Apfeltrester im Pferdefutter. Welche Auswirkungen hat der Zucker auf den Stoffwechsel der PferdeHeute ist die Angst vor Zucker, zuckerhaltigen Bestandteilen (Apfeltrester, Melasse, Karotten, Rote Beete usw.) und Getreide im Futter für Pferde sehr groß. Verständlich, weil viele Forenbeiträge oder Artikel über Pferdefütterung davor warnen. Zucker und Getreide soll der Hauptverursacher für die heutigen „Wohlstandskrankheiten“ wie Hufrehe, EMS, „KPU“ usw. sein. Weitestgehend hat man Getreide, Dextrose, Melasse und andere für Pferde schmackhafte, aber umstrittene, Futterbestandteile aus den Müslis und Mineralfuttern entfernt. Das Ergebnis ist, dass die Pferde heute große Probleme mit der Akzeptanz der angebotenen Futtermittel haben. Also werden Heucobs, Wiesenflakes, Luzerne und Esparsetten sowie Stukturfutter mit Heuhäcksel in größeren Mengen benötigt um überhaupt etwas in das Pferd zu bekommen. Häufig können Ergänzungsfutter nur noch pelletiert verfüttert werden, da die unbehandelte Variante – die gegenüber den Pellets vorteilhafter für die Resorption der Inhaltsstoffe wäre – konsequent von den Pferden verweigert wird.

Viele Kräuter, insbesondere die mit einem hohen Anteil an Gerb- und Bitterstoffen, Bierhefe, Chelatverbindungen (Zink, Selen), Kieselsäure, Calcium usw. gehören nicht zu den Lieblingsgerichten der Pferde. Viele Zusätze sind aber wertvoller Bestandteil einer Vital- oder Phytotherapie. Müssen dann Karamalz, Karotten-, Apfel- oder Rote Beetesaft, Karotten, Bananen, ganze Äpfel, größere Mengen entzuckerte Rübenschnitzel oder Heucobs für die Akzeptanz untergemischt werden, sieht die Zucker- oder Stärkebilanz für das Pferd am Ende häufig schlechter aus als bei einer Verwendung eines konventionellen melasse- oder zuckerhaltigen Ergänzungsfutters mit entsprechend guter Aufnahme.

Wir haben uns in einigen Ergänzungsfuttern für die Beimischung von Apfelpektintrester entschieden. 8 bis 14 % davon sind vereinzelt in unseren Ergänzungsfuttern enthalten, die ansonsten große Akzeptanzprobleme hätten. Nun stellt sich die Frage: Was tut dieser Anteil an Apfeltrester im Stoffwechsel, insbesondere bei vorbelasteten Pferden?


Apfeltrester beim Pferd – alles Zucker oder was?

In einem Apfel (125 Gramm) stecken 18 Gramm Kohlenhydrate davon sind 12,9 Gramm Zucker (weitestgehend Glucose, Saccharose, Fructose). Dieselbe Menge Weidegras enthält im Schnitt 8 bis 12 Gramm leichtverdauliche Kohlenhydrate (Zucker und Stärke - nicht berücksichtigt werden dabei die hohen möglichen Fruktanwerte im Herbst im Weidegras). Bei der Gewinnung des Apfeltresters werden aber über 75 bis 90 % der Glukose, Sacccharose und Fruktose mit dem Saft aus dem Apfel gepresst.  Übrig bleibt die Schale, das Kerngehäuse und Fruchtfleisch. In diesen befinden sich über 30 Vitamine und Spurenelemente und wertvolle Mineralstoffe wie Vitamin E, Vitamin A, Eisen, Zink, Kalium, Magnesium, Phosphor und Calcium. Insbesondere aber auch das hochwertige Pektin. Dieser Rest wandert zu 50 % in die Herstellung von reinen Pektinen (Pharmazie, Kosmetik. Lebensmittelindustrie usw.). 25 % des Tresters wird der Futtermittelindustrie als hochwertiger Nährstoff zu Verfügung gestellt und das letzte Viertel wird in Biogasanlagen zu Energie verwertet.

Vergleicht man nun diesen Apfeltrester mit Pferdeheu enthält Pferdeheu im Schnitt (Werte LUPFA Nordwest) 10,2 % Zucker je kg TS. Bei Apfeltrester sind es noch 5 -14 % je kg TS.

Nährstoffbilanz (Originalsubstanz) von Apfeltrester im Vergleich zu gleichen Menge Heu (100 Gramm):

 

RA

RP

RF

RFa

NDF

ADF

NDF RP

NfE

dvRP

ME

Apfeltrester

5

5

0,4

21

37

30

1

56

4

1

Heu

7

12

0,3

22

43

26

3

43

8

0,7


Apfeltrester bei Pferden mit EMS oder Hufrehe?

Beim Apfeltrester handelt es sich beim enthaltenen Zucker mit über 75 % um sogenannte Zellwandpolysaccharide (u.a. Pektine). Diese können vom Pferd nur im Dickdarm zerlegt werden. Somit nehmen sie keinen Einfluss auf den Insulinstoffwechsel. In moderater Menge sind sie für den Pferdedarm (Dickdarm) sehr gesund und unterstützen eine gesunde Darmflora (bis 250 Gramm/Tag für ein 500 kg Pferd).

Apfeltrester für Pferde enthält hochwertige Vitamine, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe.Im Apfeltrester sind sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe (u.a. auch das beta-Carotin, Phlorizin, Phenole, Polyphenole) enthalten. Diese fördern die Gesundheit des Pferdes und wirken positiv auf den Darm. Der hohe Anteil an Pektinen versorgt die Darmwand mit Energie und bindet überschüssiges Wasser. Die ernährungsphysiologische Unterstützung einer gesunden Darmwand schützt den Organismus vor pathogenen Keimen oder Giftstoffen. Während des Abbaus der Pektine im Dickdarm wird ein günstiges Darmmilieu gefördert und eine positive Mikroflora begünstigt. Daher dient der Apfeltrester nicht nur als natürlicher Geschmacksverstärker, sondern als ideale Ergänzung zur Verbesserung des Verdauungstrakts beim Pferd.

Ein Pferd mit 600 kg (leichte Arbeit) nimmt über den Tag insgesamt ca. 6 kg leicht verdauliche Kohlenhydrate/Stärke und Cellulose auf (12 kg Heu, 2 kg Stroh und 0,5 kg Hafer). Verabreicht man nun diesem Pferd 100 Gramm Mineral Plus oder z.B. N-Sulin kommen hier zusätzlich 8 Gramm leicht verdauliche Kohlenhydrate dazu. Also 0,1 % des Tagesbedarfs. Hier wird deutlich, dass diese Menge keinerlei Einfluss auf den Stoffwechsel der Pferde haben kann und die Verbesserung der Akzeptanz die Notwendigkeit des Zumischens höherer Mengen an Heucobs oder Strukturfuttern vermeidet. 100 Gramm Heucobs enthalten immerhin 60 Gramm leicht verdauliche Kohlenhydrate – also ein 6-faches an Kohlenhydraten gegenüber 100 Gramm Mineral Plus oder Mineral Plus BIGS (diese können ohne weitere Zusätze aus der Hand gefüttert werden)

Somit stellt die moderate Fütterung von Apfeltrester (z.B. auch von PerNaturam Apfelpellets), Weintraubentrester, Karottentrester oder entzuckerten Zuckerrübenschnitzeln ebenso eine Alternative für stoffwechselbelastete Pferde dar, wie Heucobs oder -flakes. Voraussetzung bleibt aber immer, dass nicht zusätzlich Melasse eingesetzt wird.