Shivering beim Pferd – unkontrolliertes Zucken oder Zittern

Pferde mit einem Shivering Syndrom scheinen auf den ersten Blick meist völlig gesund zu sein. Bemerkbar macht sich die Krankheit erst, wenn die Hinterbeine während des Auskratzens der Hufe nicht mehr normal abgesetzt werden können. Auch während des Rückwärtsrichtens der Pferde kommt es zu unkontrolliertem Zucken an den Hintergliedmaßen. Einige Pferde schlagen dabei extrem auffällig mit dem Schweif.


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Shivering beim Pferd – kurz & knapp

Häufigkeit:

betroffen sind alle Rassen jeden Alters und Geschlechts

Risikogruppe:

große Pferde (Widerristhöhe ab 1,73m) bzw. schwere Rassen; Wallache und Hengste; Erkrankungsbeginn meist in einem Alter zwischen 4 und 7 Jahren

Ursachen:

  • viele Theorien > aber keine als alleinige Ursache bestätigt <
  • feststeht allerdings: beim Shivering werden Muskelspasmen ausgelöst, die zu Zuckungen der Hinterhand, der Vordergliedmaßen oder am Kopf führen

Symptome:

  • Hinterhand betroffen: Hinterbeine können während des Auskratzens der Hufe nicht mehr normal abgesetzt werden; während des Rückwärtsrichtens kommt es zu unkontrolliertem Zucken; spastische Verspannungen des betroffenen Beines bzw. Verharren auf den Zehenspitzen der Hinterhufe
  • Vorhand betroffen: das Vorderbein wird beim Anheben nach vorne rausgestreckt und die Muskeln am Ellenbogen beginnen zu zittern
  • Kopf betroffen: unkontrollierbare Zuckungen der Ohren und der Lider

> Die Symptome selbst können in ihrer Intensität sehr verschiedenen ausgeprägt sein. Je weiter die Krankheit fortgeschritten ist, desto mehr nimmt die Muskulatur ab.

Behandlung für Shivering-Pferde:

  1. so viel Platz wie möglich zur Verfügung stellen
  2. einen aktiven Muskelaufbau unterstützen
  3. möglichst kurze Besuche beim Schmied und Hufpfleger
  4. eine regelmäßige Behandlung durch einen Physiotherapeuten/Osteopathen
  5. ein hochwertiges Mineralfutter liefert alle wichtigen Vitalstoffe (z.B. Mineral Plus)
  6. Stress vermeiden/verringern
  7. Anhängerfahrten vermeiden/verringern bzw. trainieren
  8. Fütterung von stärkehaltigem Futter vermeiden/verringern d.h. wenig Kraftfutter

Verschiedene Behandlungsansätze aber keine Heilung nur eine Verringerung der Symptome.

Die Ursachen für Shivering beim Pferd sind noch nicht vollends geklärt.In ausgeprägteren Fällen haben die betroffen Pferde auch Probleme beim Anführen. Ist die Symptomatik besonders schwer ausgebildet, kann es zu spastischen Verspannungen des betroffenen Beines kommen und zum Verharren auf den Zehenspitzen der Hinterhufe führen. In Fällen, in denen die Vorhand betroffen ist, wird das entsprechende Vorderbein beim Anheben nach vorne ausgestreckt und die Muskeln am Ellenbogen beginnen zu zittern. Tritt das Shivering Syndrom im Bereich des Kopfes auf (was sehr selten vorkommt), sind hier unkontrollierbare Zuckungen der Ohren und der Lider zu erkennen. Die Symptome selbst können in ihrer Intensität sehr verschiedenen ausgeprägt sein oder auch nur phasenweise auftreten. Die Symptome verschlimmern sich, wenn das Pferd unter Stress steht und aufgeregt ist. Je weiter die Krankheit fortgeschritten ist, desto mehr nimmt auch die Muskulatur an den betroffenen Stellen ab.

Manchmal wird die Krankheit mit einem „Hahnentritt“ verwechselt. Bei einem Fall von Shivering, wird der Huf allerdings nicht mit einer schnellen Bewegung wieder zu Boden gebracht, sondern langsam abgesetzt.


Die Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt!

Zu den Ursachen von diesem nervösen oder neuromuskulären Syndrom gibt es viele Theorien, wovon bis heute jedoch keine als alleinige Ursache bestätigt wurde. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die aber keine Heilung garantieren, sondern nur die Symptome verringern können. Bereits 1913 ist Shivering in Großbritannien als erbliche Krankheit anerkannt worden. Bis heute gibt es allerdings keinen Beweis dafür, dass es sich bei der Ursache um eine Genmutation handelt.

Feststeht, dass beim Shivering Muskelspasmen ausgelöst werden, die zu unwillkürlichen Zuckungen im Bereich der Hinterhand und in selteneren Fällen auch im Bereich der Vordergliedmaßen oder am Kopf führen. Bekannt ist diese Erkrankung deshalb auch unter dem Namen „Zitterkrankheit“. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um eine schmerzfreie Erkrankung, sicher bestätigt ist dies jedoch nicht.

Über die Ursachen dieser Erkrankung wird, wie oben schon erwähnt, viel spekuliert und inzwischen gibt es auch schon einige Studien, die sich mit dieser Erkrankung auseinandergesetzt haben. Es wird davon ausgegangen, dass Informationen, die über die Muskeln und Nerven vom Gehirn an die Hinterhand gesendet werden, nur bruchstückhaft ankommen. Infolgedessen sind die Muskeln und Nerven der Hinterhand nicht in der Lage, die gewünschte Aktion auszuführen und fangen an zu zittern.

In einer Studie (Stephanie Valberg DVM PhD Dip. ACVIM, College of Veterinary Medicine, University of Minnesota und John Baird BVSc. PhD Ontario Veterinary College, University of Guelph) wird in der Zusammenfassung darüber berichtet, dass bei den Muskelbiopsien der teilnehmenden Pferde weniger Glykogen in den Muskelzellen eingelagert war. Die Reserven werden dadurch schneller angegriffen und es kann zu Muskelkrämpfen kommen. Es besteht also auch die Möglichkeit, dass eine Stoffwechselerkrankung der Muskulatur die Anfälle auslösen kann. Eine weitere Studie zeigt auf, dass der Abbau von Nervenzellen im Kleinhirn der Auslöser für das unkontrollierte Zittern sein könnte.


Was tun bei Pferden mit Shivering?

Auffällig ist, dass die Problematik alle Rassen jeden Alters und Geschlechts betreffen. Sie zeigt sich jedoch vermehrt bei größeren Pferden (meist ab einer Widerristhöhe von 1,73m) bzw. schweren Rassen. Wallache und Hengste sind öfter betroffenen als Stuten. Die meisten Pferde erkranken in einem Alter zwischen vier und sieben Jahren.

Um Pferden mit dem Shivering Syndrom das Leben so gut wie möglich zu erleichtern, gibt es einige Maßnahmen die sich als hilfreich erwiesen haben. Nach wie vor ist keine Heilung möglich. Pferde mit Shivering sollten normal behandelt werden. Bei vielen Pferden sind die Symptome so minimal ausgeprägt, dass sie normal als Reitpferd genutzt werden können.

  • Haltung optimieren:

Pferde mit Shivering sollte so viel Platz wie nur möglich zur Verfügung stehen. Je geringer das Platzangebot ist, (z.B. in einer Box) desto öfter können aufgrund von Drehungen und Rückwärtstreten Verkrampfungen ausgelöst werden. Ist viel freie Bewegung möglich, ist die Chance groß, dass sich die Krampanfälle verringern. Der Boden der Laufflächen muss nicht zwangsläufig gerade sein. Unebener Boden mit kleinen Anhöhen und Baumstämmen motivieren zur Aktivierung der Hinterhand. In der Praxis hat es sich gezeigt, dass gerade der Muskelaufbau bei dieser Erkrankung eine zentrale Rolle spielt. Pferde mit einem guten Muskelaufbau scheinen ihren Körper besser unter Kontrolle zu haben, was es ihnen wiederum erleichtert, mit den vorherrschenden Symptomen umzugehen. Wenig Bewegung und langes Stehen dagegen wirken sich negativ auf die Erkrankung aus.

  • Verschonen Sie das Pferd vor langen Aufenthalten beim Hufpfleger/Schmied:

Die meisten Pferde haben bei der Hufbearbeitung extreme Probleme, da sie die Hinterhufe nicht lange und hoch anheben können. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die betroffenen Pferde nicht zu beschlagen, um die Zeit des Aufenthalts zu verkürzen. Auch ein kurzes Aufwärmen in Form von einem Spaziergang oder Longierens zum Aufwärmen der Muskulatur erleichtert den Pferden den Besuch beim Schmied oder Hufpfleger.

  • Regelmäßige Behandlungen durch einen Physiotherapeuten/Osteopathen:

Durch das Muskelzittern und den damit in Verbindung stehenden Verkrampfungen empfiehlt es sich, diese Pferde regelmäßig einem Physiotherapeuten oder Osteopathen vorzustellen, da im Bereich des Rückens die Muskulatur verspannt. Hier können auch Massagen und das energetische Putzen helfen.

  • Das A & O ist die Vermeidung von Stress:

Für Pferde mit Shivering spielt Stress eine große Rolle. Dieser sollte nach Möglichkeit weitestgehend reduziert werden. Hier kann ein Bodenarbeitstraining helfen, um die Pferde an alle möglichen Alltagssituation langsam heranzuführen. Da für die meisten Shiveringpferde eine Fahrt im Pferdeanhänger extremer Stress bedeutet, ist es auch hier wichtig die Pferde geduldig und in kleinen Schritten an den Pferdeanhänger zu gewöhnen. Ein Anhänger mit Frontausstieg wäre für diese Pferde von Vorteil.

  • Vitalstoffe übernehmen bei der Fütterung eine wichtige Rolle:

Füttern Sie das erkrankte Pferd möglichst stärkearm (wenig Kraftfutter) und achten Sie auf die Eiweißversorgung. Diese sollte im Verhältnis zur verdaulichen Energie angepasst und möglichst hochwertig (Lysin, Methionin, Threonin und Tryptophan) sein. Immer wieder wird auch ein Vitamin B12 Mangel (EQUIPUR - vit B12) als möglicher bzw. beteiligter Auslöser der Symptome diskutiert. Vor allem Lysin (für den Muskelstoffwechsel) und Tryptophan (für ein ruhiges Nervenkostüm) sind hier besonders wichtig (EQUIPUR-amino, EQUIPUR-tryptomag) . Ein hochwertiges Mineralfutter liefert alle wichtigen Vitalstoffe (wenn möglich in organischer Form gebunden). Prüfen Sie regelmäßig den Vitamin B12, Mangan (Billy´s Mangan) und Zinkgehalt über das Blutbild. Achten Sie darauf, dass sich die Referenzwerte eher im Mittel befinden.


Schlussfolgernd kann man sagen, dass die Frage nach dem Auslöser von Shivering beim Pferd leider noch immer offen bleibt. Eine Heilung der neuromuskulären Störung kann auch heute noch nicht in Aussicht gestellt werden. Dennoch können die meisten Pferde bei entsprechendem Haltungs-, Trainings- und Fütterungsmanagement ohne größere Einschränkung genutzt werden. Hochwertige Eiweiße, ein gutes Mineralfutter (Mineral Plus) und eine besondere Aufmerksamkeit beim Vitamin B- und Manganstoffwechsel verbessern die Lebensqualität des Shiveringpferdes.


Quellen: https://silberpferd.wordpress.com/2016/05/13/das-shivering-syndrom/, http://www.thp-koester.de/statement-der-testung-der-shivering-pferde/, https://www.cavallo.de/100-krankheiten-das-grosse-cavallo-symptom-lexikon.283729.233219.htm, Zivilisationskrankheiten des Pferdes; Ganzheitliche Behandlung chronischer Krankheiten; Christina Fritz/Souel Maleh; Sonntag Verlag in Georg Thieme Verlag KG; Stuttgart 2016