Effektive Mikroorganismen beim Pferd

Effektive Mikroorganismen (EM´s) fürs Pferd

Nicht nur als Dünge- oder Putzmittel, sondern auch für den Einsatz vieler Krankheiten bei Mensch und Tier werden effektive Mikroorganismen gerade in Kreisen der Tierheilpraktiker und verschiedener Foren empfohlen. Was ist wirklich dran an dieser angeblichen Wunderwaffe EM (rechtlich geschützt) für Pferde. Wie gut sind effektive Mikroorganismen beim Pferd äußerlich aber auch innerlich angewendet?

Eine neutrale oder gar wissenschaftliche Studie im Internet über effektive Mikroorganismen beim Pferd zu finden, war trotz intensiver Recherche nicht möglich. Die vielen Foren sind - wie so oft bei so vielversprechenden „Wundermitteln“ - von eigenen Vertriebsleuten unterwandert und die Erfahrungsberichte daher sehr subjektiv. Die Studien über die Wirkung von EM´s kommen aus Asien oder wurden von Personen oder Instituten durchgeführt, die dem Erfinder der EM-Lösung Teruo Higa sehr nahestehen. Dieser hält auch bis heute das weltweite Effektive Mikroorganismen-Kartell fest in der Hand, gleichwohl andere Hersteller mittlerweile auf diesen Zug mit aufgesprungen sind und unterschiedliche Produkte anbieten. Wir wollen versuchen, die vielversprechenden Werbeaussagen der „EM-Jünger“ zu hinterfragen und den Einsatz von effektiven Mikroorganismen beim Pferd aus Sicht der Ernährungsberatung durchleuchten.


Was sind effektive Mikroorganismen?

Effektive Mikroorganismen sind eine Mischung verschiedener Bakterien und Pilze, die in der Regel aus einer Urlösung erst unter Zugabe von zuckerhaltigem „Wasser“ und Wärme zur eigentlichen Lösung wird. Ausgangspunkt ist die Kombination von fast 80 unterschiedlichen Mikroorganismen. Ob dies auch noch heute so ist, kann schwer beurteilt werden, da niemand die genaue Zusammensetzung kennt.  Durch die Aufbereitung vermehren sich also Bakterien und Pilze und sind dann in der Lage, bösartige Keime in Böden, auf Oberflächen oder im Organismus der Pferde zu verdrängen. Heute weiß man, dass es sich bei dieser Kultur überwiegend um Milchsäurebakterien, Hefen und Nichtschwefelpurpurbakterien handelt.


Wo kann ich effektive Mikroorganismen beim Pferd einsetzen?

Bei Pferden ist der Körper stetig den Angriffen fremder Mikroorganismen von außen und von innen ausgesetzt. Daher hat der Stoffwechsel des Pferdes eigene Mechanismen entwickelt, um sich gegen schädliche Bakterien und Pilze zu schützen. Eine wichtige und die erste Barriere bildet die Pferdehaut. Danach kommen die Schleimhäute und später der gesamte Verdauungstrakt des Pferdes, die stets abwehrfähige Bakterien bilden, um die schädlichen Bakterien am Eindringen zu hindern.

Gerade die Darmflora des Pferdes ist für die Abwehrfähigkeit von großer Bedeutung. Der Darm kann nur optimal arbeiten, wenn die Millionen von Bakterien in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Wissen sollte man aber auch, dass nicht einmal 10 % aller Mikroorganismen beim Menschen bekannt sind. Wie mag es da mit dem Kenntnisstand bei Pferden liegen. Dennoch weiß man, dass die Milchsäurebakterien im Pferdedarm eine gesunde Darmflora unterstützen. Sie sind an unterschiedlichen Vitaminstoffwechselvorgängen beteiligt und nehmen u.a. Einfluss auf die Vitamin B-Synthese.

Auch weiß man heute, dass wahrscheinlich die Milchsäurebakterien an unterschiedlichen enzymatischen Vorgängen beteiligt sind.  Aber wie stark und unter welchem Einfluss ist noch gänzlich unerforscht. Der Pferdedarm ist daher nicht ein „Abflussrohr“, sondern gerade das gesunde Gleichgewicht und das enge Zusammenspiel zwischen Enzymen, Proteinen, Bakterien usw. ist die Wiege der Gesundheit des Pferdes. Falsches Futtermanagement, schlechte Futterqualität, schädliche Zusatzstoffe oder Pestizide im Pferdefutter, zu viel Stärke und Zucker aber auch ein Mangel an Bewegung oder Stress sind Auslöser, die das Verdauungssystem des Pferdes in ein krank machendes Ungleichgewicht bringen. Dieses Ungleichgewicht führt dann nach und nach zu Störungen im Verdauungsstoffwechsel und je nach Konstitution des Pferdes zu ernsten gesundheitlichen Problemen.


Wie arbeiten effektive Mikroorganismen beim Pferd?

In diesem Bereich setzen nun die effektiven Mikroorganismen an, behaupten die Hersteller oder Vertreiber von EM-Produkten für Pferde. Es ist sicher gut vorstellbar, dass eine oral an das Pferd verabreichte Lösung mit effektiven Mikroorganismen Einfluss auf Teile des Verdauungstraktes nehmen kann (wissenschaftlich habe ich hierzu keine brauchbare Studie gefunden). Auch äußerlich regelmäßig angewendet scheint es plausibel, dass die darin enthaltenen Bakterien auf ein krankhaftes Milieu auf der Haut Wirkung zeigen.  Ob es am Ende nachhaltig genug ist bleibt offen. Ebenso muss angemerkt werden, dass EM-Lösungen für Pferde futtermittelrechtlich verboten sind. So lange also lebende Bakterienstämme an Pferde verfüttert werden macht man sich strenggenommen strafbar.

Die offiziell auf dem Markt angebotenen Ergänzungsfutter enthalten daher nur abgestorbene (inaktive) Mikroorganismen oder werden unter Einsatz solcher praktisch siliert (Die Problematik von Heulage wird unterschiedlich diskutiert - auch wenn es sich hier um kleine Mengen handelt). Ein Verfahren, dass das Risiko gefährlicher Keime im entsprechenden Futter bei Wärme oder falscher Lagerung stark erhöht.

Auch geht man ein hohes Risiko für die Gesundheit des Pferdes ein. Dieser Cocktail aus unterschiedlichen hochreaktiven Bakterien kann unter Umständen auch durch Verunreinigungen oder fehlerhaften Herstellung gesundheitsschädliche Bakterien enthalten. Schwere Durchfälle bis hin zur Hufrehe können die Folge sein.

Eine einzige Studie überzeugte, was die Reinigungskraft der EM-Lösungen anging. Auch wenn ein mit effektiven Mikroorganismen versetztes Putzwasser in der Studie keine bessere Reinigungskraft besaß, war es zumindest so, dass die gereinigten Flächen länger gegen neue Keime resistent waren.

Effektive Mikroorganismen als wirksames Futter für Pferde hingegen ist wissenschaftlich noch immer umstritten.  Es gibt keine Untersuchungen, die bestätigen, dass die in der EM – Lösung enthaltenen Bakterien den sauren Magen lebend passieren. Ich glaube aber, dass ein großer Anteil zerstört werden dürfte – kleinere Mengen es aber dennoch schaffen könnten. Ob dies am Ende auch reicht, um dann insbesondere im Dickdarm positiven Einfluss auf die intakte Darmflora zu nehmen (hier vermeidet man beim Pferd eigentlich eine zu hohe Anzal an Milchsäurebakterien) bezweifle ich persönlich stark. Dass diese Lösung einigen Fällen Einfluss auf die Vitalität des Pferdes nehmen kann, würde ich aber bejahen. Denn dieses „Wunderwasser“ mit effektiven Mikroorganismen hat es in sich. Immerhin sind es wahre Proteinbomber und dürften dem einen oder anderen Pferd regelrecht auf die Sprünge helfen. Diesen Effekt könnte man aber auch mit Bierhefe nachstellen - ohne die oben genannten Risiken.


Ist der Einsatz von effektiven Mikroorganismen beim Pferd sinnvoll?

Zusammenfassend sollte man ernsthaft den Kosten-/Nutzeneffekt beim Einsatz effektiver Mikroorganismen beim Pferd abwägen. Den Einsatz von Probiotika im Pferdefutter halte ich für sehr sinnvoll. Hier sollte man aber auf magensäureresistente Kulturen zurückgreifen. (z.B. Saccharomyces cerevisiae, vertrieben unter den Namen YeaSacc oder Levucell- z.B. Yea Sacc Mikro). Hierfür gibt es bereits hinreichende neutrale Studien, die einen positiven Effekt auf die Darmflora beschreiben. Und dennoch wird auch dieses Probiotika keine Wunder bewirken. Denn das A und O unserer Pferdefütterung muss es sein, so zu ernähren und Futter bereit zu stellen, dass Inbalancen im Verdauungstrakt vermieden werden. Nicht mehr und nicht weniger.