Trockene Hufe beim Pferd können verschiedene Ursachen haben.Im Sommer, insbesondere nach heißen Wärmeperioden, leidet die Hufqualität bei vielen Pferden enorm. Die trockenen und oft steinharten Ausläufe und Reitwege lassen die Hufe ausbrechen und es bilden sich Risse – teilweise bis zum Kronrand. Die weiße Linie bricht auf und kleine Steinchen bohren sich tief in die natürliche Trennschicht zwischen Huf- bzw. Hornwand und Sohle (von unten betrachtet). In anderen Fällen bricht die tragende Hornwand ab und die Pferde laufen vermehrt auf der empfindlichen Sohle. Andere Hufe zerbröseln regelrecht und können keiner normalen Belastung ausgesetzt werden.


Aufbau und Wachstum des Pferdehufes

Gleichwohl der Zustand des Pferdehufes eine zentrale Bedeutung für die störungsfreie Beweglichkeit und Ausdauer des Pferdes übernimmt, sind die wissenschaftlichen Zusammenhänge über den Einfluss der Fütterung auf das Hufwachstum und die Hornqualität bis heute nicht abschließend erforscht. Ein Pferdehuf wächst um die 0,9 bis 1 cm pro Monat, das Wachstum hängt auch von der bedarfsgerechten Versorgung mit hochwertigen Eiweißen (vor allem schwefelhaltigen Eiweißverbindungen), Spurenelementen wie Zink, Selen, Mangan, Kupfer sowie von Vitamin A und B ab. Neben diesen Faktoren, die wir im folgenden Artikel näher erläutern, sind aber auch die Bodenbeschaffenheit bzw. das Haltungs- und Stallmanagement, sowie die fachgerechte Hufbearbeitung maßgeblich an einem gesunden Huf beteiligt. Leidet das Pferd an schlechtem Hufwachstum, brechen die Hufe aus oder zeigen Risse, sollten daher alle Faktoren als mögliche Auslöser diskutiert werden.

Mehr über den Hufaufbau erfahren Sie hier: Der Hufaufbau – gesunder Huf, gesundes Pferd?


Häufige Ursachen für trockene oder rissige Hufe

Das Hufwachstum und die Stabilität des Hufes sind von mehreren Faktoren abhängig. Nicht nur ein falsches Haltungsmanagement und ungünstige Bodenbeschaffenheiten können eine vorzeitige Abnutzung oder einen verfrühten Zerfall herbeiführen, sondern auch die fehlende, mangelhafte oder falsche Hufbearbeitung nehmen darauf Einfluss. Tiefe Spalten oder durchgehende Risse in den Hufen deuten meist auf eine falsche Hufbearbeitung hin. Hier sollte die Qualität der Hufbearbeitung verbessert werden.

Schlechte Stall- und Weidehygiene, Matsch oder Trockenheit zerstören gesundes Hufhorn

Treten trockene Hufe und das Ausbrechen der Hufwände nur im Sommer auf (insbesondere bei Pferden, die normalerweise keine Probleme mit dem Hufwachstum und der Hornqualität haben), so kann dies einfach nur an extrem trockenen Bodenverhältnissen liegen. Hier kann es helfen, die Hufe regelmäßig zu wässern (z. B. in Eimern oder Bachläufen). Alternativ können die Pferde sehr früh auf die noch nasse Pferdeweide gelassen werden. Doch auch beim Wässern scheiden sich die Geister – bei der Bewässerung wird das Horn weich und quillt auf, beim erneuten Austrocknen zieht es sich wieder zusammen, sodass dadurch sogar Risse entstehen können. Sofern die Trockenheit also verantwortlich gemacht werden kann, lohnt es sich erst bei regelmäßigem (mehrmals pro Woche), mindestens 20-minütigem Einweichen.

Zudem leidet die Hufqualität bei sehr feuchten, matschigen und insbesondere mit Urin durchtränkten Böden- oder Einstreuverhältnissen. Darin enthaltene Bakterien zerstören das weiche Strahl- und Ballengewebe und das Horn. Von einer äußerlichen Behandlung mit Ölen oder Fetten raten wir ab, da diese die feinen Poren verschließen und eine weitere Wasseraufnahme der Hufe verhindern und den Huf somit auf Dauer noch trockener machen. Zusätzlich werden dadurch anaerobe Bedingungen geschaffen, wodurch sich Mikroorganismen vermehren können.

Die richtigen Nährstoffe über ein Mineral- oder Ergänzungsfutter bereitstellen

Mineralstoffe wie Selen, Zink, Mangan, Eisen, Kupfer, Schwefel, Calcium und Phosphor werden im Hufhorn nachgewiesen. Ebenso beteiligt sind Aminosäuren. Der Stoffwechsel baut aus ihnen komplexe Eiweißverbindungen, die auch für einen gesunden Huf von enormer Bedeutung sind. Können zunächst steinige und sehr trockene Bodenverhältnisse oder eine schlechte Hufbearbeitung als Ursachen für schlechte oder rissige Hufe ausgeschlossen werden, sollte auf jeden Fall die Nährstoffversorgung korrigiert werden.


Biotin – die Wunderwaffe gegen schlechtes Hufwachstum?

Das Vitamin Biotin („H“) spielt u.a. für die Ausreifung einer Zelle eine wesentliche Rolle. Heute ist bekannt, dass Biotin für den Einbau von Kohlendioxid in der Hornzelle benötigt wird, da das Biotin hier als Energielieferant für die biotinabhängigen Enzyme (Carboxylasen) entscheidend ist. Da das Vitamin Biotin in einer intakten Darmflora selbst gebildet wird, wird häufig behauptet, dass eine Zufütterung nicht grundsätzlich notwendig sei. Heute wissen wir aber, dass das im Dickdarm synthetisierte Biotin nicht als Nährstoff zur Verfügung steht. Das für das Hufwachstum nötige Biotin muss über die Nahrung aufgenommen werden. Grundsätzlich ist davon aber ausreichend im Grundfutter enthalten. Fehler im Futtermanagement behindern jedoch eine ungestörte Aufnahme in den Stoffwechselkreislauf (Übersäuerung, Verdauungsprobleme, zu viel Eiweiß, Zucker und Stärke).

Unterschiedliche Studien kamen zu dem Ergebnis, dass eine langfristig höhere Dosierung die Bildung von Hufhorn begünstigt (5 bis 7 Monate). Da aber oft nicht alle Pferde innerhalb einer Herde Hornschäden aufweisen, geht man zusätzlich von einer disponierten (erblich belasteten) Veranlagung aus. In diesen Fällen raten die Wissenschaftler zu hohen Biotingaben von ca. 5 mg je 100 kg pro Tag. Bei einem 500 kg Pferd wären also 25 mg pro Tag zusätzlich zu supplementieren. (Diese Tagesdosis wird durch das Ergänzungsfuttermittel Huf-Additiv PLUS oder EQUIPUR - biotin plus erreicht).

Neben dem Biotin sind es die Aminosäure Lysin und die essentiellen schwefelhaltigen Aminosäuren (Methionin und Cystein), die beim Fehlen im Futter für ein verzögertes Hufwachstum verantwortlich gemacht werden. In der Umkehrfunktion kann eine übertriebene einseitige Kraftfutterfütterung (erhöhte Eiweißzufuhr) oder eiweißreiche Weiden eine geringere Hufhornfestigkeit herbeiführen.


Wie wichtig ist ein gutes Mineralfutter für einen gesunden Pferdehuf?

Die Spurenelemente Selen, Mangan und Zink sind ebenfalls an der Hornbildung und Hornfestigkeit beteiligt. Daher ist es ratsam, die Ergänzungsfutter für ein besseres Hufwachstum mit einem hochwertigen Mineralfutter zu kombinieren (Mineral Plus). Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass in den meisten Fällen eine regelmäßige Supplementierung mit einem hochwertigen Mineralfutter (organische Komplexverbindungen insbesondere Selen, Zink und Mangan) ausreicht und gar nicht erst ein zusätzliches Ergänzungsfutter zur Verbesserung der Hornqualität verabreicht werden muss. Ist die Grundversorgung (Heu, rationierte Weide, wenig Kraftfutter und gutes Mineralfutter) optimiert, sind auch die Hufe in guter Verfassung. Verabreichen Sie bereits ein Mineralfutter oder wollen Sie ausschließlich hochwertige Spurenelemente kurweise zur Verfügung stellen, können Sie alternativ auch die Billy´s Spurenelemente verwenden (enthält rein organisch gebundene Spurenelemente in hoher Dosierung und ist getreide- und dextrosefrei).

Denken Sie daran: Schlechtes Hufwachstum spiegelt auch immer das allgemeine Wohlbefinden des Pferdes wieder und ist ein Hinweis darauf, dass etwas nicht optimal läuft. Füttern Sie daher nicht blind ein Zusatzfutter, sondern überlegen Sie, ob Fehler im Futtermanagement, Stress oder eine Krankheit das Problem für die schlechten Hufe sein könnte. Häufig sind nur kleine Korrekturen notwendig und die Hufe des Pferdes wachsen wieder ganz normal. Brüchige Hufe oder ein schlechtes Hufwachstum sind zudem ein Indiz dafür, dass es bereits an der Grundversorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen mangelt. Prüfen Sie die Qualität Ihres Mineralfutters, bevor Sie einseitige Hufpräparate zufüttern. Gerne helfen wir Ihnen bei der "Fehlersuche".


Quellen: Van Damsen, B. (2018): Hufe richtig pflegen: Was wirklich Sinn macht, Online Ressource: https://www.wehorse.com/de/blog/hufe/#erst, Abruf 15.06.2021; Schmid, A. (2004): Vergleichende Untersuchung der Schneckengewinde-Lochplattenverschraubung und einem konservativen Verfahren in der Hornspalttherapie beim Pferd, Online Ressource: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/2742/1/Schmid_Andreas.pdf, Abruf 15.06.2021; Mülling, C. K., Bragulla, H. H., Reese, S., Budras, K. D., Steinberg, W. (1999): How structures in bovine hoof epidermis are influenced by nutritional factors, Online Ressource: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10386004/, Abruf 15.06.2021; Senger, V. G. (2004): Wissenschaftliche Bewertung des Einsatzes von Vitaminen und ausgewählten Antioxidantien in der Ernährung von Katzen, Hunden und Pferden: Anspruch und Wirklichkeit, Online Ressource: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/2347/, Abruf 15.06.2021; Pütz, A. C. (2007): Monitoring von saisonalen, haltungs- und domestikationsbedingten Einflüssen auf die Hornqualität des Pferdehufes, Online Ressource: https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10554, Abruf 15.06.2021; Litzke, L.-F., Rau, B., Ruthe, H. (2012) Der Huf: Lehrbuch des Hufbeschlages. 6. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart, S. 99

Aktualisiert: 07.2021