Die permanente Angst vor einer Kolik beim Pferd

Kolik beim Pferd vorbeugen. Was tun bei einer OP?Kaum etwas fürchtet der Pferdebesitzer mehr als eine Kolik beim Pferd. Nicht nur weil eine Kolik für das Pferd lebensbedrohlich sein kann, sondern weil diese auch im Falle einer Operation unheimlich kostspielig ist. Meist kündigt sich eine schwere Magen- oder Darmkolik bereits einige Stunden vorher an. Wer also Glück hat und gerade noch frühzeitig reagieren kann, minimiert das Risiko, nur noch operativ eingreifen zu können, um einiges. Dennoch, der Verdauungsapparat des Pferdes ist sehr komplex und empfindlich. Geringe Störungen oder Veränderungen in der Futterroutine können Pferde bereits so zusetzen, dass diese mit massiven Magen- oder Darmbeschwerden reagieren können.

Die Kolik beim Pferd zählt zu den häufigsten Störungen des Verdauungsapparates. Jährlich erkranken 10 von 100 Pferden an einer Kolik. Der Begriff Kolik beim Pferd ist keine Krankheitsbezeichnung, sondern eigentlich ein Ausdruck für einen Komplex an Symptomen die sich in Form von Bauchschmerzen zeigen. Die Ursachen für eine Kolik beim Pferd können sehr unterschiedlich sein. Entsprechend variieren die Anzeichen. Auch reagieren Pferde unterschiedlich auf Schmerzen; d.h. dem Laien fällt es schwer, den Schweregrad einer Kolik anhand äußerer Symptome zu bestimmen.


Welche Koliken gibt es beim Pferd?

  • Magenüberladung
  • Verstopfungskolik
  • Krampfkolik
  • Gaskolik
  • Sandkolik
  • Thrombotisch-Embolische Kolik
  • Darmdrehung oder Darmverschlingung
  • Darmeinklemmung
  • Magenkolik bzw. –überladung beim Pferd

Magenüberladung beim Pferd

Der Magen des Pferdes ist im Vergleich zum Rest des Verdauungstraktes relativ klein. Ein ausgewachsenes Pferd hat einen Magenvolumen von ca. 15 bis 20 Liter. Eigentlich muss dieser auch nicht viel größer sein, da das Pferd ja von Natur aus auf eine kontinuierliche Aufnahme kleinerer Futtermengen eingestellt ist. Werden zu große Futtermengen oder eiweiß- und zuckerreiche sowie strukturarme Futter aufgenommen kommt es zu Gärprozessen und der Mageninhalt quillt auf. Da sich die Magenwand des Pferdes nur sehr schwach dehnen kann, führt dieser Umstand zu massiven Magenschmerzen und kolikartigen Symptomen. In extremen Fällen reißt sogar die Magenwand (Magenruptur) des Pferdes. Dieser Umstand bedeutet für das Pferd den sicheren Tod.

Verstopfungskolik im Dünndarm des Pferdes

Eine Verstopfungskolik im Dünndarm des Pferdes kommt eher selten vor. In den meisten Fällen sind es Gas- und Krampfkoliken, die durch die Aufnahme ungeeigneter Futter entstehen. Handelt es sich um eine Kolik im Bereich des Dünndarms, reagieren Pferde meist mit sehr übelriechendem dünnerem Kotabsatz.

Dickdarmkolik beim Pferd

Eine Dickdarmkolik entsteht meistens durch eine Verlagerung oder Aufgasung von Futterbestandteilen. Auch sind Verstopfungen durch sehr grobstängeliges Heu oder Stroh sowie Verlegungen bzw. Verstopfungen durch Sand (Sandkolik) oft für Koliken beim Pferd verantwortlich.

Blinddarmkolik beim Pferd

Der Blinddarm des Pferdes fasst rund doppelt so viel Inhalt wie der Magen des Pferdes. Er gehört streng genommen zum Dickdarm und dient als Gärkammer. Viele nützliche Darmbakterien helfen die ansonsten unverdaulichen Pflanzenteile zu verdauen. Dabei entstehen Gase, die im Normalfall als Winde abgehen. Bei extrem eiweiß- oder kohlenhydratreichem Futter kommt es zu einer Verschiebung der Darmflora und extremer Gasbildung. Der extreme Druck auf die Blinddarmwand verursacht Schmerzen. Man spricht von einer Gaskolik beim Pferd. Seltener kann auch eine Verstopfungskolik im Blinddarm auftreten. Ursache hierfür sind fehlende rohfaserverdauende Bakterien oder zu strukturreiches Grundfutter, eventuell kombiniert mit nicht ausreichender Wasserzufuhr.

Krampfkoliken beim Pferd

Diese Form der Darmbeschwerden treten beim Pferd besonders häufig auf und sind die Folge von Verdauungsbeschwerden, die sogar witterungs- und stressbedingt ausgelöst werden können ("Kreislaufkolik"). Durch extrem starke Schmerzattacken über mehrere Minuten verkrampft sich die Darmmuskulatur so stark, dass es insbesondere in Abschnitten des Dünndarms zu Verschlingungen kommen kann, die ggf. nur noch operativ entwirrt werden können.

Koliken durch wandernde Wurmlarven – (Thrombotisch-) Embolische Kolik

Durch die in der Darmwand wandernden Wurmlarven entstehen Blutgerinnsel, sogenannte Thrombosen. Diese führen in den Blutgefäßen des Darms zu Embolien. Die Peristaltik kommt dadurch abschnittsweise komplett zum Erliegen. Bleibt eine schnelle Erstversorgung durch den Tierarzt aus, können ganze Darmabschnitte absterben.


Mögliche Anzeichen einer Kolik beim Pferd

  • Scharren mit den Vorder- oder Hinterbeinen
  • Hinlegen (zu ungewöhnlichen Zeiten)
  • ruhiges Stehen mit gestrecktem Hals und Kopf
  • Nahrungsverweigerung
  • umsehen nach dem Bauch
  • wiederholtes Hinlegen und Aufstehen eventuell mit Wälzen
  • wiederholtes Urinieren oder nicht Urinieren
  • kein Absetzen von Kot, aber auch plötzlicher Durchfall
  • ungewöhnliche Körperstellungen, z.B. Hundesitzartige Stellung, Liegen auf dem Rücken
  • Schweißausbrüche
  • geblähter Bauch, teilweise stark berührungsempfindlich
  • erhöhte Puls- und Atemfrequenz
  • wiederholtes Flehmen

Bei einer stärkeren Kolik sind die Anzeichen ausgeprägter: Das Pferd wälzt sich hin und her, es schlägt sich mit den Hinterfüßen unter den Bauch und schwitzt häufig stark. Beim oft unkontrollierten auf den Boden werfen besteht eventuell sogar die Gefahr, dass sich die Pferde dabei selbst verletzen.

Insgesamt kann man jedoch feststellen, dass die Kolik-Anzeichen nicht immer dem tatsächlichen Grad der Erkrankung entsprechen. Probleme der Blase, Niere oder gynäkologische Probleme bei Stuten können ebenfalls kolikartige Schmerzsymptome hervorrufen. Hier ist der Tierarzt gefragt, die Ursache zu finden.


Mein Pferd hat eine Kolik – was kann ich tun?

Dem Laien ist es nicht möglich festzustellen wie kritisch die Koliksymptome einzustufen sind. Daher sollte grundsätzlich der Tierarzt gerufen werden. Die von uns hier gegebenen Tipps dienen zur Erstversorgung bis zum Eintreffen des Tierarztes.

  • Eine weitere Nahrungsaufnahme sollte unterbunden werden
  • Nehmen Sie die PAT-Werte und geben Sie diese dem Tierarzt durch
  • Keine Eigenmedikation! Auch keine Wurmkur verabreichen! (Notfalltropfen, Globuli, Colosan oder/und Spascupreel als Komplexmittel können nach Rücksprache verabreicht werden.)
  • Das Pferd sollte in einer großen gut eingestreuten Box untergebracht werden oder in der Reithalle oder auf einem eingezäunten Reitplatz langsam (mit Pausen) im Schritt geführt werden.
  • Es muss verhindert werden, dass sich das Pferd durch unkontrolliertes auf den Boden werfen selber verletzt
  • Bei schwachem Kreislauf eventuell eindecken

Was macht der Tierarzt, wenn das Pferd eine Kolik hat?

  • Der Tierarzt muss, bevor er die Behandlung beginnt, zunächst einmal die mögliche Ursache der Bauchschmerzen erkennen. Dazu wird das Pferd meist abgehört und anschließend rektal untersucht. Um den Allgemeinzustand zu überprüfen wird die Temperatur gemessen und die Puls- und Atemwerte nochmals überprüft.
  • Je nach Art der Kolik beim Pferd wird die Behandlung unterschiedlich erfolgen. Eventuell muss eine Nasen-Schlund-Sonde durch die Nüstern eingeführt werden, um festzustellen, ob sich Futter, Gase oder Flüssigkeit im Magen befinden. Da Pferde nicht erbrechen können, kann ggf. auf diesem Weg Druck aus dem Magen entfernt werden.
  • Anschließend kann bei Gaskoliken mit kalten und warmen Einläufen durch die Nasenschlundsonde für Linderung gesorgt werden. Bei Verstopfungskoliken wird der Darm mit Hilfe von nicht verdaulichem Öl (Paraffinöl) wieder durchgängig gemacht. Bei schweren Gaskoliken hilft manchmal nur eine Punktion des angegriffenen Darmabschnitts, um Gase über eine hohle Kanüle entweichen zu lassen.
  • Da es länger dauern kann, bis die Verdauung wieder in Gang kommt, wird dem Kolik-Pferd eine Behandlung mit einer Elektrolyt-Infusion zugeführt um eine Austrocknung zu verhindern.
  • Meist werden schmerz-, krampflösende und kreislaufunterstützende Mittel gespritzt. Oft reichen diese Medikamente schon aus um die Darmtätigkeit wieder zu normalisieren. Bei der Wahl der Medikation sollte darauf geachtet werden, dass nur Medikamente ausgewählt werden, die keinen Einfluss auf die Darmaktivität (Peristaltik) nehmen.
  • Bei schweren Verlagerungen oder Verschlingungen hilft in der Regel nur der sofortige operative Eingriff. Die verlegten Darmabschnitte werden wieder korrekt gelagert und ggf. abgestorbene Darmteile werden entfernt. Dieser massive Eingriff ist für die Pferde ebenfalls lebensbedrohlich aber alternativlos. Positiv anzumerken ist, dass die Überlebenschance nach bzw. während so einer Operation von früher um die 50 % auf heute knapp 90 % gestiegen ist.

Koliken beim Pferd vorbeugen

Pferde sind als Steppentiere an eine langsame und gleichmäßige Futteraufnahme gewöhnt. Durch vorsichtiges Anweiden im Frühjahr oder durch eine langsame Umstellung von einer Heu- / Futtersorte auf eine andere, können Sie eine Kolik beim Pferd vorbeugen.

Weitere Tipps um einer Kolik beim Pferd vorbeugen zu können:

  • einwandfreie Futterqualität (staub-, schimmel-, fäulnisfrei)
  • einwandfreie Einstreu (einige davon sollten bzw. dürfen nicht gefressen werden)
  • regelmäßige Fütterung mindestens 3-mal am Tag, besser öfter
  • immer Heu vor dem Kraftfutter füttern um eine zu hastige Kraftfutteraufnahme zur verhindern
  • immer ausreichend Wasser zu Verfügung stellen
  • kein kurz gehäckseltes Heu, Gras oder Stroh füttern
  • gutes Parasitenmanagement (besonders in den ersten 4 Lebensjahren wichtig um dauerhafte Schäden an den Darmwänden zu vermeiden)
  • regelmäßige Zahnkontrolle durch einen auf Zähne spezialisierten Fachtierarzt
  • vermeiden Sie plötzliche Änderungen und Stress bei den Haltungsbedingungen und im Training
  • nicht zu lange auf abgefressenen Weiden stehen lassen (vermehrte Sand- / Erdaufnahme)

Immer wieder kommen Koliken vor, weil Pferde über einige Tage hungern mussten. Die Stallbetreiber hatten nicht kontrolliert, ob jedes Pferd auch an die Futterplätze kommt. Immer öfters hört man auch von schweren Koliken, weil übersehen wurde, dass die implantierten oder eingeflochtenen Mikrochips nicht mehr funktionieren und so über die Automaten kein Futter mehr abgerufen werden konnte. Derartig aufgezwungene Hungerphasen sind für Pferde lebensbedrohlich. Stallbetreiber, die nicht zweimal am Tag die Futterprotokolle oder Fressplätze kontrollieren, handeln grob fahrlässig und sind im Falle einer Kolik - als die dafür Verantwortlichen - bei den entstandenen Kosten, in die Pflicht zu nehmen.


Die richtige Nachsorge eines Kolikers

So unterschiedlich und individuell Pferde und der Zustand ihres Verdauungstraktes ist, genauso differenziert wird auch die Nachbehandlung sein. Eine feste Regel gibt es hier nicht. In Abhängigkeit der eigentlichen Ursache und Behandlung der Kolik muss auch das Futter- und Haltungsmanagement angepasst werden. In den meisten Fällen wird man für einige Tage zu einer reduzierten „Schonkost“ raten. Häufig werden hier unterschiedliche Mash und Mischfutter mit einem hohen Anteil an Schleimstoffen empfohlen und stufenweise wird der Heuumsatz wieder erhöht. Bedenken Sie auch, dass die „speziell“ für Kolikpferde empfohlenen Mischfutter sehr eiweiß- und kohlenhydratreich sind. Dies kann die Verdauung insbesondere im Dickdarm negativ beeinträchtigen. Auch sollte das Heu nicht zu grob in seiner Struktur sein. Stroh sollte zunächst vermieden werden. Auch Futteröle können hier sinnvoll sein. Die auf dem Markt angebotenen Mischfutter sind nicht grundsätzlich ideal für bereits stoffwechselbelastete Pferde. Insbesondere dann, wenn diese auch noch Boxenruhe einhalten sollen. Lassen Sie sich hier von einem erfahrenen Futterspezialisten beraten.


Hohe Kosten für eine Kolik-OP beim Pferd

Da die Kosten für eine Kolik-OP bei ca. 4000 € oder mehr liegen ist es sicher ratsam, eine Operationskosten-Versicherung abzuschließen oder private Rücklagen für den Notfall zu bilden, um im Fall der Fälle seinem Pferd auch eine optimale Behandlung zukommen lassen zu können. Zudem sollte jeder sich Gedanken machen, wie er ggf. entscheiden würde um für den Notfall (nachts oder im Urlaub) vorbereitet zu sein auf eine oft schnell zu treffende Entscheidung.


Risiken einer Kolik-OP am Pferd

Die Chancen auf ein Gelingen der Kolik-OP und eine vollständige Genesung der Pferdes nach einer OP ist von mehreren Faktoren abhängig: Vom Alter des Pferdes, vom Allgemeinzustand vor der OP, davon, wie lange die Kolik bereits andauert und von den notwendig durchzuführenden Maßnahmen während der OP. Muss der Darm lediglich wieder in seine ursprüngliche Lage zurückverlegt werden sind die Überlebenschancen nach einer Kolik-OP für das Pferd größer, als wenn bereits abgestorbene Darmabschnitte entfernt werden müssen. Hier ist es von Vorteil, wenn nicht zu lange mit der Entscheidung eines operativen Eingriffs gewartet wird. 

Auch die Narkose an sich stellt natürlich (wie bei jeder Operation), ein Risiko der Kolik-OP beim Pferd dar.

Wichtig ist auch die Heilungsphase nach einer Operation. Die Pferde sollten 2 – 4 Wochen absolute Boxenruhe haben. Hier gehen die Meinungen auseinander. Wie beim Menschen versucht man aber inzwischen Stehzeiten zu minimieren um einen Muskelabbau zu vermeiden. Grundlage einer optimalen Wundheilung der sehr großen Bauchnaht ist eine optimale Mineral- und Vitalstoffversorgung und eine Unterstützung der gesunden Darmflora. Hier empfehlen wir unser Mineral Plus (hochdosiert), am besten in Kombination mit unserem Omega Balance Öl.

Nach 2 – 4 Wochen muss das Pferd unter Anleitung des Tierarztes langsam antrainiert werden. Je nach Heilungsverlauf kann sich das Pferd von einer Kolik-OP komplett erholen und ggf. sogar wieder im Turniersport eingesetzt werden. Allgemeine Aussagen lassen sich zu den Heilungschancen aber nicht treffen, da diese von vielen Faktoren abhängig sind. Wichtig ist aber auf jeden Fall eine durchdachte regelmäßige Fütterung mit hochwertigen Futtermitteln. Auch hier sollten Sie sich von Ihrem Tierarzt oder Ernährungstherapeuten für Pferde beraten lassen und auf eine strikte Durchführung achten.