Mais ist reich an Stärke und Energie für PferdeWie so oft, wird auch die Fütterung von Mais an Pferde sehr unterschiedlich diskutiert. Erst kürzlich haben wir in den sozialen Medien eine Diskussion zu einem vom Hersteller für Maisflocken veröffentlichten Post verfolgt. Es war erstaunlich, mit welchen gegensätzlichen Ansichten sich hier Gegner und Befürworter zu Wort meldeten. Mais hat als Futter für Pferde gegenüber anderen Getreiden einige Vorteile. Nur die Kehrseite der Medaille zeigt aber auch, dass Mais in seinen unterschiedlich zur Verfügung gestellten Strukturen (Maissilage, Maiskörner – ganz, geschrotet, gemahlen oder gepoppt) Nachteile für das Pferd mit sich bringt. Beides, also Vor- und Nachteile einer Maisfütterung bei Pferden, wollen wir beleuchten. Wie immer aber – so auch beim Mais – spielt der individuelle Stoffwechsel des Pferdes eine ausschlaggebende Rolle wenn es um Unverträglichkeiten geht.


Mais – eine kultivierte Urpflanze

Auch wenn die heutige Maispflanze nicht mehr viel mit der ursprünglichen Pflanze, dem Wildgras Teosinte, gleich hat, ist dennoch die Chromosomenzahl beider Pflanzen identisch und die Pflanzen können auch heute noch miteinander gekreuzt werden. Daher vermutet man, dass der Ausgangsort des Maisanbaus – vorwiegend als Futterpflanze – in Mexico seinen Ursprung hatte.  Wann genau die kultivierte Maispflanze auch zur Pferdefütterung herangezogen wurde, ist nicht bekannt.


Mais für Pferde – viel Energie und wenig Eiweiß

Mais enthält gegenüber dem Hafer ca. 15 % - 20 % mehr Kohlenhydrate (Stärke) und ist somit reicher an Energie als Hafer. 0,85 kg Mais liefern dieselbe Energie wie 1 kg Hafer. Der Gehalt an Futtereiweiß ist um über 15 % niedriger. Ein Grund dafür, warum in Getreidemischungen immer wieder auch Mais mit untergemischt wird. Damit wird das anzustrebende Verhältnis der zugeführten Energie zum verdaulichen Protein (1:5) verbessert. Dennoch – um die Stärke im Mais überhaupt für die Enzyme (Amylasen) im Dünndarm verdaulich zu machen, muss dieser thermisch aufbereitet werden (gepoppter oder geflockter Mais). Geschroteter oder gewalzter Mais erreicht nicht die erwünschte Verdaulichkeit.


Ganzer oder geschroteter Mais – kein Futter für Pferde

Auch hier gilt natürlich – wie immer – die Menge macht das Gift. Obwohl das nicht das einzige Problem bei geschrotetem oder ganzen Körnermais wäre. Die sogenannte präzäkale (Dünndarm) Verdaulichkeit bei ganzem Mais liegt bei unter 25 %.  Selbst bei geschrotetem Mais erreicht diese höchsten 50 % gegenüber thermisch aufbereitetem, sogenanntem gepopptem Mais oder Maisflocken. Die dann unverdaute Stärke gelangt in den Dick- bzw. Blinddarm der Pferde und wird dort unter Einsatz der Darmbakterien zerlegt. Da aber der Dickdarm der Pferde nicht darauf ausgelegt ist größere Mengen an Stärke zu verdauen, kommt es zu massiven Verschiebungen der Darmflora. Dadurch werden Endotoxine freigesetzt und das Risiko einer Hufrehe massiv gesteigert und die Entgiftungsorgane unnötig belastet.  Ein Grund also, warum unbehandelter Körnermais nicht an Pferde verfüttert werden sollte. Zweites Problem ist, dass die harten Maiskörner in der Lage sind Zähne zu spalten bzw. zu brechen. Das Risiko einer massiven Verletzung des Gebisses der Pferde ist relativ hoch.


Gepoppter oder geflockter Mais für Pferde? Ja – aber …

Es ist nicht so, dass die Pferdewelt auf den Mais als Futter gewartet hätte. Prof. Coenen schreibt in seinem Standardwerk „Pferdefütterung; Auflage 5: „Mais wird besonders in der "Neuen Welt" in großen Mengen, allerdings in Kombination mit viel Raufutter, in der Pferdefütterung verwendet." Nun die Frage, die sich stellt ist, brauchen Pferde diese „Neue Welt“ – was auch immer Coenen damit meint: Mais ist ein sehr günstiger Futterzusatz und wird unseres Erachtens nach in erster Linie eingesetzt, um die Futterkosten zu senken. Gutes Heu hat eben seinen Preis. Die Verdauung der Pferde ist eigentlich nicht darauf ausgerichtet, stärkereiche Futter enzymatisch in kurzer Zeit zu zerlegen. Viele Pferde leiden ja bereits an einer eingeschränkten enzymatischen Dünndarmaktivität. Daher scheint es wenig hilfreich zu sein, Mais (in welcher Form auch immer) in größeren Mengen an Pferde zu verfüttern.

Pferde mögen Mais, weil dieser einen süßen Geschmack hat. Daher spricht sicher nichts dagegen mit 100 bis 300 Gramm je Ration ein altes oder dünnes Pferd aufzupäppeln, um die zugefütterten Heucobs oder Rübenschnitzel (entzuckert) geschmacklich aufzuwerten. Pferde mit Stoffwechselproblemen (EMS, ECS oder „KPU“) sind hier eher außen vor zu lassen. Einen entscheidenden Nachteil haben alle thermisch aufbereiteten Getreide nämlich. Durch die erhöhte präzäkale Verdaulichkeit wird bei der Fütterung der Blutzuckerspiegel (hohe postprandiale Anflutung von Glukose und Insulin) zu schnell ansteigen und somit diesen Pferden ernsthafte Probleme bereiten.

Sportpferde werden regelmäßig stark bewegt. Diese reagieren weniger empfindlich auf stärkereiche Mischfutter. Auch ist hier der Dünndarm entsprechend trainiert. Aber selbst diese Pferde reagieren bei übertriebener Maisfütterung häufig mit angelaufenen Beinen, Magengeschwüren oder belastungsbedingten Myopathien. Auch hier gilt eine maximale gesamte Stärkeaufnahme von 0,5 bis 1 g je kg LM je Ration (entspricht 500 bis 1500 Gramm Maisflocken je 600 kg Pferd).


Maiscobs und Maishäcksel fürs Pferd

Je nach Erntezeitpunkt ist hier der Anteil der Stärke niedriger und der Anteil an Rohfaser höher. Die Frage stellt sich aber auch hier, warum dies Pferde benötigen, wenn ausreichend qualitativ hochwertiges Heu bereitgestellt werden kann. Die Bedingungen des Anbaus, Aflatoxine, der Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln belasten bei der Maisfütterung den Entgiftungsstoffwechsel zusätzlich. Zweifelsohne reagieren Pferde individuell ganz verschieden darauf und somit sind die Erfahrungswerte damit unterschiedlich. Wir sind aber der Meinung, dass auf eine Fütterung mit Maiscobs oder Maishäcksel gänzlich verzichtet werden sollte.

Fazit: Die Vorteile des Mais gegenüber anderen Getreidearten, wie insbesondere dem Hafer, sind nur durch die thermische Aufbereitung nutzbar zu machen. Der hohe Stärkegehalt im Mais birgt dennoch Risiken für Pferde mit chronischen Stoffwechselbelastungen. Achtung bei Fütterung von ganzen oder geschrotetem Mais: dieser kann massive Zahnschäden hervorrufen. Geringe Mengen an Mais, insbesondere für alte und sehr dünne Pferde, können, wenn langsam angefüttert, eine sinnvolle Ergänzung sein. In den meisten Fällen aber bleibt Hafer oder eine zuckerreduzierte (auch stärkereduzierte), ölhaltige, faserreiche und strukturreiche Fütterung das A und O.