Vitamin E Mangel beim PferdDas Vitamin E beim Pferd zählt zu den fettlöslichen Vitaminen und kann vom Körper nicht selbst hergestellt werden. Umso wichtiger, dass unseren Pferden dieses wichtige Vitamin über eine qualitativ hochwertige Fütterung zur Verfügung gestellt wird. Verarbeitet wird das aufgenommene Vitamin E mit den verschiedenen Nahrungsfetten und der Gallensäure im Dünndarm. Zu unterscheiden sind acht verschiedene natürlich vorkommende Verbindungen des Vitamin E. Sie werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Zum einen gibt es die Gruppe der vier Tocopherole und zum anderen die Gruppe der vier Tocotrienole. Die wohl wichtigste Form ist das Alpha – Tocopherol, da dieses die höchste Bioverfügbarkeit besitzt. Sowohl die Tocopherole als auch die Tocotrienole wirken im Körper des Pferdes. Im Gewebe selbst ist aber nur das Tocopherol auffindbar. Das Vitamin E ist zum Schutz des Gewebes das bedeutsamste, antioxidativ wirkende Vitamin. Beide Formen findet man als Antioxidanzien im Futter und im Verdauungstrakt. Um das Vitamin E resorbieren zu können, benötigt der Pferdekörper eine gesunde Bauchspeicheldrüse, die Leber- und Gallenfunktion muss einwandfrei funktionieren und auch eine intakte Darmflora. Die Ausscheidung des nicht genutzten Vitamin E findet meistens über den Kot statt.


Welche Aufgaben übernimmt das Vitamin E beim Pferd?

Vitamin E wird mit der Nahrung gemeinsam mit Lipiden in die Zellen des Dünndarms aufgenommen. Nach der Aufnahme wird Vitamin E zunächst in die Leber transportiert und von dort aus an spezielle Transportproteine gebunden in die Blutbahn abgegeben. Vitamin E wird in allen Organen gespeichert - insbesondere in der Leber, Nebennieren, Blutplättchen, Fettgewebe und Muskulatur.

Eine besonders wichtige Aufgabe der Tocopherole als Antioxidants ist der Schutz der Zellmembranen, da diese durch Oxidation und der sich bildenden freien Radikale beschädigt werden können. Wird ein Nährstoff verbrannt, kommt es zu einer Sauerstoffverbindung, diese bildet „freie Radikale“, die wiederum den Zellkern angreifen. Das Vitamin E schützt diese Zellen, indem es selbst eine Verbindung mit dem freien Sauerstoffmolekül eingeht und damit die Zellen vor einer Schädigung bewahrt. So werden empfindliche Nährstoffe geschützt. Neben seiner Aufgabe, die Zellen vor Zerstörung zu schützen, fördert es die Ausdauer und die Muskelkraft des Pferdes und lässt die Leistungsfähigkeit in den Muskelfasern ansteigen. Allgemein wirkt sich das Vitamin E positiv auf die Struktur des Gewebes aus (insbesondere auf das Herz- und Muskelgewebe). Es unterstützt die Muskulatur locker zu arbeiten und nicht zu verspannen. Zwei weitere positive Eigenschaften sind seine entzündungshemmende Wirkung und die stärkende Funktion auf das Immunsystem des Pferdes Die Entwicklung des Nervensystems, die Regulierung der Fortpflanzungsorgane und auch das zelluläre Wachstum sind von der Beteiligung des Vitamin E abhängig. Seine antithrombotische Wirkung kann bei Arteriosklerose helfen die Plaquebildung zu hemmen. Auch eine Kolik vorbeugende Wirkung wird dem Vitamin E zugesprochen.


Woran erkenne ich einen Vitamin E Mangel bei meinem Pferd?

Ein Mangel an Vitamin E beim Pferd macht sich vor allem in einem Leistungsabfall, Müdigkeit und Muskelschwäche bzw. Muskelabbau bemerkbar. Aber auch eine Herz- und Kreislaufschwäche sowie Fortpflanzungsprobleme können Symptome einer Vitamin E - Unterversorgung sein. Meist tritt der Vitamin E Mangel in Zusammenhang mit einem Selenmangel ein. Hier kann es auch zu Störungen in der Entwicklung des Nervensystems und einer verminderten Bildung von Antikörpern beim Fohlen kommen. Aus diesem Grund wird empfohlen, die laktierende Stute ausreichend mit Vitamin E zu versorgen, um durch die Muttermilch einen besseren Aufbau des Immunschutzes zu gewährleisten. Nicht sofort von außen sichtbar ist die Schädigung der Zellmembrane, da diese durch einen Vitamin E Mangel durchlässiger werden und ihre Abwehrleistung nachlässt. Eine Vitamin E Unterversorgung bei Fohlen in extremer Form macht sich als Gelbfettkrankheit bemerkbar. Hier findet eine krankhafte Oxidation von ungesättigten Fettsäuren statt. Bei erwachsenen Pferden äußert sich die Unterversorgung unter anderem in einer versteiften Lendenmuskulatur.


In welchen Futtermitteln ist Vitamin E enthalten?

Im Grünfutter für Pferde ist reichlich Vitamin E enthalten, gerade in jungem Weidegras und ölhaltigen Grassamen ist der Gehalt besonders hoch. Als weitere gute Vitamin E - Spender gelten Grünmehle, Weizenkeim- und Sonnenblumenöle. Aber auch qualitativ hochwertiges Heu besitzt einen hohen Vitamin E Gehalt. Durch schlechte Lagerbedingungen wie z.B. Feuchtigkeit oder zu hoher UV – Einfluss verliert Heu aber sehr schnell an Vitamin E. Auch bei einem Silierungsprozess, wie z.B. bei der Heulage, geht sämtlicher Vitamin E - Vorrat verloren. Getreide besitzt von Natur aus wesentlich weniger Vitamin E und enthält zu großen Teilen die minderwertigen natürlichen Verbindungen (Tocotrienole). Aus diesem Grund sollte bei einer Kraftfutterfütterung darauf geachtet werden, das Korn im Ganzen oder frisch gequetscht zu füttern. Durch die Fütterung von pflanzlichen Ölen kann die Vitamin E - Zufuhr erhöht werden, jedoch werden z.B. bei Sonnenblumen- oder Hanföl gleichzeitig auch mehr ungesättigte Fettsäuren aufgenommen. Es entsteht eine vermehrte oxidative Belastung und zusätzlich wird das native Vitamin E während der Lagerung des Öls bereits stark reduziert. Aus diesem Grund sollte man beachten, dass bei hohen Öldosierungen auch der Gesamtbedarf an Vitamin E steigt.

Folgende Öle (nativ - kaltgepresst) sind geeignete Vitamin E - Lieferanten (absteigend):

  • Weizenkeimöl
  • Sonnenblumenöl
  • Maiskeimöl
  • Fischöl
  • Rapsöl
  • Sesamöl
  • Olivenöl

Folgende Pflanzen - bzw. -bestandteile sind natürliche Vitamin E Lieferanten: 

  • Moringa
  • Sanddorn
  • Traubenkernmehl
  • Hagebutte
  • Heidelbeere

Sandorn enthält viel Vtamine E

Wie hoch ist der Vitamin E - Bedarf meines Pferdes?

Der Vitamin E Bedarf eines Pferdes ist individuell abhängig von der Haltung und der zu erbringenden Leistung. Der Bedarf an Vitamin E steigt bei vermehrter Belastung des Körpers wie z.B. Stress, Turniere, Erkrankungen oder längere Transporte extrem an. Gerade bei Sportpferden, Zuchtstuten und heranwachsenden Fohlen sollte daher auf eine ausreichende Vitamin E - Versorgung geachtet werden. Durch eine gezielte Gabe von Vitamin E vor Impfungen gegen Tetanus und Influenza können Pferde mit einem schwachen Immunsystem die Impfung besser verkraften.

Schäden bei einer Überversorgung sind bisher nicht bekannt, allerdings gilt als Richtwert, dass mehr als 20mg/kg KM/Tag nicht überschritten werden sollten. Das benötigte Vitamin E steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gehalt der ungesättigten Fettsäuren im Futter und dem Selenhaushalt. Bei Pferden, die den größten Teil ihres Lebens auf Weiden verbringen, ist die Vitamin E - Versorgung in der Regel gesichert. Pferde, die nicht auf die Weide gehen können oder sehr minderwertiges Heu bekommen, können in einen Vitamin E - Mangel hineinrutschen. Der Bedarf liegt bei den meisten Pferden bei 1mg/kg KM. Bei tragenden oder laktierenden Stuten erhöht sich der Bedarf auf bis zu 2mg/kg KM. Auch bei Pferden, die stark beansprucht werden (Leistungssport), kann der Bedarf bis hin zur doppelten Menge ansteigen. Fohlen haben einen höheren Vitamin E Bedarf, da diese aber meist bei artgerechter Haltung draußen auf der Koppel aufwachsen, ist dieser i.d.R. über das Grünfutter gedeckt.


Vitamin E an Pferde füttern

Bei der Zufütterung von Vitamin E ist es sinnvoll, auf natürliches Vitamin zurückzugreifen. Dieses ist in etwa doppelt bis vierfach so wirksam wie halbsynthetisches oder vollsynthetisch hergestelltes Vitamin E. Durch die höhere Wirksamkeit kann die Dosierung von natürlichem Vitamin E um 50% reduziert werden.

Konservierungsmittel können dem Vitamin in Futtermitteln stark zusetzen und sie vernichten. Gleichzeitig wird das Vitamin E gerne als Konservierungsmittel in Futtermitteln eingesetzt. Bei hydrothermisch aufbereiteten Getreiden liegt das Vitamin E frei und kann mit der Luft in kürzester Zeit oxidieren. Gerne werden Mischfutter mit dem chemischen Tocopherol versehen, die stabilisierend auf das Futter einwirken sollen. Aber wie oben schon erwähnt haben die synthetischen Vitamin E -Verbindungen eine sehr geringe Bioverfügbarkeit und einiges an Vitamin E geht bereits durch Oxidation verloren.