Herz- & Kreislaufprobleme beim Pferd können verschiedene Ursachen haben.Herz, Blut und Blutgefäße bilden das Herz-Kreislauf-System. Das Herz ist ein muskuläres Hohlorgan und hält mit seiner Pumpfunktion den Kreislauf des Blutes aufrecht. Im Schnitt wiegt das Herz eines Pferdes um die 3 kg.

Das Herz-Kreislauf-System versorgt den Körper durch ein Netz von Adern und Kapillaren mit wichtigen Nährstoffen und Sauerstoff. Alle Körperorgane und Körpergewebe müssen mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden und Abfallprodukte des Stoffwechsels werden aus dem Körper herausgeschafft. Da die weißen Blutkörperchen ebenfalls im Blut transportiert werden, spielt der Blutkreislauf auch eine wichtige Rolle in der Immunabwehr des Pferdes.
Darüber hinaus verteilt das Herz über das Blut die Wärme im Körper und sorgt dafür, dass die Flüssigkeitsmenge im Körper gleich bleibt.

Der Blutkreislauf als Ganzes kann in zwei Kreisläufe unterteilt werden – der kleine Lungenkreislauf und der große Körperkreislauf. Der Lungenkreislauf führt direkt vom Herzen in die Lunge. Dort wird das Blut mit Sauerstoff angereichert. In der Lunge wird dabei der verbrauchte Sauerstoff – in Form von CO2 – abgegeben. Der Körperkreislauf führt das nun sauerstoffreiche Blut in alle Körperteile zurück und der Vorgang wiederholt sich. Bereits diese grobe Darstellung zeigt, dass Atmung und Herzschlag einander beeinflussen (bei einem steigenden Sauerstoffbedarf erhöht sich sogleich der Puls).

Gemessen werden kann der Puls z.B. mit dem Stethoskop, alternativ geht es auch mit der Hand z.B. am Unterkieferrand kurz vor der Ganasche oder mit leichtem Druck der flachen Fingerspitzen an der Schläfe oder in der Fesselbeuge des Pferdes.


Pulsfrequenzen auf einen Blick (Großpferd):
Ruhepuls ausgewachsenes Pferd 28 – 45 Schläge / Minute
Puls maximale Anstrengung über 200 Schläge / Minute*
Ruhepuls Hochleistungspferde kann deutlich verlangsamt sein
Ruhepuls Fohlen ca. 100 Schläge / Minute
Ruhepuls Jährling 70 – 80 Schläge / Minute

*Der Wert sollte nach spätestens 20 Minuten (egal wie hart gearbeitet wurde) wieder im Normbereich sein – sofern keine schweren Atemwegsprobleme vorliegen.

Der Blutdruck eines Pferdes schwankt zwischen zwei Phasen, der Systole 112 ± 14 und der Diastole 70 ± 14. Wobei das sehr individuell betrachtet werden und erst nach mehreren Messungen als Referenz dienen sollte. Gemessen wird i. d. R. vom Tierarzt mit Manschette an der Schweifrübe.


Kreislaufprobleme – Wetterfühligkeit beim Pferd

Des Öfteren hören wir folgendes in unseren Beratungsgesprächen: „Mein Pferd ist wetterfühlig.“ Damit ist meistens ein gestörter Kreislauf der Pferde (Lethargie, hohe Atemfrequenz, starkes Schwitzen bis hin zu leichten bis mittleren Koliken) gemeint. In solchen Fällen insbesondere bei Koliken wird ein Blutdruckabfall vermutet, welcher eine schlechtere Durchblutung der Darmmuskulatur verursacht.

Bei Hitze und/oder starker Beanspruchung steigt der Bedarf an Sauerstoff und Nährstoffen in der Muskulatur an. Bei Belastung erhöht sich die Muskelarbeit und somit die Durchblutung. Kommt nun auch noch eine hohe Außentemperatur hinzu, kann die durch das Schwitzen eingeleitete Wärmeabfuhr nur bedingt stattfinden, wenn Pferde alters- oder krankheitsbedingt ein schwaches Herz oder einen anfälligen Kreislauf haben. Starkes Schwitzen senkt das Blutvolumen (Flüssigkeit geht verloren) und entzieht dem Pferd wichtige Elektrolyte. Diese wiederum (z.B. Kalium und Magnesium) sind elementar für eine funktionale Herztätigkeit. Ein Mangel führt zu Herzrhythmusstörungen. Daraus ergibt sich eine hohe Belastung für das Herz-Kreislauf-System. Ebenso können heftige Temperaturschwankungen die natürliche Regulation beeinträchtigen. Pferde des Nordtyps (Isländer, Kaltblüter, Tinker, Haflinger, Shetty…), untrainierte, immunschwache oder alte Tiere neigen deutlich öfter zur Wetterfühligkeit.


So erkenne ich Herz-Kreislauf-Probleme beim Pferd:

  • Lethargie
  • Appetitlosigkeit
  • Kraftlosigkeit
  • Kurzatmigkeit
  • Verspanntheit
  • unregelmäßiger Puls = zu hoch/niedrig
  • blasse bis blaue Schleimhäute
  • „Wetterfühligkeit“, Kreislaufkolik
  • Wasseransammlungen, Ödeme (geschwollene Beine, Brust, Lymphknoten)

Marker für ein Herz(muskel)problem im Blutbild können sein: LDH, CK und GOT(AST), wobei diese nicht spezifisch genug sind, um immer in die Symptomatik miteinbezogen zu werden.

Nierenprobleme beim Pferd können die Gesundheit des Pferdeherzens beeinträchtigen – und umgekehrt.

Nicht immer treten alle Symptome auf einmal auf und wir müssen leider bedenken, dass Pferde erst spät anzeigen, wenn etwas im Argen liegt. Sollte es zu vermehrten Symptomen kommen, so ist eine tierärztliche Untersuchung unabdingbar. Denn mit einer Herzmuskelentzündung oder gar Herzinsuffizienz ist nicht zu spaßen. Eine kardiologische Untersuchung (z.B. Herzultraschall) kann Aufschluss geben.

Herzprobleme können auch zu Schäden an anderen Organen führen. Hauptsächlich durch Stauungen des Blutstroms kommt es häufig zu Wasseransammlungen im Körper. Der Spruch „etwas auf Herz und Nieren prüfen“ kommt nicht von ungefähr, stehen doch die beiden Organe in einem engen Zusammenspiel. Ist die Herzleistung vermindert, wird die Niere nicht genügend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Arbeitet die Niere nicht mehr richtig, kommt es zu Störungen des Elektrolythaushalts, welcher direkten Einfluss auf die Herzleistung hat. Es gilt also: Gibt es eine Schwäche des einen Organs, sollte immer auch auf das andere geachtet werden!


Ursachen von Kreislaufproblemen und Herzleiden können sein:

  • Genetisch vererbte Herzfehler
  • Niereninsuffizienz
  • Mangel-/Fehlernährung – Nährstoffmangel, Wassermangel
  • Falsches Training – unregelmäßige Arbeitseinheiten, Überbeanspruchung, zu frühes Anreiten, ungenügende Aufwärm- und Abkühlphasen
  • Hohes Alter: Das gealterte Herz zeigt – wie bei uns auch – Verschleißerscheinungen, schlägt nicht mehr so kräftig und die Durchblutung wird schlechter.
  • Fettleibigkeit – genauso riskant wie bei uns Menschen. Ein gestörter Fett- und Zuckerstoffwechsel hat Folgen für das Herz-Kreislauf-System: Im schlimmsten Fall kommt es zu Ablagerungen in den Herzgefäßen und zu Infarkten oder Insuffizienzen.
  • Infektionen – nicht fachgerecht behandelte oder nicht erkannte Entzündungen im Körper können über das Blut ins Herz wandern – eine Herzmuskelentzündung ist die Folge.
  • Verwurmung – Würmer können im ganzen Körper Schäden anrichten. Ihre Larven gelangen in Arterien und somit in den gesamten Blutkreislauf und verursachen u.a. Entzündungen und Gerinnsel.
  • Vergiftungen – Giftpflanzen, Abfallprodukte der Entgiftungsorgane, die in den Blutkreislauf gelangt sind, stellen eine große Gefahr dar.

Vitalstoffmängel als Ursache von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Pferd?

Natürlich ist es meist kein Mangel allein, der ein Problem mit dem Herz-Kreislauf-System auslöst. Dennoch gibt es einige Vitalstoffe, die essenziell an einer gesunden Herzfunktion beteiligt sind. Fehlen diese über längere Zeit oder im Fohlenalter, kann dies ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen. Wie wir ja wissen, ist das Herz ein Muskel. Aus diesem Grund benötigt es auch Nährstoffe, die am Muskelstoffwechsel beteiligt sind. Hierzu zählen u.a.:

  • Vitamin E: Es schützt die Zellen und Gewebe vor Oxidation. Der Bedarf bei tragenden Stuten ist erhöht (ein Mangel kann Schäden am Herz des Fötus verursachen!).
  • Selen: Es ist unabdingbar für einen gesunden Muskelaufbau und –erhalt, insbesondere im Fohlenalter.
  • Vitamin B1 ist beteiligt an der Reizweiterleitung vom Nerv zu Muskulatur und spielt eine wichtige Rolle im Kohlehydratstoffwechsel, sprich der Energiegewinnung.
  • Elektrolyte, insbesondere Kalium & Magnesium. Ein Mangel an Elektrolyten kann lebensbedrohlich werden! Normalerweise ist der Bedarf bei normaler Fütterung, freiem Zugang zu frischem Wasser und bei Bereitstellung eines Salzlecksteins gegeben. Allerdings steigt bei Hitze, starkem Schwitzen (Training) und auch bei Stress der Verbrauch enorm an. Bei Kalium sollte es weder zu viel noch zu wenig sein. Tatsächlich können beide Extreme Herzschädigungen befördern. Ebenso ungünstig ist ein zu viel an Calcium: Es begünstigt eine vermehrte Kaliumausscheidung, welche die Herzfunktion ernsthaft gefährden kann.

Natürliche Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion durch die Fütterung:

Bei Diagnose oder Verdacht auf Erkrankungen des Herz- Kreislauf-Systems können Sie Ihr Pferd mit speziellen Kräutern und Nährstoffen unterstützen:

Kräuter mit durchblutungsfördernden, blutdrucksenkenden, gefäßerweiternden und beruhigenden Eigenschaften werden erfolgreich in der alternativen Medizin bei Herzleiden eingesetzt. Dazu zählen zum Beispiel: Weißdorn (Blätter, Blüten und Früchte), Ginkgo, Herzgespann, Brennnessel und Knoblauch. (bspw. ESTELLA Herz/Kreislaufsaft, EQUIPU- corfit "P" oder HerbaCor von PerNaturam)

Vermieden werden sollte die Fütterung von Süßholzwurzel, da diese Einfluss auf den Kaliumspiegel hat.

Ist die Niere betroffen und bei Wasseransammlungen und Ödemen kann eine Entwässerung und Ausleitung mit z.B. Billy´s Nierenkräutern sinnvoll sein.

Um einem Elektrolytmangel vorzubeugen, kann während der Sommermonate bei starkem Schwitzen zum Beispiel EquiPower-Elektrolyt liquid helfen.

Besonders hervorzuheben ist die Anwendung von Omega-3-Fettsäuren. Es ist unumstritten, dass sie sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Erfolgen kann dies durch die Fütterung von unserem OmegaBalance Öl oder zumindest einem Leinöl.

Eine Nahrungsergänzung die sowohl Kräuter als auch wichtige Nährstoffe enthält ist EQUIPUR-corfit "P".

Um Stressreaktionen und Unruhe entgegenzuwirken, kann eine Gabe von ausgleichenden beruhigenden Kräutern manchen Pferden helfen (z. B. ESTELLA Nervensaft).


Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen:

  • Training im aeroben Bereich
  • viel Bewegung
  • ausreichende Aufwärm- und Abkühlphasen
  • regelmäßige Überprüfung des Wurmstatus
  • Stress vermeiden
  • Schattenplätze auf Koppeln anbieten
  • ausreichend Wasser zur Verfügung stellen
  • bei starkem Schwitzen zusätzliche Elektrolyte geben
  • Abspritzen mit kaltem Wasser (Vorsicht! Erst mit den Beinen beginnen und langsam ausweiten - Herzregion zum Schluss.)
  • Nährstoffbedarf decken (z.B. Mineral Plus)

Die gute Nachricht: Aus einer Studie geht hervor, dass der Großteil herzkranker Pferde die freizeitlich „genutzt“ werden keine Einschränkungen in Lebensqualität und Leistungsfähigkeit haben. Es sollte aber auf jeden Fall regelmäßig untersucht und aus dem Sport herausgenommen werden.


Verfasserin: Valeria Wenk, Ernährungstherapeutin f. Pferde, Quellen: http://www.pferdemedizin-osteopathie-weber.de/; https://www.laborparadocs.de/; https://www.reiterrevue.de; https://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/; https://www.veterinarytechnics.com/; https://www.herzklappenhilfe.de/; https://www.collegecaball.de/