Können Pferde Öle verdauuen. Was füttern? Leinöl, Sonneblumenöl oder Schwrzkümmelöl?

Leinöl, Schwarzkümmelöl, Sonnenblumenöl usw. fürs Pferd

Der Markt verschiedener Öle oder Ölmischungen zur Fütterung des Pferdes ist groß. Unter den Pferdeleuten werden Leinöl, Schwarzkümmelöl, Hanf- oder Distelöl, Fischöl, Reiskeimöl oder im Supermarkt erhältliche Sonnenblumen- oder Olivenöle, als die natürliche Fettsäuren-Quelle schlechthin, für eine zusätzliche Unterstützung des Pferdestoffwechsels diskutiert. Ebenso gibt es aber auch Aussagen darüber, dass Öle in der Pferdefütterung mehr schaden als nutzen können. Wir wollen hier die unterschiedlichen Öle aufzählen und Vor- bzw. Nachteile abwägen. Die Aussage, dass Pferde kein Öl verdauen können bzw. bereits kleine Mengen Schaden anrichten, ist Unsinn und widerspricht dem, was etliche ernst zu nehmende Studien bereits herausgefunden haben.


Die Grundsatzfrage: Können Pferde Öle verdauen?

"Pferde haben keine Gallenblase und können daher kein Öl verdauen". Dieses Argument wird häufig angeführt, um zu begründen, warum Pferde kein Öl verdauen können. Es ist zwar richtig, dass Pferde keine Gallenblase besitzen – dies aber nur deshalb, weil Pferde aufgrund ihrer meist sehr fettarmen und über viele Stunden andauernden sehr faserreichen Futteraufnahme kein großes Reservoir an Galle (Gallensäure) benötigen. Pferde speichern ihre Galle in der Leber. Hier ist ausreichend Platz für die Gallensäure um die Lipide (=Fette; wasserunlösliche Naturstoffe) unter Beteiligung der Lipasen (Enzyme) so zu zersetzen, dass diese dem Stoffwechsel zugeführt werden können. Das fettzersetzende Enzym Lipase kommt in unterschiedlichen Arten sowohl im Magen als auch im Dünndarm (insbes. Zwölffingerdarm) bzw. in der Leber des Pferdes vor. Pferde haben also bereits im Magen sogenannte Magenlipasen, welche von den gastritischen Hauptzellen sezerniert (abgegeben) werden. Unterschiedliche wissenschaftliche Ausführungen gehen davon aus, dass bis zu 15 % der Öle bereits im Magen des Pferdes vorverdaut werden.

Auch ohne Gallenblase verfügt daher das Pferd mit täglich 3 kg Gallensaft je 100 kg Körpermasse über eine beträchtliche Sekretion und über eine bemerkenswerte Fettverdauungskapazität (Meyer & Coenen 2002). Folglich kann die eingangs gestellte Frage: Können Pferde Öl verdauen, mit „JA“ beantwortet werden.

Selbstverständlich ist dieser Verdaulichkeit von Ölen und Fetten auch eine Grenze gesetzt und die Schwelle der maximalen täglichen Zufuhr von Ölen liegt unter der von Säugetieren mit einer Gallenblase. Heute geht man davon aus, dass ca. 75 bis 100 ml je Mahlzeit an Ölen von Pferden verdaut werden können. Pro Tag sollte die Menge an Öl nicht mehr als 1 bis 1,5 ml je kg Körpermasse betragen (ein Pferd mit 500 kg sollte also nicht mehr als 500 bis 750 ml Öl gefüttert bekommen). Auch sollte das Pferd langsam an eine Ölfütterung gewöhnt werden. Je niedriger der Schmelzpunkt – also je flüssiger das Fett bzw. Öl bei Zimmertemperatur - desto besser kann es verdaut werden.

Das sollten Sie wissen!  
  • Pferde sind durch die in der Leber produzierte Gallensäure und die in der Bauchspeicheldrüse synthetisierten Enzyme (Lipasen) in der Lage, Fette und Öle vollständig zu verdauen.
  • Die Verdaulichkeit der Öle beim Pferd hängt vom jeweiligen Schmelzpunkt des Öls ab.
  • Pferde sollten langsam an größere Ölmengen gewöhnt werden um Verdauungsstörungen zu vermeiden.
  • Leinöl oder Fischöl können am besten verdaut werden. Die hochwertigen Omega-3-Fettsäuren (ALA, DHA und EPA) haben einen ernährungsphysiologisch hohen Nutzen für das Pferd.
  • Schwarzkümmelöl, Reiskeimöl oder Traubenkernöl sollte durch Lein- oder Fischöl ergänzt werden.
  • Andere Öle, wie z.B. Hanf-, Raps- oder Distelöl spielen im Nutzen und der Verdaulichkeit für Pferde eine eher untergeordnete Rolle.
  • Mischfutter enthalten häufig schwer verdauliche und weniger gut geeignete Pflanzenöle oder -fette. Zu fetthaltige Misch- oder Kraftfutter (> 10 % Rohfett) können die Darmflora schädigen.
  • Medikamente sollten nicht gemeinsam mit öl- oder schleimstoffhaltigen Futtermischungen verabreicht werden.
 

Öl ist nicht gleich Öl – der feine Unterschied

Die Omega-3-Fettsäuren aus dem Lein- oder Fischöl sind sehr hochwertig und unterstützen den Stoffwechsel des PferdesIm Regelfall benötigen Pferde keine größeren Ölmengen. Die für den Körper bzw. Stoffwechsel benötigten Fette werden für die Energiegewinnung aus der Nahrung gewonnen. Bei Pferden mit Problemen im Kohlenhydratstoffwechsel wie z.B. PSSM oder Sportpferde mit hohem Energiebedarf und einer Unverträglichkeit gegenüber Kraftfutter kann der Mehrbedarf an Energie ggf. auch über eine zusätzliche Ölfütterung abgedeckt werden. Öle haben den Vorteil, dass sie keine Kohlenhydrate und Futtereiweiße enthalten.

Da bei den Pferden meistens die Ölfütterung zur zusätzlichen Energieversorgung nicht im Vordergrund steht, geht es eher um den ernährungsphysiologischen Nutzen. Einzig die ungesättigten Fettsäuren sind essentiell und müssen über die Nahrung zugeführt werden – diese können nämlich nicht selbst synthetisiert werden. Zu den ungesättigten Fettsäuren zählen z.B. die Omega-3- und Omega-6-Säuren. Diese nehmen die Pferde in der freien Wildbahn über die Samen in Gräsern und in den Früchten aus Sträuchern auf. Bei Pferden die auf stark beweideten Pferdeweiden stehen und Heu erhalten, das noch vor der Blüte geerntet wurde, kann hier ein Mangel entstehen.

Daher sollten Öle für Pferde aus einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren bestehen, die darüber hinaus über einen niedrigen Schmelzpunkt verfügen. Hier stehen im Vordergrund die Linol- und alpha-Linolensäure. Nachdem aber im Regelfall die Omega-6-Fettsäuren gegenüber den Omega-3-Fettsäuren in der Futterration der Pferde zu dominant vorliegen, sollte ein Öl mit hohem Omega-3-Fettsäurenanteil (alpha-Linolensäure) verwendet werden. Besonders eignet sich hier Leinöl mit einem Anteil von bis zu 60 % sowie Fischöl, das aufgrund seiner Struktur über die aktiveren entzündungsmindernden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA verfügt.


Kaltgepresste Öle in Abhängigkeit ihrer Verdaulichkeit (Schmelzpunkt)

  • Fischöl
  • Leinöl
  • Sonnenblumenöl
  • Hanföl
  • Traubenkernöl
  • Distelöl
  • Schwarzkümmelöl
  • Reiskeimöl
  • Kokosöl
  • Palmöl

Kaltgepresste Öle in Abhängigkeit ihres Anteils an hochwertigen Omega-3-Fettsäuren (ALA, EPA und DHA)

  • Leinöl
  • Fischöl (höchster Anteil entzündungshemmender EPA's und DHA's)
  • Hanföl
  • Traubenkernöl
  • Rapsöl
  • Schwarzkümmelöl
  • Distelöl
  • Reiskeimöl
  • Palmöl

Öle enthalten nicht nur die gesättigten und ungesättigten Fettsäuren, sondern gerade in kaltgepressten Ölen befinden sich auch wertvolle Vitamine, Mineralstoffe und ätherische Öle, die darüber hinaus - je nach Öl - eine Wirkung auf den Stoffwechsel der Pferde ausüben können. Daher ist in den meisten Fällen das Leinöl oder Fischöl für Pferde ausreichend, um einen ernährungsphysiologisch positiven Effekt auf das Allgemeinbefinden des Pferdes zu bewirken. Das Sonnenblumenöl kann zwar aufgrund seiner Verdaulichkeit ein guter und günstiger Energielieferant für das Pferd sein, hat aber darüber hinaus nicht das zu bieten, was andere Öle zusätzlich leisten können.


Leinöl für Pferde

Leinöl ist ein für die Pferdefütterung ideal geeignetes Öl. Das aus der Leinsaat kaltgepresste Öl enthält mit den höchsten Anteil an hochwertigen Omega-3-Fettsäuren. Diese Fettsäuren gleichen das über die Nahrung häufig Omega-6-lastige Verhältnis aus, das in vielen Studien mit entzündlichen Vorgängen in Verbindung gebracht wird. Deshalb eignen sich Öle mit einem hohen Omega-6-Fettsäureanteil (Hanföl, Olivenöl, Distel- oder Rapsöl) für Pferde weniger. Neben der alpha-Linolensäure sind es insbesondere die DHA- und EPA-Fettsäuren, die modulierend auf verschiedenste Zellen beim Pferd einwirken. 50 ml Leinöl bei einem erwachsenen Pferd täglich reichen aus, um die vielen positiven Eigenschaften zu nutzen.
Die Haltbarkeit von Leinöl ist sehr begrenzt. Daher sollte Leinöl immer frisch und nach dem Öffnen binnen 6 bis 8 Wochen verfüttert werden (vorausgesetzt es wurde kühl und lichtgeschützt gelagert). Der bittere Geschmack des Leinöls ist aber kein Hinweis auf ein verdorbenes bzw. ranzig gewordenes Leinöl. Dieser bittere Geschmack kommt von den in den Schwebeteilchen enthaltenen cyanogenen Glycosiden. Verdorbenes Leinöl wird hellgelb und ggf. etwas milchig.

Leinsamen kann ebenso als guter Öllieferant für Pferde herangezogen werden. Im Regelfall enthält Leinsamen ca. 30 % Öl. Im Gegensatz zu Leinöl werden durch Leinsamen auch die im Samen enthaltenen hochwertigen Aminosäuren bereitgestellt. Achten sollte man aber darauf, dass nicht alle Pferde einen weiteren Bedarf an Aminosäuren haben. Leinsamen sollten Sie immer eingeweicht oder fein zermahlen an Pferde verfüttern. Ein Abkochen ist nicht zwingend notwendig. Mehr über Leinsamen erfahren Sie auch in unserem Fachartikel.

Leinkuchen oder Leinkuchenpellets für Pferde sind die Rückstände aus der Ölpressung. Immerhin sind hier noch 10 bis 14 % Restöl enthalten, sofern sie aus einer Kaltpressung stammen. Diese Leinkuchen werden häufig auch als Pellets zur Verfügung gestellt. Achten Sie aber auch hier auf den hohen Anteil an Aminosäuren, die nicht alle Pferde grundsätzlich benötigen.

Sowohl für Leinkuchen als auch für gemahlenen Leinsamen gilt eine verminderte Haltbarkeit. Achten Sie daher auf rechtzeitigen Verzehr.


Fischöl für Pferde

Das Besondere am Fischöl ist, dass die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA bereits in hoher Konzentration vorliegen (diese Fettsäuren befinden sich in den von Fischen gefressenen Algen). Sie müssen nicht erst wie beim Leinöl vom Stoffwechsel umgewandelt werden. Deshalb eignet sich das Fischöl insbesondere bei Pferden mit entzündlichen Hautekzemen (z.B. Sommerekzem). In einer Studie aus Kanada waren die Reaktionen auf die Kriebelmücke bei Pferden mit Sommerekzem deutlich schwächer ausgeprägt. Das Problem des Fischöls ist es aber, dass es von Pferden nicht grundsätzlich gerne aufgenommen wird.

Ernährungsphysiologische Wirkung von Lein- oder Fischöl (ALA-, DHA- und EPA Fettsäuren, Polyphenole, Lignane):

  • unterstützt im Magen eine regulierende Schleimsekretion
  • reguliert die Trägerstoffe im Nervensystem
  • reguliert die Bildung von entzündungshemmenden Substanzen
  • Stoffwechselfördernd
  • unterstützt die Funktion immunstabilisierender Zellen
  • verringert die Anzahl von krankmachenden Entzündungszellen insbes. in den Atemwegen und Gelenken

Schwarzkümmelöl für Pferde

Schwarzkümmelöl wird aus dem echten Schwarzkümmel (Nigell sativa) gewonnen. Diesem schon seit über 2000 Jahren aus Westasien stammenden und als Heilmittel eingesetzten Öl werden viele Eigenschaften zugesprochen. Die wertvollen Inhaltsstoffe des Schwarzkümmels sollen insbesondere bei Allergien, Hautekzemen und chronischem Husten sehr hilfreich sein. Da aber Schwarzkümmel in hoher Dosierung auch mit Nebenwirkungen (Magen- und Darmstörungen) bei Pferden behaftet ist, sollten nicht mehr als 15 ml (500 kg Körpermasse) verfüttert werden. Um die Wirkung zu verbessern empfiehlt es sich, das Schwarzkümmelöl mit Leinöl oder Fischöl zu kombinieren (zusätzlich 30 ml).


Reiskeimöl für Pferde

Das Reiskeimöl wird vorwiegend wegen seines Anteils an Gamma-Oryzonal (Phytosterol) an Pferde verfüttert. Gamma-Oryzonal als natürlicher Inhaltstoff des Reiskorns regt den Stoffwechsel der Pferde zur Muskelbildung an. Andere Studien verweisen auf eine cholesterinsenkende und Blutfette senkende Wirkung hin (bei Pferden gibt es keine Studie, die dies bestätigt). Der Anteil der muskelbildenden Gamma-Oryzanole im Reiskeimöl ist abhängig von der Sorte und häufig wird raffiniertes Reiskeimöl für Pferde vermarktet (d.h. die Gamma-Oryzanole, Reiswachs und Tocopherole wurden bis auf 0,3 – 1 % bereits entnommen). Daher eignet sich das durch Raffinieren gewonnene Reisfettextrakt (reines Gamma-Oryzanol) besser zur Unterstützung des Muskelstoffwechsels. Reiskeimöl und andere Reisprodukte sind ab den 01.01.2019 nicht mehr dopingrelevant. Die Begründung dafür ist, dass man in Versuchen keine leistungsfördernde Wirkung nachweisen konnte.


Traubenkernöl für Pferde

Das Traubenkernöl wurde bereits im Mittelalter aufgrund seiner wertvollen Wirkstoffe, insbesondere bei Entzündungen und Hautproblemen, verabreicht. Es ist reich an Vitamin E und K, Lecithin und Resveratrol. Diese schützen die Zellen vor Schädigung durch freie Radikale. Sogenannte oligomere Proanthocyanidine (OCP) – auch Vitamin P genannt - sind die effektivsten Radikalfänger und verzehnfachen die Wirkung von Vitamin C, E und A. OCP´s wirken entzündungshemmend und antiasthmatisch. OCP kommen in großer Menge in Traubenkernen vor.


Weitere Öle für die Pferdefütterung

Hanf-, Raps, Distel-, Kokos- oder Palmöl spielen in der ernährungsphysiologischen Bedeutung für das Pferd nur eine untergeordnete Rolle, wenn man diese dem Lein- oder Fischöl gegenüberstellt. Häufig rechtfertigt der höhere Preis oder die geringe Verdaulichkeit den Einsatz dieser Öle bei Pferden nicht.

Fazit:

Das Augenmerk bei einer Ölfütterung bei Pferden sollte darauf gelegt werden, dass das ungünstige Verhältnis der Omega- 6-Fettsäuren zu den Omega-3-Fettsäuren ausgeglichen wird. Daher bleibt Leinöl und/oder Fischöl ernährungsphysiologisch die beste Wahl. Öle wie Schwarzkümmel-, Reiskeim- oder Traubenkernöl ergänzt man am besten damit.

Leinöl oder die gemahlene Leinsaat (ca. 30 % Ölanteil, wenn nicht vorher gepresst) ist daher auch heute noch die kostengünstigste und beste Art der Ölfütterung beim Pferd. Pferden mit Haut, Atemwegs- oder Gelenkproblemen oder krankheitsanfällige Pferde kann man mit einer gesunden Mischung aus Lein-, Algen- und Traubenkernöl (Omega Balance Öl) eine sehr effektive und wirksame Unterstützung zukommen lassen.