Alle streben wir für unsere Lieblinge ein möglichst artgerechtes und eine an das Leben der Wildpferde angelehnte Haltung und Fütterung an. Zumindest geht der Trend immer stärker in diese Richtung. Wir sehen kritisch auf die Fütterungszeiten, die Inhaltstoffe von Futtermitteln und einige überlegen, ob nicht auch der Verzicht aller Zusätze, wie z.B. Mineralfutter, nicht doch der Idealzustand wäre. Immerhin haben die „wilden“ Artgenossen keinen Besitzer, der täglich mit einer prall gefüllten Schüssel vorbeikommt. Viele halten die Notwendigkeit einer gezielten Nährstoffversorgung für reine Geldmacherei der Futtermittelindustrie. Zweifelsohne könnte man auf einiges verzichten und unbestritten wären so einige Probleme erst gar nicht vorhanden, wäre man den Sprüchen so mancher Futtervertreter nicht auf den Leim gegangen. Davon auszugehen, dass die Pferde in unserer Obhut ohne Mineralfutter auskämen, nur weil es in der Wildherde funktioniert, ist dennoch reichlich kurz gedacht.

Wildpferde, Pferde und MineralfutterNehmen wir eine Wildpferdeherde von 370 Pferden mit ca. 120 geschlechtsreifen Stuten. Wäre dem so, dass unsere Wildpferde idealste Verhältnisse vorfänden, müssten diese alle mindestens 25 Jahre alt werden. Ausgehend davon, dass immer nur die Hälfte aller Stuten ein Fohlen zu Welt brächten (diese Zahl erscheint sehr realistisch), junge Stuten erst mit 3 Jahren ihr erstes Fohlen bekommen (diese Zahl ist sehr geschönt) und immer nur die Hälfte der Neugeborenen wiederum Stuten wären – wie sähe die Wildherde in 10 Jahren aus?

Nach drei Jahren wäre die Herde auf mindestens 550 Pferde angewachsen. Im zehnten Jahr wäre die Herde bereits auf 1625 Pferde angewachsen. Nach 25 Jahren wäre die Zahl der Tiere auf über 5.000 gestiegen. Schnell wird deutlich, dass eine derartige Zunahme der Population für Wildpferde – und hier haben wir schön gerechnet – das gesamte Ökosystem „Steppe“ überfordern würde. Das Wildpferd wäre zur Plage geworden. Daher war das Leben dieser wilden Tiere mühsam, gefährlich und die Nährstoffe in der Grundnahrung nicht so ausgelegt, dass damit ein unendlich langes und gesundes Leben sichergestellt war. Die natürliche Selektion hatte nichts übrig für alte, kranke, schwache oder ungeschickte Pferde und in Mangelzeiten raffte dieser Umstand eben auch mal die halbe Herde nieder.

Seelig ist der Pferdebesitzer, der noch so ein Urgestein besitzt. Für alle anderen sollten wir aber einen ausgewogenen Ausgleich finden. Schließlich möchte jeder Pferdebesitzer sicherstellen, dass sein Vierbeiner ein gesundes, vitales und möglichst artgerechtes Leben lebt. Unter der Obhut der Menschen verlängert sich dieses Leben im Vergleich zu in der Wildnis lebenden Artgenossen um einige Jahre, wenn nicht blind den Gesetzen der Wildnis vertraut wird. Daher erscheint es durchaus sinnvoll, dem Pferd eine vernünftige Nährstoffversorgung bereitzustellen und diese seiner Verwendung anzupassen.

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