Fohlen bei Fuß – laktierende Stute und Fohlen richtig füttern!

In freier Wildbahn ziehen Stuten für gewöhnlich bis kurz vor der Geburt mit ihrer Herde weiter. Erst zum Gebären sucht sich die Stute einen ruhigen und möglichst sicheren Platz. Die Stute und das neugeborene Fohlen schließen sich bereits nach wenigen Stunden wieder der Herde an. Der Ort der Geburt riecht nach frischem Blut. Dieser Geruch lockt Raubtiere an. Dies ist ein Grund dafür, warum Fohlen in kürzester Zeit auf die Beine kommen müssen. Der Schutz der Herde ist wichtig und erhöht die Überlebenschancen.

Das Fohlen sucht mit seiner Mutter den Schutz der Herde.Umso wichtiger ist es, dass sich die Stute in ihrer Abfohlbox, sofern sie nicht innerhalb der Herde gebärt, sicher und geborgen fühlt. Die Abfohlbox sollte angepasst an die Größe der Stute zwischen 16 und 20 qm groß sein. Sinnvoll ist es, die Stute schon vorher an die Box zu gewöhnen. Dies ist nicht nur für ihr Wohlbefinden wichtig, sondern auch ihr Immunsystem stellt sich auf die neue Umgebung ein und bildet entsprechende Antikörper, die dem Fohlen später zugutekommen. Das Fohlen nimmt diese mit der Kolostralmilch auf. Stuten die Hufeisen tragen, sollten diese vor der Geburt abgenommen bekommen, da das Verletzungsrisiko für das Fohlen erhöht ist. Es versteht sich von selbst, dass Sauberkeit und Hygiene in den Tagen vor, während und nach der Geburt einen großen Stellenwert einnehmen. Übertriebene Hygienemaßnahmen sind allerdings nicht notwendig. Der Stall muss nicht keimfrei, sondern sauber, trocken und staubfrei sein. Als Einstreu empfiehlt sich Stroh, Torfeinstreu oder Leinstroh.

Ein besonderes Augenmerk sollte auf das Entwurmen der Stute gelegt werden. Diese sollte 6 - 8 Wochen vor der Geburt und noch einmal kurz vor dem Geburtstermin entwurmt werden. Dadurch verringert sich die Gefahr einer Kolik bei der Stute und auf das Fohlen können durch die Milch keine Wurmlarven übertragen werden. Allerdings gilt es zu beachten, dass einige gängige Wurmkuren nicht an tragende Stuten oder junge Fohlen verabreicht werden dürfen. Hier ist eine Absprache mit dem Tierarzt notwendig.

In den letzten 4 Tagen vor der Geburt wächst das Fohlen noch einmal kräftig heran. Daraufhin signalisiert das Fohlen der Stute, dass es bereit ist geboren zu werden. In einem alten Sprichwort heißt es: „Das Fohlen bestimmt den Tag und die Stute die Stunde“. Da scheint etwas Wahres dran zu sein, wenn man sich die Statistiken der Geburtszeiten ansieht. 90 % aller Geburten finden zwischen 18:00 und 06:00 Uhr statt. Davon kommen wiederum über 60 % der Fohlen zwischen 21:00 und 03:00 Uhr auf die Welt. Die Stuten sind in der Lage die Geburt ihres Fohlens über mehrere Stunden hinauszuzögern und warten den für sie günstigsten Moment ab. Diese Vorgehensweise sichert ihnen und ihren Fohlen in freier Wildbahn das Überleben.

Die ersten Anzeichen einer kurz bevorstehenden Geburt sind honigfarbene Harztropfen am Euter, die in einen Milchfluss übergehen. Die Muskeln und Bänder im Beckenbereich werden schlaffer und es kommt zu Unruhe, Scharren und manchmal auch zu einer Wesensveränderung. Kurz zusammengefasst:

  • Einfallen der Beckenbänder
  • Vergrößerung des Euters
  • Bildung von Harztropfen
  • der Pferdekörper wirkt birnenförmig
  • es kann zu einem Unterbauchödem und angelaufenen Beinen kommen
  • die Scheide wird länger und gefältelt

Die eigentliche Geburt wird in drei Phasen aufgeteilt. In die Öffnungsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase.

Die Öffnungsphase kann zwischen 1 und 4 Stunden dauern. In dieser Phase beginnt der Geburtskanal sich zu weiten und die Gebärmutter beginnt mit den Kontraktionen (Wehen). Stuten zeigen dann in den meisten Fällen folgendes Verhalten:

  • Unruhe
  • Schwitzen
  • Umschauen zum Bauch
  • Aufstampfen
  • häufiges Hinlegen und Aufstehen
  • vermehrter Kotabsatz

Die Austreibungsphase sollte nach spätestens 20 Minuten abgeschlossen sein. Nur bei 4 % aller Fohlengeburten kommt es zu Komplikationen. In der Regel benötigt die Stute keine Hilfe. Sollte es nötig sein die Stute und das Fohlen zu unterstützen, ist es wichtig, sich vorher die Hände gut zu waschen und bestenfalls Einmalhandschuhe zu verwenden. So wird die Infektionsgefahr verringert. Die Unterstützung durch den Menschen ist in folgenden Situationen sinnvoll:

  • Die Fruchtblase zerplatzt nicht beim Herauspressen des Fohlens (sehr selten). In diesem Fall müssen Sie diese selbst eröffnen!
  • Das Fohlen erscheint nicht mit den Vorderbeinen. Dann sofort den Tierarzt verständigen! Auch beim Pferd kommt es ab und zu vor, dass der Nachwuchs nicht richtig liegt (z. B. Sohlen der Vorderhufe zeigen nach oben, Hinterbeine kommen zuerst usw.). Sie sollten dann die Geburt verzögern, indem Sie die Stute zum Aufstehen bringen und führen.
  • Das Fohlen ist nach 30 Minuten noch nicht vollständig geboren. Dann ebenfalls sofort den Tierarzt rufen!
  • Die Eihäute bleiben auf den Nüstern und dem Maul des Fohlens hängen. In dieser Situation sollten Sie selber die Eihäute möglichst schnell wegschieben und die Nüstern sowie das Maul vorsichtig vom Schleim befreien, da das Fohlen ansonsten ersticken könnte! Vermeiden Sie in die Maulöffnung zu fassen - Infektionsgefahr!
  • Zeigt das Fohlen Atembeschwerden, weil es Fruchtwasser eingeatmet hat, muss es schnell und ruckartig an beiden Hinterbeinen hochgehoben werden, damit die Flüssigkeit aus Maul und Nüstern fließen kann.

In der Nachgeburtsphase ist es wichtig darauf zu achten, dass die Nachgeburt innerhalb der ersten 2, spätestens aber nach den ersten 3 Stunden abgeht. Ist die Nachgeburt da, ist eine Kontrolle auf deren Vollständigkeit extrem wichtig. Hierfür können Sie die Nachgeburt auf der Stallgasse ausbreiten. Selbst das Fehlen von kleinsten Stücken sollte nicht ignoriert, sondern dem Tierarzt gemeldet werden. Schnell kann es durch die in der Gebärmutter verbliebenen Teile zu einer Gebärmutterentzündung und im schlimmsten Fall zu einer Geburtsrehe kommen. Die Nachgeburt ist in jedem Fall aufzubewahren bis der Tierarzt diese kontrolliert hat.

Als kleine Hilfe hier die 1-2-3-Regel:

  • Nach 1 Stunde sollte das Fohlen stehen.
  • Nach 2 Stunden muss es saugen.
  • Nach 3 Stunden muss die Nachgeburt abgegangen sein. Nach maximal 6 Stunden muss ein tierärztliches Eingreifen erfolgt sein.

Die Stute und ihr Fohlen.Um gut auf die Geburt vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich eine Fohlennotfallkiste anzulegen. Folgendes sollte in der Kiste enthalten sein:

  • Jodlösung + Dipgefäß zur Nabeldesinfektion
  • Waschlotion (z. B. Jodseife)
  • Handtücher
  • Einweghandschuhe
  • Eimer für die Nachgeburt
  • Strick um die Nachgeburt bei einer Nachgeburtsverhaltung hochzubinden
  • Bandagen (zum Bandagieren des Schweifes)
  • Nabelschnurklemme
  • Fieberthermometer
  • Telefonnummern des Tierarztes
  • Notpackung Fohlenmilch- und Kolostralmilchersatz
  • 2 Babyflaschen mit Sauger
  • Atemstimulierendes Mittel (z. B. Respirot)

Hinweis: Alle hier aufgeführten Maßnahmen setzen eine gewisse Erfahrung voraus. Kontaktieren Sie immer Ihren Tierarzt und sprechen Sie einzelne Maßnahmen ggf. mit ihm ab. Ziehen Sie niemals während des Geburtsverlaufs am Fohlen oder der abgehenden Nachgeburt. Veranlassen Sie auf jeden Fall, dass Ihr Tierarzt in den nachfolgenden Stunden einen ersten geschulten Blick auf Stute und Fohlen wirft.


Fohlen bei Fuß – die ersten Stunden

Nach der Geburt gilt es der Nabelschnur eine hohe Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Diese reißt im Normalfall an einer präformierten Stelle, ca. 3 – 4 cm von der Bauchdecke entfernt, ab. In den meisten Fällen passiert dies, wenn das Fohlen den Geburtskanal verlässt oder bei den ersten Bewegungsversuchen. Ist die Nabelschnur gerissen, sollte sie sofort mit einer Jodlösung desinfiziert werden. In den ersten 24 Stunden ist es sinnvoll die Desinfektion mehrmals zu wiederholen, um die Nabelschnur auszutrocknen und erneut zu desinfizieren. Tritt der Fall nicht ein und die Nabelschnur reißt nicht von alleine, kann diese mit einem desinfizierten Faden abgeklemmt werden. Dies sollte aber wirklich nur geschehen, wenn es nicht anders geht.

Nachdem die Nabelschnur gerissen und die Nachgeburt abgegangen ist, wird die Stute mit Wasser an Genitalien und Hinterbeinen gereinigt. Jetzt kann man gut erkennen, ob sich die Stute während der Geburt verletzt und ob sie Ausfluss hat. In der Regel werden die Geburtssekrete von der Stute resorbiert. Ist das nicht der Fall, sollte der Tierarzt informiert werden. Aus der Abfohlbox kann nun das verunreinigte Stroh geholt und bei Bedarf mit Stroh nachgestreut werden. Das Fohlen dankt es Ihnen, wenn es seine ersten Lebensstunden auf einem trockenen und sauberen Untergrund verbringen darf. Wichtig bei all diesen Tätigkeiten ist es, sich im Hintergrund zu halten und Stute und Fohlen so wenig wie möglich zu stören. Sie sollen die Zweisamkeit genießen und sich kennenlernen.

Gleich nach der Geburt beginnt die Prägephase für Stute und Fohlen. Da diese in einer sehr kurzen Zeit stattfindet und eine falsche Prägung irreversible Schäden verursachen kann, ist es unabdingbar Stute und Fohlen in dieser Zeit nur im Notfall zu stören. Ist das Fohlen einmal auf den Menschen, ein anderes Tier oder auch Gegenstand geprägt, gibt es kein Weg zurück. Die Stute benötigt ungefähr eine halbe Stunde bis sie ihr Fohlen eindeutig wiedererkennt. Das Fohlen hingegen benötigt bis zu 2 Tage, also wesentlich länger. Diese Entwicklung ist für das Fohlen elementar wichtig und in jedem Fall zu berücksichtigen. Stuten können in der Prägephase ganz unterschiedlich auf den Menschen reagieren. Manche präsentieren sich anfangs mit einem hohen Schutzverhalten und unter Umständen auch aggressiv. Dieses Verhalten ist für die Stute in der freien Wildbahn absolut normal, um ihr Fohlen vor anderen Pferden zu schützen und auf sich zu prägen.

Hin und wieder kommt es vor, dass Stuten das erste Saugen nicht akzeptieren und die Fohlen wegschlagen oder wegbeißen. Nehmen Sie die Stute ggf. an ein Halfter und versuchen Sie das Fohlen vorsichtig von der Seite an den Euter heranzuführen. Verbreiten Sie keine Hektik, meist klappt es nach einiger Zeit. Notfalls kann die Kolostralmilch (Erstmilch) von Hand gemolken und mit der Flasche an das Fohlen gefüttert werden.


So verhält sich ein Fohlen innerhalb der ersten 12 Stunden.

Das normale Verhalten eines Fohlens in den ersten 12 Stunden lässt sich so zusammenfassen:

5 Minuten:

  • Anheben des Kopfes
  • Aufrichtung in Brustlage
  • Saugreflex

15 Minuten:

  • Brustlage
  • Aufstehversuche

0,5 – 1,5 Stunden:

  • Stehen
  • Suchen das Euter

12 Stunden:

  • problemlose Milchaufnahme und Folgen der Stute

Herzfrequenz:

  • 1 Min.: 60 – 80 Schläge pro Minute
  • 15 Min.: 120 – 160 Schläge pro Minute
  • 12 Stunden: 80 – 120 Schläge pro Minute

Temperatur:

  • 1 Min.: 37,5 Grad
  • 12 Stunden: 38,5 – 38,9 Grad

In den ersten 12 Stunden setzt das Fohlen normalerweise in mehreren Portionen das Darmpech, auch „Mekonium“ genannt, ab. Insgesamt sind es zwischen 500 und 800 Gramm. Die meisten Fohlen beginnen mit dem Absetzen des Darmpechs nach den ersten Mahlzeiten. Das Darmpech hat eine feste und zähe Konsistenz. Bei Hengstfohlen kann es auch mal etwas länger dauern.

In der Regel trinken Fohlen in den ersten Tagen 4- bis 7-mal pro Stunde. Wird die Anzahl wiederholt überschritten, kann das Problem bei der Mutter liegen (z. B. zu wenig Milch). Trinken Fohlen seltener, kann das auf ein Gesundheitsproblem beim Fohlen hindeuten. Gesunden Fohlen fließt keine Milch aus der Nase. Wenn die Stute ihr Fohlen ohne erkennbaren Grund ständig beim Trinken abschlägt, kann es sich um eine Euterentzündung handeln, die für die Stute sehr schmerzhaft ist. In den ersten Lebenstagen kommt es vor, dass das Fohlen den frischen Kot der Mutter frisst. Das ist normal und hilft dem Fohlen beim Aufbau der eigenen Darmflora.


Gesunde Fohlen - die Milch macht´s!

Die sogenannte Biestmilch wird vom gesunden Fohlen 2 - 3 Stunden nach der Geburt getrunken. Die erste Milchmahlzeit, die auch Kolostrum genannt wird, ist für das Fohlen überlebenswichtig. Zusammen mit der Milch nimmt es maternale Antikörper (Immunglobuline) auf, die in hoher Konzentration in der Milch enthalten sind. Das Fohlen nimmt diese Antikörper über den Darm auf und dieser schickt sie wiederum in die Blutbahn, wo sie das Fohlen vor Infektionen schützen. Die Aufnahme des Kolostrums muss in den ersten Lebensstunden erfolgen, da der Darm nur für eine gewisse Zeitspanne die Antikörper in die Blutbahn überführt.

Neben den Antikörpern enthält die Milch auch viele Nährstoffe, Eiweiße und Vitamine (A, E), die im Organismus des Fohlens verschiedene Schutzfunktionen übernehmen. Bis das Fohlen eigene Antikörper bilden kann, nutzt es die in der Milch enthaltenen Schutzstoffe zur Immunisierung. Der Gehalt an Schutzstoffen in der Milch sinkt schnell. Schon 4 - 8 Stunden nach der Geburt können nur noch 1/10 des Ausgangswertes nachgewiesen werden.

In Ausnahmefällen kann es sein, dass das Fohlen auf die Kolostralmilch eine allergische Reaktion zeigt. In einem solchen Fall hat die Stute in der Trächtigkeit Antikörper gegen die Antigene des Fohlens entwickelt. Diese werden jetzt über die Milch an das Fohlen übertragen. Diese gelangen ebenfalls über die Darmwand des Fohlens in die Blutbahn, aber anstatt das Fohlen zu unterstützen, lösen sie eine Abwehrreaktion aus und das Fohlen fängt an zu zittern, wird immer schwächer und bekommt im schlimmsten Fall Gelbsucht.

Die Fohlen werden normalerweise in einem Alter von 6 Monaten von der Mutter getrennt. In den ersten Wochen saugen Fohlen durchschnittlich bis zu 50-mal in 24 Stunden und nehmen dabei ca. 150 - 200 ml pro Mahlzeit auf. Je älter die Fohlen werden desto mehr reduziert sich die Häufigkeit und Menge der Mahlzeiten. Das Fohlen legt in den ersten beiden Monaten am meisten an Gewicht zu. Bereits bis zum dritten Monat hat sich das Gewicht des Fohlens verdreifacht.


Gesundes Fohlen bei Fuß – eine gute Versorgung der Mutter ist essenziell!

In den ersten Tagen nach der Geburt kann der Stute eher wenig zugefüttert werden, da die Milchleistung erst später rapide ansteigt. Die Menge an Zusatzfutter sollte langsam bis zu einer Menge von bis zu 1,5 kg Kraftfutter pro 100 kg Körpergewicht erhöht werden. Die Stute sollte mindestens 5 Mahlzeiten am Tag erhalten. Bei der Heuration ist darauf zu achten, dass die Menge nicht unter 1,5 kg pro 100 kg Körpergewicht liegt.

Ein Mischfutter für hochtragende und laktierende Stuten sollte folgendes enthalten:

  • Rohprotein 15 %
  • Calcium 1 – 1,2 %
  • Phosphor 0,4 – 0,5 %
  • Natrium 0,2 – 0,3 %
  • Vitamin A 30.000 IE
  • Vitamin E 300 mg
  • Vitamin D 3.000 IE
  • Jod < 1 mg
  • Zusammensetzung: aufgeschlossenes Getreide (geschält oder geflockt), Sojaextraktionsschrot, Pflanzenöle, Leinsamen, Melasse, Bierhefe, Trockenschnitzel, Vitamine- und Mineralstoffe

(Angaben: Prof. Dr. Manfred Coenen, Institut für Tierernährung, Tierärztliche Hochschule Hannover)

Auch wenn die Stute auf der Weide steht ist die Zinkversorgung nicht zu vernachlässigen. Im Mittel liegen die Zinkwerte im Weidegras bei 30 - 40 mg pro kg Trockensubstanz. Der Bedarf bei laktierenden Stuten ist wesentlich höher. Dieser liegt bei 50 mg pro kg Futtertrockensubstanz. Durch einen Zinkmangel wird die Neubildung von Haaren, Hufhorn und Haut gehemmt und das Infektionsrisiko steigt.

Fehler in der Fütterung von Stute und Fohlen können folgende Probleme nach sich ziehen:

  • zu geringer Energiegehalt: Fruchtresorption
  • Natriummangel: verzögerter Darmpechabgang
  • Jod (Mangel/Überschuss): Lebensschwäche, Kropf
  • Selenmangel: Immunschwäche, eventuell Muskelerkrankung
  • Selenüberschuss: Hufdeformation, Leberschäden
  • Kupfermangel: Störungen an den Gliedmaßen, Blutbildungsstörungen und Nerven
  • Vitamin A-Mangel: Fehlbildung der Augen, Gaumenspalten

(Nach Meyer und Coenen 1995 in Busch und Zerobin (1995): Fruchtbarkeitskontrolle bei Groß- und Kleintieren)


Brauchen Fohlen ein Mineralfutter?

Das Fohlen beginnt als erstes spielerisch Heu zu fressen und ahmt seine Mutter nach. Dass in dieser Zeit nur bestes und qualitativ hochwertiges Heu zur Verfügung stehen sollte, versteht sich von selbst. Das Fohlen nimmt ca. 100 - 150 g täglich auf. Anfangs ist die Verdauung der Rohfaser nur wenig möglich, da die Entwicklung der Backenzähne und der Mikroflora im Darm noch nicht abgeschlossen sind. Ein spezielles Ergänzungsfutter für Fohlen kann, wenn nötig, ab dem 2. Monat gefüttert werden. Der Rohproteingehalt sollte mindestens 16 % betragen.

Die normale Fütterung bestehend aus Heu und Hafer ist für ein Fohlen nicht optimal, da die enthaltenen essentiellen Aminosäuren und Mineralstoffe nicht ausreichend sind. Ist der Bedarf nicht abgedeckt, kommt es zu Folgeerscheinungen wie Wachstumsstörungen, unzureichende Knochen- und Gelenkentwicklungen, Hufveränderungen und ein geschwächtes Immunsystem. Ab dem 3. Lebensmonat empfiehlt sich daher die ergänzende Fütterung eines auf den Bedarf von Fohlen und Jungpferden ausgerichteten Mineralfutters (z. B. Junior on top).

Lysin ist die erste limitierende Aminosäure, die für das Fohlen wichtig ist. Darauf folgen Methionin und Cystein. Besonders bis zum 9. Monat ist auf eine ausreichende Zufütterung der essentiellen Aminosäuren zu achten. Während der ersten Monate ist der relative Eiweißbedarf am höchsten (ca. 3 g dvRP/kg KM) und sinkt stetig (1 - 1,5 g dvRP/kg KM). Der Eiweißbedarf wird bei jungen Pferden hauptsächlich über Gras abgedeckt. Außer Gras sollte die Ration für Jungpferde zusätzlich aus Heu, Mineralfutter, Hafer, einem Salzleckstein und frischem Trinkwasser ad libitum bestehen.


Brauchen Fohlen ein spezielles Kraftfutter?

Die Frage wird sicher unterschiedlich beantwortet. In vielen Veröffentlichungen wird ab dem 2. Lebensmonat ein Kraftfutter für Fohlen empfohlen. Aus heutiger Sicht muss diese Vorgehensweise eher kritisch betrachtet werden. Sofern ausreichend artenreiche Weideflächen zur Verfügung stehen und die Stute mit Fohlen ganztägig die Weide nutzen kann, bedarf es keiner zusätzlichen Fütterung des Fohlens. Die wichtigen Nährstoffe erhält das Fohlen über die Muttermilch. Daher ist insbesondere darauf zu achten, dass es der Stute an nichts fehlt. Füttern Sie ein hochwertiges Mineralfutter. Zusätzlich darf es auch mal ein wenig Hafer sein und achten Sie auf eine ebenso wertvolle Versorgung mit Aminosäuren (Soja, Leinsamen oder ein entsprechendes Ergänzungsfutter). Stellen Sie Stute und Fohlen Heu in bester Qualität (nicht zu grobstängelig) ad libitum zur Verfügung.


Themenbezogene Fragen an den Ernährungsspezialisten Thomas Kranz:

  • Worauf sollte der Züchter bei der Fütterung vor dem Geburtstermin achten?

Der Bedarf an Energie steigt in den letzten 30 Tagen sprunghaft an. Hier dürfen es also ruhig 30 % mehr Futter sein. Zudem sind jetzt die hochwertigen Eiweiße immens wichtig. 100 Gramm Billy´s Bierhefe und 100 Gramm EQUIPUR-leinplus oder 50 Gramm EQUIPUR-amino sorgen für die Deckung des zusätzlichen Bedarfes. Ebenso steigt der Bedarf an Calcium und Phosphor, der für eine gesunde Entwicklung des Skeletts gebraucht wird. Hier sollte also unser Mineralfutter Mineral Plus (15 g je 100 kg Körpergewicht) mit dem EQUIPUR-calcin in den letzten 4 - 6 Wochen der Trächtigkeit kombiniert werden.

  • Müssen die Stuten während der Trächtigkeit mit Kraftfutter versorgt werden?

In der freien Wildnis steht den Pferden kein Kraftfutter zur Verfügung, daher stellt sich für mich diese Frage nicht. Wer wie oben angeführt füttert, benötigt nicht zwingend Kraftfutter. Dennoch hat Hafer eine Vielzahl von hochwertigen Inhaltstoffen und kann daher in moderaten Mengen zugefüttert werden. In den letzten Tagen vor der Geburt sollte die Mengen an Heu allerdings reduzieren und ggf. mit etwas Kraftfutter oder Mash ausgeglichen werden. In der Wildnis fressen Stuten kurz vor der Niederkunft einfach instinktiv etwas weniger.

  • Braucht das neugeborene Fohlen ein eigenes Mineralfutter?

In den ersten Monaten nach der Geburt nimmt das Fohlen alle wichtigen Vitalstoffe über die Muttermilch auf. Wer also sein Fohlen ordentlich versorgen will, gewährleistet dies über die Mutterstute. Die Milch ist hier der beste Mineral-Booster für die Kleinen. Somit hat die Stute auch während der Laktation einen erhöhter Eiweiß-, Energie- und Vitalstoffbedarf (insbesondere Calcium und Phosphor). Ab dem 3. Lebensmonat empfiehlt es sich den Fohlen ein Mineralfutter zu füttern, das gezielt auf den Bedarf von Fohlen und Jungpferden ausgerichtetet ist (z. B. Junior on top).

  • Brauchen Fohlen sogenannte Fohlenstarter?

Nein, eigentlich nicht. Der junge Verdauungstrakt des Fohlens ist eigentlich nicht auf stärkereiches Futter eingestellt, auch wenn in vielen Veröffentlichungen dazu geraten wird. Für mich ergibt sich die Notwendigkeit nicht und viele Probleme werden mit dieser Form der Fütterung (Mästung) in Verbindung gebracht. Gesunde Pferde werden auf artenreichen Weiden mit Rückzugsmöglichkeiten (Fohlen halten auch gerne einen Mittagsschlaf) bei der Mutter groß. Sie müssen nicht mit 1 Jahr schon aussehen wie eine „Presswurst“.

  • Nach dem Absetzen – wie muss hier weitergemacht werden?

Alles rund um das Thema Absetzen lesen Sie in unserem Fachartikel: Wenn Fohlen abgesetzt werden. Soviel aber vorweg – viel hilft nicht viel und junge Pferde sehen sowohl mit 3 Wochen, 3 Monaten als auch 3 Jahren proper aus. Zwischendrin sind die Beine auch nicht immer zwingend gleich lang! Und man sollte nie vergessen, dass jede Krankheit am Ende auch das Immunsystem trainiert und jede Medikation oder Impfung unbedingt abgewägt werden sollte. Viel Luft, Bewegung unter Artgenossen, gutes, ruhig auch mal jüngeres Heu, Rückzugsmöglichkeiten, ein vernünftiges Mineralfutter (Junior on top), etwas Öl (Omega Balance Öl), ein wenig Hafer und Wasser. Damit müsste es funktionieren.


Quellen: http://www.tierarzt-praxisfuerpferde.de/pferd/fohlen.html, http://www.martens-roewer.de/wissenswertes--news/wissen-fuer-pferdebesitzer/fohlengeburt/index.html, http://www.barnboox.de/pferdewissen/pferde-zucht/fohlen-management/fohlengeburt-die-grundlagen/, https://weiterbildung-pferd.de/2017/07/17/fohlengesundheit-durch-richtige-fuetterung/, https://www.tierklinik-sarstedt.net/pferdeklinik/wissenswertes-f%C3%BCr-pferdebesitzer/fohlengeburt-und-erstversorgung/, http://www.pferdeklinik-dr-feilke.de/index_htm_files/Informationen%20zur%20Fohlengeburt.pdf, http://www.dqha.de/zucht/gesundheit-krankheit/rund-um-die-fohlengeburt/, Ein Fohlen von der eigenen Stute; Karin Kattwinkel; Cadmos Verlag; 2015

Aktualisiert: 07.2021