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Der König der Wege: Spitzwegerich – ein Alleskönner für Pferde?

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Spitzwegerich - eine wertvolle Heilpflanze bei AtemwegsbeschwerdenDer Name „Wegerich“ stammt aus dem Althochdeutschen, setzt sich aus „wega“ „Weg“ und „rih“ „König“ zusammen und bedeutet so viel wie „König der Wege“ oder „Wegbeherrscher“. Eine durchaus treffende Bezeichnung für den Spitzwegerich (lat. Plantago lanceolata), der ein häufiger Wegbegleiter auf Wiesen oder an Feld-, Weg- und Straßenrändern ist.


Botanischer Steckbrief

Der Spitzwegerich ist eine ursprünglich in Europa beheimatete, mehrjährige, krautige Pflanze. Inzwischen ist er weltweit verbreitet und wächst aufgrund seiner anspruchslosen Art an nahezu jedem Standort, bevorzugt es jedoch sonnig und warm. Durch sein markantes Äußeres ist er verhältnismäßig leicht zu bestimmen:

  • die Wuchshöhe beträgt bis zu 50 cm und als Tiefwurzler können die Wurzeln bis zu 60 cm in den Boden vordringen
  • die Blätter sind schmal, lanzettförmig und durch auffällige Längsadern gekennzeichnet - sie bilden eine grundständige Rosette
  • der ährige Blütenstand mit den weiß-braunen Blüten wird von einem langen, drahtig wirkenden Blütenstiel getragen
  • die Blütezeit ist von Mai bis September

Verwandte, ebenfalls zum Teil als Heilkraut eingesetzte, Wegericharten sind der Breitwegerich (Plantago major) und der Mittlere Wegerich (Plantago media).


Arzneipflanze des Jahres – was macht Spitzwegerich so besonders?

Seine Bedeutung als Heilpflanze wurde bereits im Altertum erkannt und heutzutage gilt er als eine der bekanntesten Heilpflanzen. Im Jahr 2014 wurde der Spitzwegerich sogar zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.

Anwendung finden hauptsächlich die Blätter des Spitzwegerichs, welche sich durch eine Vielzahl an wertvollen Inhaltsstoffen auszeichnen. Neben Iridoidglykosiden (2 - 3 %), Phenylethanoiden (3 - 8 %) und Schleimstoffen (2 - 6,5 %) enthalten die Spitzwegerichblätter auch Gerbstoffe (bis 6,5 %), Flavonoide, Phenolkarbonsäuren und in geringen Mengen Cumarine, Kieselsäure, Vitamine und Mineralstoffe (wie Zink und Kalium).

Für die einzelnen Inhaltsstoffe des Spitzwegerichs ist die pharmakologische Wirkung größtenteils bekannt. Ihnen werden sowohl adstringierende (zusammenziehende), antiphlogistische (entzündungshemmende), antibiotische sowie antivirale Wirkungen nachgesagt. Zudem werden dem Spitzwegerich schleimbildende, reizmildernde und wundheilungsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Eine Übersicht hierzu bietet die Tabelle 1.

Tabelle 1: Pharmakologische Wirkung von Inhaltsstoffen des Spitzwegerichs
(Büechi und Wegener, 2005)

Stoffgruppe Inhaltsstoffe Wirkungen
Iridoidglykoside Aucubin resp. Aucubigenin antibiotisch, antiviral
  Aucubin immunstimulierend, leberprotektiv, antiphlogistisch
  Aucubin und Catalpol spasmolytisch
  Catalpol immunstimulierend
Phenylethanoide Acteosid und Cistanosid F antiphlogistisch, spasmolytisch, immunsupprimierend
Gerbstoffe   adstringierend, antiviral
Schleimstoffe   immunstimulierend, muzilaginos
Flavonoide Apigenin und Luteolin antiphlogistisch
Phenolkarbonsäuren Chlorogensäure antioxidativ, immunstimulierend
  Kaffee- und Chlorogensäure antiviral
Saponine   antibiotisch, antiviral, Förderung der Resorption anderer Inhaltsstoffe

Spitzwegerich - Wirkung, Anwendung und Dosierung bei Pferden

Im medizinischen Bereich findet der Spitzwegerich bei Katarrhen der oberen Atemwege (innerlich), entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut (innerlich) sowie bei entzündlichen Veränderungen der Haut (äußerlich) Anwendung. Volksheilkundlich soll der Spitzwegerich auch bei entzündlichen Magen- oder Darmerkrankungen, Durchfall, als Hämostatikum (Blutstillung) oder zur Wunderversorgung, bei Insektenstichen sowie bei Appetitlosigkeit, anwendbar sein.

In der Phytotherapie ist der Spitzwegerich eine bedeutende Heilpflanze, dennoch gibt es leider nur wenige klinische Studien. Vorhandene Forschungsergebnisse beziehen sich weitestgehend auf den Menschen, die Wirkung bei Pferden ist hingegen kaum wissenschaftlich belegt. Dennoch werden in der Erfahrungsheilkunde sehr vielversprechende Resultate durch die Anwendung von Spitzwegerich bei Pferden erzielt und seine Wirkung durch viele Pferdebesitzer bestätigt.

Innerlich kann die Anwendung in getrockneter Form (Fütterungsempfehlung für getrockneten Spitzwegerichblätter: 3 - 5 g je 100 kg Körpergewicht / Tag), als Frischpflanze, Frischpflanzenpresssaft oder auch als Tee erfolgen. Durch das Erhitzen geht jedoch die antimikrobielle Wirkung verloren. Äußerlich kann der Spitzwegerich beispielsweise als Salbe aufgetragen oder der aus frischen Blättern austretende Pflanzensaft aufgrund der adstringierenden, antimikrobiellen und blutstillenden Wirkung zur Behandlung kleiner Wunden genutzt werden.


Allergien und Dopingrelevanz

Bei einer Allergie handelt es sich um eine überempfindliche Reaktion des Immunsystems auf Stoffe in der Umwelt (Staub, Pollen, Schimmelpilzsporen), die sich häufig in Form von Haut- und Schleimhautreizungen zeigt. Der Spitzwegerich wird bei vielen Allergietests für Pferde mitgetestet, bei denen u. a. die allergischen Reaktionen auf die Pollen (nicht auf die Blätter und Wurzeln) von Gräsern und Kräutern ermittelt werden. Da sich die Blütezeit auf Mai bis September beschränkt, zählen die Pollen des Spitzwegerichs zu den saisonalen Allergenen – ihr allergenes Potenzial wird als mäßig eingestuft. Hin und wieder wird der Spitzwegerich auch mit möglichen Kreuzallergien in Verbindung gebracht, allerdings gibt es kaum wissenschaftliche Erkenntnisse, die sich auf Pferde beziehen und bei denen sich die Symptome über die Atemwege äußern.

Auch pflanzliche Heilmittel können dopingrelevant sein. Der zu den Phytotherapeutika zählende Spitzwegerich ist Bestandteil der Liste der verbotenen Substanzen und unterliegt den Dopingregeln des Pferdesports. Die Karenzzeit, also die empfohlene Zeitspanne zwischen der Gabe einer Substanz und dem Einsatz des Pferdes auf einem Turnier, beträgt 48 Stunden.


Ist der Spitzwegerich nun ein wahrer Alleskönner?

Je mehr man über die vielen Vorteile, Wirkungsweisen und Einsatzgebiete liest, desto mehr ist man gewillt, dem Spitzwegerich den Titel „Alleskönner“ zuzusprechen. Die pharmakologische Wirkung seiner wertvollen Inhaltsstoffe ist größtenteils nachgewiesen – es sollte allerdings berücksichtigt werden, dass die volksheilkundlichen Einsatzgebiete weitestgehend auf Erfahrungen beruhen und bis jetzt nicht wissenschaftlich belegt sind.

Insbesondere für die Behandlung von Atemwegserkrankungen ist der Spitzwegerich aufgrund der schleimbildenden, reizlindernden und hustenhemmenden Eigenschaften eine sehr wertvolle Heilpflanze für Menschen und Pferde. Daher ist der Spitzwegerich in vielen atemwegsaktiven Kräutermischungen und Ergänzungsfuttermitteln als ein wesentlicher Bestandteil enthalten.


Quellen: Brendieck-Worm, C., Melzig, M. F. (2018): Phytotherapie in der Tiermedizin, 1. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart; Büechi, S., Wegener, T. (2005): Spitzwegerich(Plantago lanceolata) - Neue Erkenntnisse zu einem alten Heilmittel, Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin, Nr. 17, S. 167–170; Coenen, M., Vervuert, I. (2019): Pferdefütterung, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart; FN (2020): Anti-Doping und Medikation im Pferdesport - Mit der ADMR-Suchmaschine sicher und sauber durch die Turniersaison, Online Ressource: https://www.pferd-aktuell.de/turniersport/anti-doping-und-medikation, Abruf 21.10.2020; Röhm, C. (2019): Kräuterfütterung für Pferde: der Spitzwegerich, Online Ressource: https://wanderreiter-magazin.de/kraeuterfuetterung-pferde-spitzwegerich/, Abruf 27.10.2020; SYNLAB (2020): ALLERGIE-DIAGNOSTIK PFERD – treffsicher, dank innovativer Konzepte, Online Ressource: https://www.synlab.de/fileadmin/user_vet/Bilder_Tier%C3%A4rzte_und_Fachkreise/Brosch%C3%BCren/NEW_VET_Allergiediagnostik_Pferd_Archiv.pdf, Abruf 27.10.2020

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