Hanf für Pferde - eine alte Kulturpflanze auch in der Pferdefütterung interessant.Der Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen, die von Menschen angebaut wurde und fand erst sehr spät in der Pferdefütterung Einzug. In Persien und China ist Hanf schon vor ca. 12.000 Jahren als Getreide genutzt worden. Damals diente der ölhaltige Hanfsamen als Nahrung und die Fasern wurden zur Herstellung von Kleidern genutzt. Die Chinesen entdeckten auch, dass sich aus den Hanffasern Papier herstellen lässt. In der Medizin fand der Hanf schon 2737 v. Chr. erste Beachtung. Der chinesische Kaiser Shen Nung (2732 – 2697 v. Chr.) schrieb in einer medizinischen Abhandlung über die Wirkung von Hanf als Heilmittel und hob hervor, dass dieser unter anderem für Malaria, Rheuma und viele andere "Unpässlichkeiten“ von Nutzen sein kann. In Deutschland stammten die ältesten Funde aus dem Tübinger Raum und sind ca. 5.500 Jahre alt. Von den Griechen und Ägyptern gibt es Nachweise, dass 200 n. Chr. die Kleidung häufig aus Hanf bestand und auch die berauschende Wirkung der Hanfblätter im Gebäck war damals sehr beliebt. Der Hanf hatte seine Hochzeit zwischen den 1. Jhdt. vor Christus bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit war er eine der am meist angebauten Nutzpflanze. Heilkundlich dienten die Blätter zur Abdeckung von Wunden bei Kriegsverletzungen und der Hanf wurde damals gegen Gicht und Geistesabwesenheit eingesetzt.


Hanf heute – eine Nutz- und Futterpflanze für Pferde?

Heute werden die Qualitäten des Hanfes wieder vermehrt geschätzt. Auch wenn die meisten Menschen den Hanf häufig nur im Zusammenhang mit Hasch bzw. Marihuana kennen, kann der Hanf viel mehr als nur die Sinne berauschen.

Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Pflanzengattungen. Nämlich den THC-armen und THC-reichen Hanf. THC ist die Abkürzung für Tetra-hydro-cannabinol und ist die psychoaktive Substanz der Heilpflanze. Diese Substanz ist die Basis für die Drogenpräparate, die nicht nur halluzinogen wirken sondern mittlerweile für die Therapien bei Multiple – Sklerose, Gicht, Rheuma oder Krebs eingesetzt werden. Aus dem hier kultivierten Nutzhanf, welcher THC-frei ist, können keine Rauschmittel hergestellt werden Es lassen sich Dämm- und Isolierstoffe fertigen und er bildet die Basis für viele Textil- und Papierprodukte. Die Hanffaser als solche ist sehr elastisch, reißfest und haltbar. Auch für kosmetische Produkte und als Nahrungsmittel eignet sich Hanf bzw. der Hanfsamen hervorragend. Inzwischen können mit Hilfe von Hanf ca. 50.000 Produkte aus den verschiedensten Produktionsbereichen hergestellt werden. Dies zeigt, welch vielseitige Pflanze der Hanf ist. Die Hanfpflanze selbst ist als Futterpflanze weniger geeignet, da die Hanfreste (Schäben) von Pferden weniger gerne gefressen werden. Daher werden diese auch als Pferdeeinstreu verkauft.

Bei der Faserproduktion bleiben die sogenannten Schäben als Reststoff über. Diese eignen sich vor allem durch ihre hohe Saugfähigkeit, Schädlingsresistenz und gute Kompostierbarkeit als Einstreu für Pferde. Sie sind meist auch frei von Giften und Pestiziden, da diese beim Anbau nur selten benötigt werden.

Entstaubt oder pelletiert ist Hanf für Pferde eine gute Alternative gegenüber häufig belastetem Stroh. Der gegenüber Stroh oder Leinstroh höhere Preis schreckt aber viele Pferdebesitzer davor ab, Hanf als Einstreu einzusetzen.


Hanfsamen oder Hanföl – wie bedeutend ist diese Ölsaat für das Pferd?

Beim Hanfsamen handelt es sich um einen Samen der braun bis schwarzgrau ist. Der Durchmesser beträgt ca. 3 bis 4 mm. Der Hanfsamen enthält viele Nährstoffe. Ernährungsphysiologisch gehört der Hanfsamen zu den hochwertigsten Ölfrüchten.

Hanföl fürs Pferd - gesunde Fettsäuren und Vitalstoffe.

Als Nahrungsmittel kann der Hanfsamen roh oder geröstet genutzt werden. Pferden wird der Hanfsamen oder das Hanföl gefüttert. Auch hier handelt es sich in der Regel um den sogenannten Speishanfsamen, der ungeschält oder geschält erhältlich ist. Pferde können die harte Schale des Hanfsamens nicht ohne weiteres aufschließen, daher sollte dieser für eine gute Stunde in warmen Wasser eingeweicht werden. Der Samen selbst hat nicht wie andere Ölsaaten (Leinsamen, Traubenkern usw.) zyanogene Glykoside, die durch Hydrolyse in Zyansäure (Blausäure) umgewandelt werden könnten. Ungeschält ist der Samen sehr bissfest. Der geschälte Hanfsamen ist sehr weich und hat ein nussartiges und herbwürziges Aroma.

Das Hanföl für Pferde ist besonders reichhaltig an ungesättigten Fettsäuren und aus diesem Grund als Zusatz für die Futterration von Pferden interessant.


Hanf für Pferde – Warum Hanföl füttern?

Bei der Fütterung von Hanfsamen oder Hanföl ist besonders der hohe Anteil an ungesättigten Fettsäuren ein interessanter Aspekt.

In einer schottischen Studie der Universität in Edinburgh wurde über die Nutzung von Hanföl und Hanfbestandteilen berichtet. Insbesondere wird hier auf die Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren - also die mehrfach ungesättigten Fettsäuren - eingegangen und  besonders betont, welche entscheidende Rolle sie im Stoffwechsel der Pferde spielen.

Nachfolgend die Ergebnisse dieser Studie in einer Zusammenfassung:

Defizite in einer Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren-Versorgung kann zu folgenden Problemen führen:

  • Reduziertem Wachstum
  • Dermatitis
  • Unfruchtbarkeit
  • Immunschwäche
  • Schlechte Wundheilung

Gerade bei Pferden die auf Diät gesetzt sind, ist ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen den Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren sehr wichtig. Ist von einer Fettsäure (insbesondere Omega-6) zu viel vorhanden kann es die anderen Fettsäuren hemmen und ein noch größeres Ungleichgewicht entsteht. Pferde deren Futterration einen hohen Getreideanteil oder einen hohen Anteil an Mais- oder Sojaöl enthält, haben oftmals einen Überschuss an Omega 6-Fettsäuren. Zu viel Omega-6-Fettsäuren können sich negativ auf das Herz-, Kreislauf System auswirken und entzündungsfördernd wirken. Sind Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren im ausgeglichenen Zustand vorhanden, wirken Sie sich positiv auf folgende Bereiche unterstützend aus:

  • Herz – Kreislauf System
  • Entzündungen
  • Neurologischen System
  • Fortpflanzung

Die Nutzung von Fetten bzw. Ölen ist sehr effektiv für den Stoffwechsel von Pferden. Sie können bei einem erhöhten Energiebedarf genutzt werden und stärkehaltiges Getreide ersetzen.

Das Füttern von Öl anstelle von Getreide begünstigt (trifft nicht nur für Hanföl beim Pferd sondern auch für vielen andere native Öle zu):

  • die Energieeffizienz
  • eine verbesserte Leistung
  • ruhigeres Verhalten
  • eine verbesserte Gesundheit

Insbesondere spielen hier die Omega-3-Fettsäuren eine bedeutende Rolle, sie wirken:

  • entzündungshemmend
  • harmonisieren die Atemwege
  • beruhigen nervöse Pferde
  • wirken sich positiv auf die Fruchtbarkeit und die fötale Entwicklung aus
  • verbessern die Samenmerkmale bei Hengsten

Was spricht für die Fütterung von Hanföl bei Pferden

Hanföl wird kaltgepresst und unter einer Temperatur von unter 38° Grad hergestellt. In der Pferdefütterung werden weniger häufig Öle benutzt, die chemisch raffiniert oder in irgendeiner Form bearbeitet worden sind. (Die meisten Pferdeöle auf dem Markt sind kaltgepresst.)

Verglichen mit anderen Ölen, die in der Pferdefütterung genutzt werden, enthält Hanföl:

  • Nicht die höchste Anzahl an mehrfach ungesättigten Fettsäuren - wie behauptet, da auch das Distel, Sonnenblumen- oder z.B. Traubenkernöl hier mithalten kann.
  • Einen sehr niedrigen Gehalt an gesättigten Fettsäuren.
  • Ein optimales Verhältnis zwischen Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren (nur dreimal so viel Omega-6 als Omega 3) wird hier dem Hanföl zugeschrieben. Grundsätzlich ein Öl in einem bereits guten Verhältnis. Nachdem aber die Omega 6 Fettsäuren in der gesamten Nahrung überwiegen, empfehlen die „unabhängigen“ Seiten Öl mit einem möglichst hohen Anteil an Omega 3 Fettsäuren. Daher ist hier das Fisch-, oder Leinöl aus Sicht eines hohen Omega-3-Verhältnisses immer besser.
  • Gegenüber dem Leinöl besitzt Hanföl einen hohen Anteil an Vitamin E und Beta-Carotin. Da kann Hanföl beim Pferd punkten. Leider gibt es wiederum Minuspunkte bei der Verdaulichkeit des Öls.
  • Reichhaltig an Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren
  • Hohe Gehalte an Linolensäure und Stearinsäure

Tabelle Öle (Gramm je 100 Gramm) gegenüber Hanföl beim Pferd:

 

Leinöl

Sonnenblumenöl

Hanföl

Gesättigte Fettsäuren

9,4

12,0

11,1

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren

66,9

50,4

74,7

Einfach ungesättigte Fettsäuren

18,7

24,6

14

Linolsäure

12,7

63,2

53,8

ALA

53,3

0,1

17,2

GLA

0,0

0,0

3,3

Stearinsäure

0,0

0,0

1,6

Omega 6 (Linolsäure)

12,7

63,2

53,8

Omega 3

53,3

0,1

18,8

Omega 6 : Omega 3

0,2

632,0

2,9

*Tabelle ist in mobiler Ansicht mit einer Scrollfunktion ausgestattet.

Laut der anfänglich zitierten Studie besitzt Hanföl die besten Voraussetzungen zur Unterstützung des Stoffwechsels bei Pferden die Diät halten müssen. Hier wird deutlich, dass diese Studie zwar im Ansatz die Vorteile ungesättigter Fettsäuren heraushebt – aber in keine Weise auf die Gesamtration der Pferde eingeht.


Hanföl für Pferde – ein Öl für Pferde, nicht aber der „Heilsbringer“ unter den Ölen

  • Hanföl ist im Gegensatz zu anderen Ölen schmackhafter
  • Hanföl ist guter Energielieferant für Pferde
  • Hanföl enthält gegenüber anderen Ölen einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren.

Fazit:

  • Auf den unterschiedlichsten Seiten des Internets wird man zu jedem Öl eine Reihe von vielversprechenden Aussagen zur Förderung der Pferdegesundheit finden. Auch die nativen Inhaltsstoffe des Hanföls oder des Hanfsamens sollen für die Pferde eine wirkungsvolle und vitalisierende Ergänzung sein. Vergleicht man nun aber den Hanfsamen oder das Hanföl mit den Eigenschaften von Leinsamen, Schwarzkümmel, Chia usw., wird sichtbar, dass alle Samenproduzenten um die Gunst der Pferdebesitzer werben.
  • Jeder verspricht, dass sein Öl die besonderen Eigenschaften besitzt um Pferde vital und gesund zu erhalten. Auch wenn es unspektakulär klingt – das Leinöl ist in Bezug auf seine Omega-3-Fettsäuren und Preis ein unschlagbar gutes Öl. Wer´s noch etwas besser haben will, wählt eine Kombination aus Lein- oder Chia- und Fischöl oder reines Fischöl.
  • Wer die - über die Fettsäuren hinaus - hochwertigen Inhaltsstoffe der Pflanzen und ihrer Samen schätzt füttern besser die Samen selbst und nicht das daraus gewonnene Öl. Nicht täuschen lassen sollte man sich von den in den Samen oder Ölen enthaltenen Mineralstoffen und Spurenelementen – diese können zum einen nur zu 15 bis 40 % resorbiert werden und zum anderen müssten dann einige Kilogramm gefüttert werden um eine Mineralfutter zu ersetzen. Solche Mengen wären aber für das Pferd sehr gefährlich.
  • Ebenso wird in Zweifel gestellt, ob das in den Ölen enthaltene Vitamin E überhaupt dem Stoffwechsel als Antioxidans zur Verfügung gestellt werden kann. (Das betriifft aber grundsätzlich alle Öle)
  • Das Hanföl für das Pferd ist ein hochwertiges und meist auch sehr unbelastetes Öl. Pferde mögen es und das Verhältnis der Fettsäuren ist günstig. Somit eine gute Ergänzung, die viele andere Öle in den Schatten stellt. Dennoch können andere Öle mehr als nur mithalten und es bleibt nun in der Betrachtung des Pferdebesitzers wo dieser seinen Schwerpunkt in der Fütterung seines Pferdes legt.