Albumin – ein weiterer Leber- und Nierenmarker

Das als Transportprotein bekannte Albumin ist in der Regel Hauptbestandteil (35-50 %) des im Blutbild der Pferde ermittelten Gesamteiweißes. Neben wasserlöslichen Bausteinen gibt es einige Stoffe, wie fettlösliche Vitamine, Spurenelemente, Fettsäuren, Hormone und Gallenbestandteile, die ohne Albumin nicht transportiert werden könnten. Diese würden ohne das Protein beim Transport im Blut verkleben. Auch unterschiedliche Medikamente machen sich die Transporteigenschaft des Albumins zu Nutze.

Im Blut sorgt Albumin darüber hinaus für den kolloidosmotischen Druck. Dadurch wird die Flüssigkeitsverteilung im Körper beeinflusst. Albumine können Wasser binden und bei Veränderungen kann es zu Ödemen (Flüssigkeitseinlagerungen in Geweben) kommen.

Albumin (Serumalbumin) gehört zu den wichtigsten Eiweißen im Körper und hat in der Diagnostik einen hohen Stellenwert. Nicht nur im Blut, sondern auch im Urin (Mikroalbuminurie) kann es nachgewiesen werden. Im Urin war es früher ein Marker für Nierenschäden bei Menschen – zudem gab es in Verbindung mit anderen Parametern einen Hinweis auf Diabetes. Beim Pferd bieten unterschiedliche Labore sogenannte Nierenfunktionsanalysen an, wobei neben Kreatinin, Glucose, Calcium, Phosphor, Kalium usw. auch das Albumin Beachtung findet.

Da Albumin in der Leber entsteht, wird dieser Wert auch in der Leberdiagnostik herangezogen (Syntheseleistung der Leber). Nachdem die Leber aber eine hohe funktionelle Reservekapazität besitzt, sind selbst bei schweren Leberfunktionsstörungen die Albuminwerte nicht grundsätzlich niedriger.


Zusammengefasst dient Albumin daher:

  • der Wasserbindung in den Blutbahnen,
  • dem Transport wasserunlöslicher Stoffe im Blut,
  • es reguliert den pH-Wert des Blutes und
  • es dient als Reserveeiweiß bei eiweißarmer Ernährung.

Erhöhte Albuminwerte beim Pferd sind selten, können aber ein Hinweis auf Wassermangel bzw. Dehydration sein. Hier wären im Grunde alle Bluteiweiße gleichsam erhöht. Werden erhöhte Albuminwerte im Urin festgestellt, könnte diese ein Hinweis auf eine verminderte Filterleistung der Nieren sein.


Albuminwert beim Pferd zu niedrig (Hypalbumieanämie)

Wie immer in der Diagnostik ist auch beim Albumin das gesamte Blutbild heranzuziehen. Ebenso sollten Vorerkrankung, Haltung und Trainingspensum berücksichtigt werden. Stress, hartes oder anstrengendes Training, aber auch extreme Kälte können den Albuminwert bereits beinträchtigen – ohne dass darüber hinaus ein massiveres gesundheitliches Problem vorliegt. Zu niedrige Proteinwerte sind ebenfalls ein Hinweis auf eine anhaltende Eiweißmangelernährung. Nicht nur bei Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, sondern auch bei Entzündungen kommt es zu erniedrigten Werten; gleichzeitig wären aber die Akut-Phase-Proteine und Immunglobuline erhöht. In der Diagnostik wird hierfür der sogenannte Albumin/Globulin-Quotient herangezogen.

Weitere Symptome/Hinweise:

Erniedrigte Albuminwerte mit normalen bis erhöhten Globulinwerten

  • Leberfunktionsstörung oder -tumore
  • akute Kolik
  • Kreuzverschlag
  • Medikamentenvergiftung
  • Vitamin-D- oder Calciumüberversorgung
  • Botulismus

Sowohl Albumin, als auch Globuline sind erniedrigt

  • massiver Flüssigkeitsmangel
  • Blutverlust
  • fütterungsbedingte Proteinverlust-Enteropathie (mit Bakterien kontaminiertes Futter – wird insbesondere bei Reisschalenpellets beobachtet – Quelle: Berl Münch Tierärztl Wochenschr 126: 342–349)
  • Colitis X, grass sickness, Transportkrankheit und das Vorliegen von enterotoxinbildenden Bakterienstämmen beim Pferd

Fazit:

Albumin sollte in der Diagnostik, also im Blutbild, nicht fehlen. Auch wenn dieser Wert alleine keine große Aussagekraft hat, gibt er dennoch erste Hinweise auf eine massivere und auch ggf. lebensbedrohliche Entwicklung, wenn nicht entsprechend reagiert wird.


Einzelne Laborwerte bedürfen der genauen Analyse eines Fachmanns (Tierarzt oder erfahrener Tierheilpraktiker). Ein Laborwert oder mehrere Laborwerte ohne die zusätzliche Diagnose des Patienten Pferd (Symptomatik, Vorerkrankungen usw.) sind nicht aussagekräftig genug und lassen keine sicheren Rückschlüsse zu. Im Zweifelsfall bzw. zur Untermauerung einer hauptsächlich auf das Blutbild gestützten Diagnose sollte das Blutbild mindestens einmal im Abstand von 1 bis 4 Wochen wiederholt werden.