Hafer fürs PferdDer Hafer zählt zu den gesündesten Getreiden überhaupt. Wegen seines guten Geschmacks und seiner Verträglichkeit wurde er von den Menschen in grauer Vorzeit zusammen mit anderen Heilkräutern gesammelt und gegessen. Irgendwann einmal begann man die Samen zu sammeln und kontrolliert anzubauen. Hafer ist auf Grund seiner „Rispen“ weniger ertragreich als Weizen oder Gerste und wurde erst 3000 v. Chr. großflächig gezüchtet und angesät. Weizen und Gerste hatte man hier schon ca. 7000 Jahre früher kultiviert. Hafer wuchs bis dahin zumeist als Beigras in den Getreidefeldern. Der ursprüngliche Hafer gehört zu der Familie der Rispengräser und wurde in der traditionellen chinesischen Medizin u.a. zur Regulierung des Blutzuckerspiegels verwendet. Zu welchem Zeitpunkt sich dann Hafer auch in der Pferdefütterung etablierte wird unterschiedlich bewertet. In Europa waren es sicher die Römer, die den Hafer in größeren Mengen auch an Pferde verfütterten und deshalb nach Deutschland brachten.


Hafer ist glutenarm – er kann aber noch viel mehr

Hafer hat im Vergleich zu anderen Getreidearten relativ wenig Gluten. Beim Pferd wird eine Glutenunverträglichkeit nur sehr selten beobachtet. Das Klebereiweiß "Gluten" kann im Darm zu Entzündungen der Schleimhaut des Dünndarms führen. Daher eignet sich Hafer insbesondere bei Pferden mit Neigung zu einer Getreideunverträglichkeit. Beachtlich ist der Anteil der essenziellen Aminosäuren. Diese Aminosäuren sind wesentliche Bausteine körpereigener Proteine und an wichtigen Aktivitäten des Stoffwechsels beteiligt.

Hafer ist reich an Mineralstoffen (Kalium, Magnesium, Eisen, Calcium und Phosphor), Vitaminen (Vitamin B, Vitamin E) und Spurenelementen (Zink, Selen), sofern der Mutterboden entsprechend wertvoll war. Da Hafer aber sehr viel Phosphor und im Verhältnis dazu wenig Calcium enthält, sollte bei größeren Mengen unbedingt an die Zufütterung eines calciumlastigen Mineralfutters gedacht werden.

Hafer hat einen angenehm süßlichen Geschmack und wird daher von Pferden sehr gerne gefressen. Mit einem Anteil von 59 % an Kohlenhydraten (überwiegend dünndarmverdauliche Stärke) und 7 % an Fett liefert er eine Menge Energie (ein Kilogramm Hafer hat fast doppelt so viel Energie wie Heu).


Wie viel davon ist gesund?

Wie mit allen Getreidesorten kann man auch bei der Haferfütterung keine pauschale Aussage für das Pferd treffen. Hafer sollte bedarfsgerecht – also vom Energiebedarf des Pferdes abhängig – gefüttert werden. In erster Linie sollte der Energiebedarf über Heu, Weidegras und Stroh sichergestellt werden. Viele Pferde haben dadurch bereits genug und kommen sehr gut auch ohne den Hafer aus. Pferde, die deutlich mehr bewegt werden, regelmäßig arbeiten oder im Sport geritten werden, sollte man aber zusätzlich mit einer Energiequelle, wie z.B. Hafer, füttern. Hafer wird zu 80 bis 90 % (je nach Quelle) bereits im Dünndarm verdaut; hier spielt es nur eine unwesentliche Rolle, ob Hafer im ganzen Korn oder gequetscht gefüttert wird. Kommt zu viel Stärke im Dickdarm an, führt dies zu einer Verschiebung der Darmflora und belastet die Entgiftungsorgane. Viele andere Getreidesorten besitzen eben nicht diese hohe Verdaulichkeit der Stärke im Dünndarm des Pferdes. Somit ist Hafer das für das Pferd geeignetste Getreide. Da verhindert werden soll, dass Stärke in den Dickdarm gelangt, werden andere Getreidesorten heutzutage thermisch aufgeschlossen.

Enzyme (Amylasen) sind für die Verdauung im Dünndarm verantwortlich. Diese stehen aber nur begrenzt zur Verfügung. Pferde, in Abhängigkeit der Rasse und der Regelmäßigkeit einer Haferfütterung, können pro Mahlzeit zwischen 0,5 und 1 g Stärke je kg Lebendmasse im Dünndarm verdauen. 1 kg Hafer hat je nach Sorte und Erntezeitpunkt zwischen 350 und 600 g Stärke je kg. Daher dürfte bei manchen Pferden (gerade bei Robustpferderassen) bereits mit einem halben kg Hafer die enzymatische Stärkeverdaulichkeit erreicht werden. Größere Stärkemengen aus dem Hafer würden dann im Dickdarm durch Fermentation verdaut werden. Dies führt zu einer pH-Verschiebung, einer Anflutung unerwünschter Darmbakterien, Entstehung von Endotoxinen und am Ende zu einer Belastung der Entgiftungsorgane. In Folge entsteht eine negative Energiebilanz und die Pferde nehmen zusätzlich zu den Stoffwechselrisiken eher ab als zu.


Schwarzhafer, Goldhafer, Grünhafer – Welcher ist nun besser für das Pferd?

Hafer fürs Pferd: Achten Sie auf die Qualität!Es ist gar nicht so entscheidend welche Hafersorte am Ende im Futtertrog des Pferdes landet. Ob Schwarzhafer oder normaler Hafer – die Unterschiede sind minimal und rechtfertigen den Mehrpreis meistens nicht. Vielmehr ist die Qualität und die ordnungsgemäße Lagerung ein wichtiges Kaufentscheidungsmerkmal. Eine einfache Methode um Hafer selbst zu testen ist die sogenannte Wasserglasmethode. Nehmen Sie ein Glas voll Leitungswasser und geben Sie hier eine Hand voll Hafer hinein. Je mehr Haferkörner nach unten sinken, desto besser ist die Qualität. Wird das Wasser sehr trüb dabei, haften viel Schmutzpartikel und Milbenkot am Hafer.

Auch der Geruchstest ist hier ein gutes Mittel. Nehmen Sie mit beiden Händen eine große Portion Hafer und riechen Sie daran. Ein modriger oder gar beißender Geruch ist ein erster Hinweis auf schlechte Qualität. Am Ende zeigt auch die Farbe des Hafers ob man diesen an ein Pferd verfüttern sollte oder nicht. Guter Hafer ist goldgelb, aber auch braungelb wäre noch in Ordnung. Erst wenn Hafer sehr dunkel wird und keine gleichmäßige Färbung zeigt, ist auch hier Vorsicht geboten.


Ganz oder gequetscht verfüttern?

Beides ist möglich. Gequetscht oder gewalzt sollte der Hafer aber binnen 24 Stunden verfüttert werden. Gequetschter Hafer neigt sofort zur Schimmelpilzbildung. Pferde sind in der Lage Hafer im ganzen Korn zu fressen und zu verdauen. Das Ausscheiden von kleinen Mengen unverdauten Hafers ist dabei keine Seltenheit. Lediglich für ein altes Pferd mit schlechten oder fehlenden Zähnen sollte man den Hafer auf jeden Fall frisch quetschen.


Hafer ersetzt kein Mineralfutter!

Wie eingangs erwähnt hat Hafer eine Vielzahl wertvoller Mineralien und Vitalstoffe. Dennoch reichen diese nicht aus, um ein Pferd ausreichend damit zur versorgen. Ein gutes Mineralfutter optimiert die Fütterung. Bekommt Ihr Pferd sehr große Mengen an Hafer sollte das Calcium-Phosphor-Verhältnis überprüft werden. Häufig ist hier, insbesondere bei hohen Kraftfuttermengen in Verbindung mit Weidegang, eine Extragabe Calcium notwendig. Wer nicht auf unser Mineral Plus verzichten möchte (dies ist nicht auf die Fütterung großer Getreidemengen ausgelegt) könnte dies mit Orgamin von PerNaturam ergänzen.


Fazit: Hafer sticht das Pferd nicht!

Hafer in bedarfsgerechten Mengen macht Ihr Pferd nicht verrückt. Im Gegenteil. Hafer macht Pferde vital und lebensfroh. Hafer „wirkt“ ca. 1 bis 2 Stunden nach der Fütterung. In dieser Zeit können Sie sich diese Energie zunutze machen. Wollen Sie es aber ruhig angehen, warten Sie eben mit dem Bewegen bis mindestens 2 bis 3 Stunden nach der Fütterung, oder reduzieren Sie die tägliche Menge und füttern Sie ganzen Hafer.