Headshaking ist ein Krankheitsgeschehen, von dem etwa 1 bis 2% der Pferde betroffen sind.

Woran erkennt man einen Headshaker?

Das unkontrollierte Kopfschütteln beim Pferd wurde schon vor über 200 Jahren in der Literatur erwähnt. Die Ursache ist bisher unbekannt.

Headshaking ist keine Krankheit oder in seltenen Fällen eine Verhaltensstörung wie z.B. das Koppen oder Weben, sondern ein Symptom, dass durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden kann. Der Headshaker bewegt seinen Kopf plötzlich und für uns ohne ersichtlichen Grund vertikal, horizontal oder auch rotierend.

Die Symptome beginnen oft schleichend oder kommen von einem Tag auf den anderen und können sich so steigern, dass das Reiten unmöglich wird und die Pferde für sich selbst und ihre Umgebung zur Gefahr werden. Das Headshaking tritt quer durch alle Rassen auf, wobei wissenschaftliche Studien ergeben haben, dass zu 75% Wallache aller Rassen und Disziplinen betroffen sind.


Headshaker unterscheidet man in drei Typen:

1. Stereotypischer Headshaker

Ausgelöst durch schlechte Haltung und/oder extremen Stress – eher selten (Verhaltensstörung)

Eine artgerechte Haltung mit viel Pferdekontakt und Auslauf sowie eine rücksichtsvolle Reiterei mit passender Ausrüstung und freundlicher Umgang sind in den meisten Fällen „Heilmittel“.

Ursprünglich ist das Pferd ein Beutetier und für das Leben in einem Herdenverband geschaffen. Es verbringt den Tag grasend und ist ständig auf der Hut vor Raubtieren. Der dadurch entstehende Stress baut es durch gleichmäßige Bewegung im Schutze der Herde wieder ab.

2. Symptomatischer Headshaker

Zahnprobleme (z.B. störender Wolfszahn), Parasitenbefall am Kopf (Ohr), Schmerzen im Halsbereich (Muskulatur, Halswirbelsäule), Rückenprobleme, Augenkrankheiten, krankhafte Veränderungen oder Infekte der Nasennebenhöhlen oder Nasengänge, Rittigkeitsprobleme oder Reiterfehler stellen meist die Ursache dar.

3. Idiopathischer Headshaker

Idiopathisch kommt aus dem Griechischen und bedeutet „ohne Grund“. Das heißt, dass bei idiopathischen Headshakern kein spezifischer Auslöser für das Kopfschlagen gefunden werden kann.


Die Ursache ist nicht bekannt bzw. mehrere Auslöser werden vermutet:

Die Trigeminusneuralgie (Entzündung/ Überempfindlichkeit des fünften Gesichtsnervs, nervus trigeminus) zählt mittlerweile zu der häufigsten Ursache, die dazu führt, dass Pferde schon bei geringsten Reizen mit Kopfschütteln oder Kopfschlagen reagieren.

Der Trigeminusnerv (lat. für Drillingsnerv) teilt sich im gesamten Gesichtsfeld des Pferdes und versorgt über drei Äste Stirn, Kinn, Augen, Gesicht, Ober- und Unterkiefer.Der Trigeminusnerv

Shara Sheldon, Forscherin an der University of California, Abteilung für Veterinärmedizin und Epidemiologie beschreibt, dass Pferde mit Trigeminus vermitteltem Kopfschütteln unter neuropathischen Nervenschmerzen leiden, da der Trigeminus Nerv, der das Gesicht mit allen Empfindungen versorgt, ständig am Rande des Feuers steht. Elektrische Empfindungen, Jucken, Kribbeln und Brennen verursachen die aufgeführten sichtbaren Symptome.

Helles Sonnenlicht kann zusätzlich einen Reiz auf den Trigeminus Nerv ausüben, wodurch das sogenannte photosensitive Headshaken ausgelöst wird. Aus diesem Grund beginnen viele Headshaker im Frühjahr oder Frühsommer mit dem Schütteln.

Der Sehnerv (Nervus opticus, 2. Hirnnerv) oder der Hörnerv (Nervus vestibulocochlearis, 8. Hirnnerv) können ebenfalls betroffen sein.

Vasomotorische Rhinitis (chronischer, nicht- infektiöser und nicht-allergischer Schnupfen, der sich in einer laufenden oder verstopften Nase äußert) kann ebenfalls Auslöser fürs Headshaken sein.

Neben Viren (z.B. das Herpes Virus) wird beim Pferd auch die Borreliose als Ursache diskutiert. Borrelien können Nerven speziell im Auge angreifen und Schäden verursachen. Als Symptom tritt eine Glaskörpertrübung auf, die dazu führt, dass die Pferde bei Sonnenlicht das Gefühl haben, eine Fliege könnte sich in ihrem Auge befinden.

Bei infektionsbedingtem und allergischem Kopfschütteln könnte eine Verbesserung des Gesundheitszustandes durch eine Behandlung des Immunsystems erreicht werden.

Weitere Begleiterscheinungen zum plötzlichen und immer wiederkehrenden Auf- und Abschlagen oder Schütteln des Kopfes können sein:

  • Schlabbern mit der Oberlippe
  • vermehrtes Schnauben
  • Zucken der Gesichtsmuskeln
  • Reiben der Nüstern an den Vorderbeiden
  • Reiben der Nase an Wand oder Boden
  • verstärkter weißlicher oder klarer Nasenausfluss
  • bewusstes Meiden von Sonne, Helligkeit, Wind, Wärme, Pferde verlassen ungerne ihre „Komfortzone“ (Schatten oder dunkle Ecke in der Box)

Die Symptome verschlimmern sich in stressigen Situationen, häufig haben Pferde einen Krankheitshintergrund, der entweder hochgradig akut ist oder chronischen Stress in verschiedenster Form.

Stress in unterschiedlichsten Formen produziert physiologische Konsequenzen.

  • umweltbedingter Stress wie Kälte, Hitze, Geräusche, usw.
  • chemischer Stress wie Arzneimittel, Impfstoffe, Entwurmungsmittel, Umweltverschmutzung, etc.
  • biochemischer Stress wie Ernährungsmangel
  • physischer Stress wie Infektionen, Überarbeitung, Trauma
  • psychologischer Stress wie Stalländerung, Angst, Verlust des „Kumpels“
  • dem psychischen Stress folgt der physische Stress!

Weitere Faktoren, die in der Regel nicht die Krankheit auslösen, aber auch mit einer Nervenschädigung in Verbindung gebracht werden können, und die Symptome verstärken, sind Mykotoxine im Getreide, Heu oder Silage.

  • Schwermetalle z.B. im Wasser
  • Elektrosmog durch Hochspannungsleitungen, Mobilfunkmasten o.ä.
  • Umweltgifte z.B. aus Abgasen oder Holzschutzmitteln

Masken oder Nasennetze verringern die Symptome

Eine Behandlung ist durch die Vielzahl der möglichen Ursachen oft nicht einfach.

Bei „photic Headshaking“ (lichtinduzierten Headshaking) kann bei sensiblen Pferden oftmals eine Lichtschutzmaske mit einem guten UV-Schutz für Augen und/oder Nüstern Erleichterung schaffen. Als zusätzliche symptomatische Behandlung wird hier das Reiten in einer eher dunklen Reithalle oder in der Dämmerung empfohlen.

Bei der Gesichtsmaske wird der Trigeminus oder Sehnerv von der direkten Sonneneinstrahlung geschützt, welcher für die unwillkürlichen typischen Zuckungen der Gesichtsmuskulatur verantwortlich ist.

Durch das Tragen des Nasennetzes soll eine dauerhafte Stimulation der Oberlippe stattfinden, so dass der mechanische Reiz den Schmerzreiz lindert. Zusätzlich werden durch das Netz Pollen und Wind gefiltert. Stirnbänder, Nasenbänder und Fliegenfransenbänder haben einen ähnlich stimulierenden Effekt.

Kaubewegungen können zusätzlich Schmerzen triggern, weshalb empfindliche Pferde u.a. auf das Gebiss bzw. Kauen auf dem Gebiss reagieren. Bei solchen Pferden haben sich eine gebisslose Zäumung oder Trensen bewährt. Eine entsprechende Zäumung bringt möglichst wenig Druck auf die Nerven im Gesichts- und Genickbereich.


Inwieweit kann die Fütterung Einfluss auf das Headshaking nehmen?

Die Therapie bei Headshakern kann man gut über die Fütterung unterstützen. Wie auch bei gesunden Pferden muss die Basisversorgung stimmen. Die Grundfütterung sollte aus sehr gutem und möglichst staubarmen sowie schimmelfreiem Heu bestehen, so dass keine allergischen Reaktionen und Reizungen der Schleimhäute auftreten.

Hochwertiges Mineralfutter aus organisch gebundenen Spurenelementen und Vitaminen versorgen den Körper mit Mineralstoffen, welche für die täglichen Regenerationsprozesse der gereizten Strukturen beim Headshaker benötigt werden.

Eine durchaus sinnvolle Ergänzung ist Leinöl. Es ist reich an ungesättigten essenziellen Omega-3-6- Fettsäuren, die eine entzündungshemmende Wirkung haben, was sich positiv auf die chronische Reizung der Nerven und Schleimhäute auswirkt. Ungesättigte, essenzielle Fettsäuren kann der Organismus nicht selbst aufbauen, daher müssen diese täglich mit dem Futter zugeführt werden.


Verschiedenste Studien liefern zur Zusatzfütterung folgende Ergebnisse:

  1. Magnesium in Kombination mit Bor hatte den größten Effekt. Bei den betroffenen Pferden wurde vor Beginn der Fütterung ein ungewöhnlich niedriger Magnesiumspiegel im Serum festgestellt. Bor soll die Magnesiumabsorption verbessern, was die Blutkonzentration von ionisiertem Magnesium weiter erhöht und das Kopfschütteln weiter verringert. Verglichen mit der reinen Heufütterung konnte eine Verringerung des Headshakings um 64% erreicht werden.
  2. Die essenzielle Aminosäure Tryptophan regt die Bildung der „Wohlfühlhormone“ (Serotonin und Melatonin) an. Serotonin wirkt als Regulator bei der Reizübertragung im zentralen Nervensystem und ist ganz wesentlich für das Wohlbefinden des Pferdes verantwortlich.
  3. Empfehlenswert ist auch die Stärkung der Nasenschleimhaut, da Headshaking häufig mit Allergenen in Verbindung gebracht wird. Hibiskusblüten werden wegen ihrer antibakteriellen Wirkung der Atemwege und Schleimhäute geschätzt. Kombiniert mit Hagebuttepulver (je 10 bis 15 Gramm) sind Hibiskusblüten eine ideale natürliche Ergänzung zur Abwehr- und Immunsteigerung.
  4. Die zusätzliche Fütterung von MSM (Methyl- Sulfonyl- Methan), natürlichem Schwefel, trägt zudem zur Symptomlinderung bei. Es hemmt Entzündungen und Schmerzen und steigert die Widerstandskraft und körpereigenen Abwehr. MSM fördert den Abtransport von sogenannten „Schlacken“ aus den Zellen und entgiftet den Organismus von belastenden Schwermetallen.
  5. Die medizinische Wirkung der Süßholzwurzel war schon in der Antike sehr beliebt. Unter Süßholz wird hier die Wurzel des Süßholzes (Glycyrrhiza) verstanden. Es hat sich gezeigt, dass Süßholz bevorzugt in gemahlener Form, als Futterzusatz bei Pferden sehr effektiv das Headshaken lindert und die Leistungsbereitschaft etwas erhöht. Die Süßholzwurzel hemmt Bakterien und Pilze, beugt Entzündungen vor und wird wegen ihrer antiviralen und antiallergischen Wirkung sehr geschätzt. Eine sinnvolle Dosierung liegt bei Headshakern zwischen 1 und 10 Gramm pro 100kg/LM, abhängig von der Jahreszeit da schon 1 Gramm pro 100kg/LM bei geringer Allergenbelastung positive Veränderungen bringt.
  6. Homöopathische Ansätze finden sich in der Sensibilisierung mit Komplexpräparaten mit den Wirkstoffen Arsenum jodatum,  Apis mellifica und Urtica urens. Eine konstitutionelle Behandlung kann zudem unterstützend wirken, sowie eine Nosoden Behandlung bei bekannten Allergenen.

Fazit:

Inwieweit es sich beim Headshaker um eine Verhaltensstörung, eine Allergie oder um beteiligte Organe des Pferdes handelt, ist noch immer nicht geklärt.

Eine ganzheitliche Therapie ist bei Headshakern immer sinnvoll. Optimale Haltungsbedingungen, rücksichtsvolle Reiterei und optimale Grundfütterung sowie unterstützende Futterzusätze, Heilkräuter, Homöopathie, Osteopathie und Akupunktur bringen oftmals eine erhebliche Verbesserung der Symptome.


Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Headshaking; https://www.propferd.at/main.asp?VID=1&kat1=87&kat2=644&NID=6896; https://www.tierheilpraktiker.de/mein-tierheilpraktiker/alle-ausgaben/2-2013/142-head-shaking.html; https://www.facebook.com/1021455601219749/posts/2367935003238462?sfns=mo; https://www.masterhorse.de/expertentipps/pferd/nervositaet/headshaking-beim-pferd; http://www.headshaker.eu/headshaking-ist-heilbar.html; http://www.patent-de.com/20101007/DE102009046710A1.html