Vitamin B Mangel beim Pferd. Häufig sind Verdauungsprobleme daran schuldDie Vitamin B Gruppe ist im Pferdeorganismus an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt und fungiert als Bestandteil etlicher enzymatischer Vorgänge. Im Gegensatz zu den fettlöslichen Vitaminen zählt die Gruppe der B-Vitamine zu den wasserlöslichen Vitaminen und kann im Organismus des Pferdes nur in sehr geringen Mengen gespeichert werden. Die einzige Ausnahme bildet hier das Vitamin B12. Daraus resultiert, dass der Pferdeorganismus bei einem Mangel an B-Vitaminen auf keine Reserven zurückgreifen kann. Umso wichtiger ist eine dauerhafte ausreichende Versorgung. Hierzu zählen ein artgerechtes und ausreichendes Nahrungsangebot und/oder eine gezielte zusätzliche Versorgung mit B-Vitaminen (Ergänzungsfuttermittel). In Eigensynthese kann sich das Pferd die benötigten B-Vitamine über die Mikrodarmflora im Magen- und Darmtrakt selbst produzieren. Diese reichen aber für die komplexen Stoffwechselvorgänge nicht aus. Ein Großteil der B-Vitamine muss nämlich bereits über die Magen- und Dünndarmschleimhaut aufgenommen werden. Ist aber der Magen, die Pankreas oder Dünndarmschleimhaut in seiner Funktion beeinträchtigt bzw. gestört, ist auch ein Mangel an B-Vitaminen nicht auszuschließen. Überschüsse an B-Vitaminen werden aufgrund eines effektiven Leber-Darm-Kreislaufes zuverlässig mit der Gallenflüssigkeit ausgeschieden. Daher ist eine Überversorgung an B-Vitaminen bei Pferden so gut wie nicht möglich. Bei laktierenden Stuten ist der Bedarf an B-Vitaminen wesentlich höher, da die Fohlen die B-Vitamine über die Muttermilch aufnehmen.  Kommt es zu Mängeln in der Versorgung, ist hauptsächlich der Stoffwechsel beteiligt. Durch eine unausgeglichene Fütterung (wenig Heu und Stroh) bei Pferden, deren Darmflora nicht richtig funktioniert oder auch bei Sportpferden (Stress, hohe Mengen an Kraftfutter usw.), kann es zu einem Mangel an B-Vitaminen kommen.


Generelle Symptome für einen Vitamin B Mangel beim Pferd können sein:

  • erhöhte Stressanfälligkeit
  • ungeklärte Leistungseinbußen, Leistungsschwächen
  • unerklärliche Schreckhaftigkeit und Überreiztheit, Nervosität
  • Neigung zu Hautproblemen und Ekzemen, u.a. Sommerekzem, Veränderung von Haut, Schleimhaut und Haarkleid
  • Appetitlosigkeit oder wechselnder Appetit
  • Lahmheit
  • Schlechte Futterverwertung
  • Beeinträchtigung des Immunsystems
  • schlechte Medikamentenverträglichkeit
  • Impfreaktionen
  • Störungen sind bei Fohlen bis zum 6. Lebensmonat möglich, weil deren Fähigkeit zur Vitamin – Synthese generell noch nicht voll entwickelt ist

Zu den wichtigsten B-Vitaminen gehört das Vitamin B1 (Thiamin). Dieses Vitamin wurde unter allen B-Vitaminen als erstes entdeckt.  Es wird im Blinddarm von der Darmflora hergestellt. Aber nur 25 % des Tagesbedarfes werden vom Pferd über den Dickdarm aufgenommen. Besonders wichtig ist dieses B-Vitamin für den Kohlenhydratstoffwechsel. Ist das Vitamin B1 nicht genügend vorhanden, können die Abfallprodukte im Kohlenhydratstoffwechsel nicht mehr optimal abgebaut werden und dadurch wird der gesamte Entgiftungsstoffwechsel in Mitleidenschaft gezogen. Zudem benötigt der Stoffwechsel bei der Gabe von hohen Kraftfuttermengen vermehrt das Vitamin B1. Eine weitere wichtige Funktion erfüllt das Vitamin B1 im Nervengewebe, in der Herzmuskulatur und in der Aufrechterhaltung der Peristaltik (Muskeltätigkeit) im Magen-Darm Trakt. Bei einem Mangel an Vitamin B1 kann es zu folgenden Symptomen und Krankheiten beim Pferd kommen:

  • Reizbarkeit, Krämpfe und Entzündungen
  • Verlangsamung der Herzschlagfolge, Herzversagen und Herzmuskelschäden
  • verminderte Futteraufnahme, ungenügende Energieverwertung
  • Wachstumsdepression, Kümmern, Schwäche
  • unterbindet die Prozesse der Energiegewinnung sowie indirekt den Fettabbau
  • wiederkehrende leichte Koliken

Der tägliche Bedarf eines Pferdes beträgt ca. 3-5 mg je kg TS. Bei Hochleistungspferden erhöht sich der Vitamin B1 Bedarf auf 4-5 mg je kg Futter TS. Adlerfarne und Sumpfschachtelhalme im Pferdeheu oder an Weiden in Waldrandnähe inaktivieren Vitamin B1. Ein Grund dafür, dass Pferde einen Vitamin B1 Mangel erleiden.


Vitamin B2 wichtig fürs Blutbild beim Pferd

Das Vitamin B2 wird auch Riboflavin genannt und sorgt dafür, dass der Wasserstoff in der Atmungskette in Energie gewandelt werden kann. Außerdem ist es in viele Oxidations- und Reduktionsprozessen zum Auf- und Abbau von Fettsäuren und Aminosäuren involviert. Gemeinsam mit dem Spurenelement Eisen ist das Vitamin B2 an der Herstellung von roten Blutkörperchen beteiligt und es aktiviert Vitamin B6 und die Nicotinsäure. Vitamin B2 Mangelerscheinungen beim Pferd sind sehr selten, da insbesondere im Weidegras und Heu hohe Mengen zu Verfügung stehen. Dennoch können Aufnahmestörungen zu folgenden Symptomen führen:

  • höhere Empfindlichkeit gegen Infektionskrankheiten
  • Störung des Immunsystems
  • wechselnde Ställe und erhöhter Stress kann zu einem Mangel führen
  • führt speziell zu Störungen des Zellstoffwechsels
  • starker Leistungsabfall
  • Augenerkrankungen (an der Entstehung einer periodischen Augenentzündung ist ein Vitamin B2 Mangel nicht verantwortlich)
  • entzündliche Hautveränderungen
  • Neurologische Störungen
  • Wachstumsverzögerungen
  • schlechte Futterverwertung
  • Diarrhoe

Der Bedarf an Vitamin B2 beim Pferd wird auf 2 mg je kg TS geschätzt.


Vitamin B3 ist gut für das Nervenkostüm

In allen lebenden Zellen des Pferdes findet man das Vitamin B3 (Niacin), welches in der Leber gespeichert wird. Das Vitamin B3 hilft z.B. bei der Absorption von Proteinen, Fetten und Kohlehydraten im Darm. Neben seinem Beitrag zur Energiegewinnung hat es auch eine antioxidative Wirkung. Niacin unterstützt die Funktion des Nervensystems und fördert die Synthese von Neurotransmittern (Botenstoffen). In der Leber und den Nieren kann Niacin bei Anwesenheit von Vitamin B2 und B6 anteilig aus der Aminosäure Tryptophan gebildet werden.


Vitamin B5 ist beteiligt am Immunstoffwechsel des Pferdes

Um das Coenzym A herzustellen, benötigt der Pferdeorganismus das Vitamin B5 (Pantothensäure). Die Pantothensäure ist wichtig für den Auf- und Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Aminosäuren. Bei einem Mangel sind meistens auch andere B-Vitamine beteiligt. Man geht aber allgemein davon aus, dass sich ein Mangel beim Pferd in einem Leistungsabfall und schwachen Immunsystem zeigen würde.


Vitamin B6 ist essenziell für den Entgiftungsstoffwechsel

Das am häufigsten benötigte B-Vitamin beim Pferd ist das Vitamin B6 (Pyridoxin). Als Coenzyme beteiligen sie sich überwiegend am Aminosäurestoffwechsel. Eine seiner wichtigsten Funktionen ist die Steuerung des Eiweißstoffwechsels und die Unterstützung bei der Spaltung und Synthese von Aminosäuren. Zudem ist es im Kohlenhydratstoffwechsel involviert. Je mehr Proteine ein Pferd aufnimmt, je höher ist der Bedarf an Vitamin B6. Ein Vitamin B6 Mangel tritt bei Pferden eher selten auf. Sollte es jedoch zu einem Mangel kommen, äußert er sich durch:

  • Wachstumsverzögerungen und Kümmern
  • verminderte Futteraufnahme und verringerter Eiweißansatz
  • Hautentzündung, Leber- und Herzschädigung, Veränderung des Blutbildes
  • Störungen der Funktion im peripheren und zentralen Nervensystems (Bewegungsstörungen, Erregungszustände, Krämpfe)
  • Hemmt bei wachsenden Tieren die Entwicklung von Thymus, Milz und Lymphknoten, womit gleichzeitig eine Schwächung der Immunabwehr verbunden ist
  • Es kann zu einem Selen-, Mangan- oder Zinkmangel kommen, da Zink, Selen und Mangan vermehrt an die Zwischenprodukte bei einer Entgiftung geheftet werden. Hier spricht man dann von der Kryptopyrrolurie - KPU.

Das sollten Sie wissen: Während der Lagerung pflanzlicher Lebensmittel oder Nahrungsergänzungen kann es zu Reaktionen zwischen reduzierendem Zucker oder Proteinen bzw. Aminosäuren kommen. (z.B. Pyridoxal-5́-phosphat P5P). Diese Verbindungen können nur noch schwer aufgenommen werden(Absorptionsrate um die Hälfte niedriger). Daher sollte insbesondere bei Pferden mit KPU nicht vergessen werden, dass P5P in der Leber effektiv und wirksam synthetisiert werden kann, wenn neben Vitamin B6 die dafür benötigten Cofaktoren supplementiert werden (Zink, Vitamin B2, Aminosäuren).


Weidegras liefert ausreichend Folsäure für trächtige Stuten

Die Folsäure (Vitamin B9) ist besonders in der frühen embryonalen Wachstumsphase wichtig. Im Normalfall ist die Versorgung bei einer artgerechten Fütterung des Pferdes ausreichend. In einigen Fällen kann es bei einer zu geringen Aufnahme von Grünfutter oder Problemen bei der Synthese im Darm zu einer Leistungsschwäche oder Anämie kommen. Auch starke physische Belastungen können zu einem Mangel führen. Ein Folsäuremangel wurde bisher nur bei Pferden nachgewiesen, die nur im Stall standen, kein Zugang zu Grünfutter hatten und zudem noch eine hohe Leistung erbringen mussten.


Ein gesunder Darm produziert genug Vitamin B12

Das Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, kann bei einer gesunden Darmflora im Darm  des Pferdes selbst synthetisiert werden und nimmt Einfluss auf die Aminosäuresynthese, auf die Blutbildung und das Wachstum. Als Kofaktor benötigt das Vitamin B12 Kobalt. Das Vitamin B12 ist zudem wichtig für die Zellteilung, insbesondere in Geweben mit vielen Zellen wie z. B. der Darmschleimhaut oder dem Nervengewebe. Um ausreichend Vitamin B12 zu produzieren ist eine gesunde und funktionsfähige Darmflora notwendig. Die Kolostralmilch ist reichhaltig an Vitamin B12, so dass der Darm des Fohlens gut für die Blutbildung und die Ausbildung des Nervensystems vorbereitet ist. Ein Mangel wirkt sich wie folgt aus:

  • verminderte Synthese von Protein
  • Wachstumsstörungen
  • schlechte Futterverwertung
  • Anämie
  • raues Haarkleid und Hautentzündungen
  • in einigen Fällen kann ein B12 Mangel auch der Auslöser für Shivering sein

Ein Vitamin B12 Mangel kann auch über das Blutbild festgestellt werden. Da hier ein Mangel öfters beobachtet wird, gibt es ein Ergänzungsfutter von Natural Horse Care (Vitamin B1 - B12).


B-Vitamine beim Pferd - eine gute Verdauung ist wichtig

Ein funktionierender Verdauungsapparat ist verantwortlich für eine ausreichend funktionierende Vitamin B - Synthese. Unklar ist bis heute, inwieweit überhaupt ein Vitamin B 12 Mangel (bei ausreichender Versorgung mit Kobalt) entstehen kann. Experimentell konnte beim Pferd bis dato kein Mangel mit klinischen Folgen erzeugt werden. 

Pferde, die bereits einen Vitamin B Mangel haben, können in der Regel ihr Futter schlechter verwerten. Ein Mangel an Vitamin B kann schon durch eine Durchfallerkrankung oder mit Schimmel oder Bakterien belastetes Futter entstehen. Bei Sportpferden oder Pferden mit hohem Energieumsatz steigt der Bedarf an B-Vitaminen stark an. Allerdings scheint es entgegen einiger Aussagen nicht leistungssteigernd bzw. -fördernd zu sein. Hierzu fehlen aber aussagekräftige Studien zum Pferd.

Futtermittel und deren Vitamin B-Gehalte in mg/kg OS

 

Vitamin B1

Vitamin B2

Vitamin B6

Vitamin B12

Getrocknete Bierhefe

130

40

43

0,2

Weizenkeime

24

4

5

-

Weizenkleie

6,5

5

7,3

-

Grünfutter

1

2,5

k.A.

k.A

Luzerne

4

15

8

-

Heu (Wiese)

2

6

1

1

Hafer

6

1,5

9,6

-

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