer Augenmerk auf die Grundversorgung zu legenAlte PferdeOftmals aber stellen wir fest, dass unsere Pferde im Gegensatz zu uns Menschen bereits mit 20 Lebensjahren als „Gnadenbrotpferde“ ihre letzten Jahre fristen. Viele alte Pferde haben bereits chronische Gelenk- oder Atemwegsbeschwerden. Viele davon könnten nicht einmal mehr geritten werden. Nicht selten liegt es daran, dass die Belastung im Sport und die Haltung der Pferde deutlichere Spuren hinterlassen, als es uns lieb ist.

Andere Pferde sind glücklicherweise noch mit 20 Jahren freudig unter dem Sattel. Welcher Besitzer möchte nicht den voranschreitenden zellzerstörenden Alterungsprozess, der bei vielen Pferden schon mit 14 - 17 Jahren einsetzt, so lange als irgend möglich hinauszögern. Unter Beachtung einiger Grundsätze können alte Pferde dem Besitzer noch lange Freude bereiten.


Alte Pferde verlieren häufig an Gewicht

Am Aussehen können wir erkennen, dass unser Pferd alt wird. Langsam beginnt sich der Rücken zu senken und der Widerrist steht hervor. Die Muskulatur nimmt ab und die Haut wird schlaffer und häufig auch trockener. Die Augen der Pferde fangen an sich zu trüben und oberhalb bildet sich langsam ein tiefes Loch. Das Fell beginnt zunächst überwiegend am Kopf, um die Augen, am Maul und auf der Stirn stichelhaarig bis grau zu werden. Der Fellwechsel insbesondere vom Winter zum Frühjahr gestaltet sich zunehmend schwieriger. Gerade in dieser Zeit verlieren viele alte Pferde an Muskulatur. Die Zähne stehen immer weiter vor und mit den Jahren müssen einige davon gezogen werden. Dies beeinträchtigt die Futterverwertung und Verdauung. Koliken, Kotwasser und Durchfall sind oft die Folge.

All diese Veränderungen bedeuten, dass das Pferd in die Jahre kommt und somit auch die Anfälligkeit für Krankheiten aufgrund des "gealterten Immunsystems" steigt. Werden alte Pferde krank dauert es auch gerne etwas länger, bis diese wieder "auf die Beine" kommen. Verlorenes Gewicht und Muskulatur kann nur noch sehr schwer "zurückerobert" werden.

Ein häufiger Grund für den Muskelabbau bei älteren Pferden ist die unzureichende Versorgung mit hochwertigen Aminosäuren. Fehlen diese im Grundfutter (bei überwiegender Heu- und Strohfütterung), sollten sie über ein Ergänzungsfutter oder proteinreiche Futterzusätze ergänzt werden. Besonders eignen sich dafür Leinsamen (z. B. EQUIPUR - leinplus), Sojaprotein, Luzerne oder kleinere Mengen Esparsette.

Zur Vermeidung eines verstärkten Muskelabbaus ist neben einer angepassten Fütterung eine angemessene Bewegung das A und O, die zudem die Sehnen und Bänder stärkt, damit diese elastisch bleiben.


Regelmäßige Zahnkontrolle für alte Pferde

Neben Heu wird alternden Pferden gerne auch Mais gefüttert. Mais hat gegenüber anderen Kraftfuttern einen hohen Energiegehalt und weniger Eiweiß. Dieser sollte allerdings unbedingt gepoppt oder geflockt bereitgestellt werden, da die harten Körner immer wieder zu Schäden an den bereits ermüdeten Zahnkappen führen. Neben der regelmäßigen Zahnkontrolle und einer gewissenhaften Entwurmung sollte der Pferdebesitzer seinem Pferd ausreichend Wärme und Trockenheit zum Schutz vor Regen, Schnee und Kälte insbesondere in den kalten Jahreszeiten bieten.

Pferde im höheren Alter verlieren oft ihre Rangstellung in der Herde und sollten daher einen passenden Futterplatz bereitgestellt bekommen, der ihnen die Gelegenheit bieten ihrer verlangsamten Futteraufnahme nachzukommen. Stress ist insbesondere für alte Pferde ungünstig und führt nicht nur bei Pferden mit Cushing zu einer erhöhten Cortisolausschüttung.


Eine arten- und vitalstoffreiche Versorgung ist für alte Pferde besonders wichtig!

Da alte Pferde einen bedeutend höheren Bedarf an Nährstoffen haben und sie ihr Futter sowie zusätzlich benötigten Futterzusätze schlechter verwerten, muss die Art und Menge der Nahrung diesen Umständen angepasst werden. Zudem tragen Veränderung im Hormonhaushalt und der verlangsamte Stoffwechsel dazu bei, dass die Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße) im Futter schlechter verdaut und aufgenommen werden. Nicht vergessen werden sollte, dass insbesondere artenreiches Heu die Basis der Energieversorgung darstellen sollte. Ein Übermaß an Kraftfutter (Getreide, Heucobs, Reisschalenkleie usw.) bringen meist sehr wenig. Das soll nicht bedeuten, dass alte Pferde gar kein Kraftfutter benötigen – nur hier gilt: "Viel hilft auch nicht automatisch viel!". Viele Mischfutter für Senioren sind sehr eiweiß- und stärkelastig. Sie führen, bei unangepassten Futtermengen, zu einer Verschiebung der Darmflora, saurem Kot und einer übermäßigen Belastung der Entgiftungsorgane.

Da alte Pferde mit einer altersbedingten Beeinträchtigung auf die Verwertung einzelner Zusätze regieren, kann es zu Mangelerscheinungen, Überschüssen und Disbalancen einiger Stoffe kommen. Deshalb sollte die Grundversorgung der Nährstoffe immer kombiniert zur Verfügung gestellt werden. Vermeiden Sie einseitige Ergänzungen – also z. B. ausschließlich Zink- oder Selenpräparate.

Bei der Bereitstellung von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sollte auf eine möglichst natürliche und gut verwertbare Form (organische Komplexverbindungen) geachtet werden. Daher sollte regelmäßig ein ausgewogenes Mineralfutter mit hohem Anteil an pflanzlichen Zusatzstoffen sowie leicht verfügbaren und organischen Komplexverbindungen zugeführt werden. Der altersbedingt erhöhte Vital- und Nährstoffbedarf kann zum einen über spezielle Seniormineralfutter gedeckt oder die bisherige Basisversorgung (z. B. Mineral Plus Pellets) kann mithilfe unserer on top Produkte, wie dem Senior on top, auf die individuellen Bedürfnisse älterer Pferde angepasst werden. Darüber hinaus kann der erhöhte Bedarf über Kräutermischungen, Samen, Früchte und Öle bereitgestellt werden. Zum einen enthalten diese wichtige, natürlich verwertbare sowie native Inhaltstoffe und zum anderen werden so Disbalancen einzelner Stoffe aus Mineral- und Ergänzungsfuttern vermieden.

Kräutermischungen unterscheiden sich sehr in ihrer Qualität und Zusammensetzung. Einen Überblick über den Nutzen und die Gefahren einzelner Kräuter und deren Wirkungen, bietet oftmals der Austausch mit einem erfahrenen Ernährungsberater für Pferde.

Es ist sinnvoll die Mischungen den jahreszeitlichen und gesundheitlichen Gegebenheiten anzupassen und zu wechseln. Wir informieren Sie gerne über den passenden Einsatz spezieller Kräuter für Ihr Pferd. Verwenden Sie Kräuter, die als Futtermittel zugelassen sind – "Lebensmittelecht" ist kein Qualitätsmerkmal. Oft sind Kräuter oder Kräutermischungen mit Pestiziden, Schwermetallen oder Konservierungsmitteln belastet. In manchen Mischungen befinden sich nur Nebenerzeugnisse aus einer Produktion oder der angenehme, durch ätherische Öle zugeführte Geruch suggeriert einen hohen Kräuteranteil. Prüfen Sie Ihre Quelle des Einkaufs im Hinblick auf Qualität, Reinheit und Nachhaltigkeit.


Einsatz von Futterölen für alte Pferde

Zusätzlich hat sich bei alten Pferden der Einsatz von Ölen sehr bewährt. In der Gesamtration können bedenkenlos bis zu 500 ml pro Tag als proteinloser Energielieferant zur Verfügung gestellt werden. Um eine optimale Fettaufnahme im Dünndarm zu erreichen, sollten Pferde in den ersten zwei Wochen durch schrittweise Erhöhung der Tagesdosis an die gewünschte Menge gewöhnt werden und pro Mahlzeit nicht mehr als 200 ml Öl erhalten sein. Öle lassen sich sehr leicht mit einem Mischfutter, Mash oder eingeweichten unmelassierten Rübenschnitzeln sowie Heucobs verabreichen. Öle sollten qualitativ hochwertig und kaltgepresst sein, da sie nur dann über einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren verfügen.

Darüber hinaus verbindet man mit diesen Ölen die Eigenschaft sich in entzündungshemmende Gewebshormone umwandeln zu können. Diese Hormone verhindern die Ausschüttung von allergiefördernden Histaminen und Wissenschaftler haben herausgefunden, dass insbesondere die Omgea-3-Fettsäuren ALA, EPA und DHA auch auf molekularer Ebene auf das Krankheitsgeschehen im Gelenk positiv einwirken.

Lesen Sie hierzu auch unseren Fachartikel über die Ölfütterung bei Pferden.

Neben schmackhaftem, staubfreiem und nicht zu spät geerntetem Heu, welches als Basisfutter mit mindestens 1,5 – 2 kg / 100 kg LM auf 4 bis 5 Portionen verteilt zur Verfügung gestellt werden sollte, kann bzw. sollte auch ein gutes Mischfutter zur Verfügung stehen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass das Verhältnis der Gesamtfutterration von verdaulichem Protein zu verdaulicher Energie nicht zu hoch wird (6 bis 7,5:1), da ein Proteinüberschuss die Organe Leber und Nieren zu stark belastet. Bei alten Pferden sollte gerade diesen Organen, neben der Lunge, eine höhere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da sie oft krankhafte Veränderungen zeigen. Daher sollte die Fütterung so gestaltet werden, dass diese Organe nicht unnötig belastet werden. Nierenkuren bzw. -entgiftungen sind für alte Pferde nicht unproblematisch und sollten nach Rücksprache mit dem Tierarzt oder Therapeuten getroffen werden. Beeinträchtigungen an den Organen bedeuten automatisch einen reduzierten Immun- und Zellstoffwechsel für das Pferd. Anfänglich nehmen die Pferde ab und verlieren dann an Appetit (ggf. Mangel an Vitamin B 12).

Getreide oder Mais sollten auf jeden Fall aufgeschlossen in den Futtertrog. Jede Futterumstellung sollte langsam über einen Zeitraum von 5 bis 10 Tagen erfolgen. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass das Pferd regelmäßig und ungehindert an eine Wasserstelle kann. Vor allem alte Pferde trocknen sehr schnell aus und neigen auf Grund von Wassermangel sehr schnell zu lebensbedrohlichen Koliken und Nierenschädigungen.


Pferde mit Zahnproblemen sollten eingeweichtes Futter oder Mash bekommen.

Wer sein Pferd lange Jahre verantwortungsvoll und tiergerecht halten und versorgen möchte, sollte seinem Pferd eine optimale Pflege gönnen. Als Pferdebesitzer muss aber auch erkannt werden, ab wann das Pferd keine Freude mehr am Leben hat. Deshalb bleibt irgendwann auch die schmerzliche Entscheidung, das Pferd einschläfern zu lassen, nicht aus. Der letzte Gang des treuen Begleiters "Pferd" über die Regenbogenbrücke ist immer ein schwerer Gang. Wir wünschen jedem Pferdebesitzer, dass dieser würdevoll und friedlich in enger Verbindung zu seinen Wegbegleitern passieren kann.

Bis dahin können eine fachgerechte Haltung, eine verantwortungsvolle Gesundheitsvorsorge, die richtige Pflege und Fütterung bewirken, dass Pferde gesünder alt werden können und somit gemeinsam mit uns, bis in das hohe Alter hinein, noch viele schöne Momente erleben dürfen.

Nachfolgende Futterergänzungen sind gerade auch im Einsatz bei alten Pferden sehr hilfreich. (Einen genauen Ernährungsplan stellt Ihnen Natural Horse Care gerne unter Berücksichtigung des Alter, der Haltung, des Gesundheitszustandes und der Jahreszeit zusammen.):