Birke füttern PferdJeder hat ihn wahrscheinlich sofort vor Augen, den grazilen Baum mit den feinen Blättern und seiner teilweise strahlend weißen Rinde. Die hierzulande weit verbreitete Weißbirke (lat. Betula pendula). Ihr Name leitet sich aus dem althochdeutschen „bercha“ ab, dass auf das indogermanische „bhereg“ zurückzuführen ist und so viel wie „hell strahlen, schimmern“ bedeutet.

So schön sie von den meisten empfunden wird, so unbeliebt sind ihre Pollen bei Allergikern, die von ihr zwischen März und Mai besonders geplagt sind.

Der Baum, bzw. einige der 40-60 Unterarten, existiert schon etwa 65 Millionen Jahre länger als sein Name, wie Fossilienfunde belegen. Vor rund 12.000 Jahren breitete er sich auf der Nordhalbkugel stark aus und ist nunmehr fast auf dem ganzen Globus in gemäßigten Klimazonen zu finden.

Schon im frühen Mittelalter wurde nicht nur das Holz der Birke verarbeitet, sondern es wurden zudem weitere Bestandteile des Baumes gegen allerlei Krankheiten eingesetzt. So dienten Blätter und Rinde sowohl zur Wundversorgung, als auch innerlich angewendet zur Schmerzlinderung bei Rheuma und Gicht, sowie zur Behandlung von Blasen- und Nierensteinen. Im 16. Jahrhundert wurde die Birke bereits als „Nierenbaum“ betitelt (Matthiolus). Die Indianer nutzten z.B. Sude aus Rinde und Blättern zur Behandlung von Fieber, Wunden und Infektionen.

Die Erforschung ihrer Inhaltsstoffe steckt allerdings noch in den Kinderschuhen und dürfte noch interessant werden.


Was steckt drin in der Birke?

Blätter:

  • Flavonoide
  • Gerbstoffe
  • Vitamin C
  • Triterpene
  • Saponine
  • Ätherische Öle

Rinde:

  • Ähnliche Stoffe wie in den Blättern
  • Außerdem Betulin und Betulinsäure (sekundärer Pflanzenstoff, der unter anderem für ihre Farbe sorgt – aber weiter unten mehr dazu) – ein Stoff, der immer mehr bei der äußerlichen als auch innerlichen Anwendung für Pferde mit Sakoiden und Melanomen diskutiert wird.

Harz bzw. Birkensaft:

  • Invertzucker, besser bekannt als der Zuckerersatz „Xylit“ – für Hunde, Katzen und Nager in größeren Mengen giftig. (Pferde scheinen es zu vertragen, aber auch hier raten immer mehr Fachleute von einer Verabreichung in größeren Mengen ab (< 2 Gramm je 100 kg))

Birkenblätter – Anwendung und Wirkung auf das Pferd

Naturheilkundlich sind vor allem die Blätter von großer Bedeutung. Die Flavonoide hemmen wohl ein Enzym (ACE) und Peptid (ANP), welches zu einer erhöhten Natrium- und Wasserausscheidung führt.
Die Birke ist sehr nierenschonend und gut verträglich. Die nieren- und blasenanregende, harntreibende Wirkung findet insbesondere bei Harnwegsinfekten, Nierenleiden und Harngrieß ihre Anwendung. Darüber hinaus sagt man den Blättern eine cholesterinsenkende Eigenschaft nach.
Die Blätter der Birke sind deshalb aus sogenannten „Nierenkräutern für Pferde“ (und auch aus Nieren-und Blasentees für uns!) nicht wegzudenken.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass unsere Pferde die Blätter und Zweige gerne fressen und sie stellen eine willkommene Abwechslung im Paddock dar. Tatsächlich können auch wir die Blätter essen, beispielsweise im Salat.
In unserem Shop finden Sie die Birke unter anderem in Mineral Plus, Billy´s Nierenkräutern, ESTELLA Stoffwechselsaft und EQUIPUR renal.


Betulin, Wundermittel bei Sarkoiden oder Melanomen? – Noch nicht

Der in der Rinde enthaltene Stoff Betulin, welcher zur Gruppe der Triterpene gehört, sorgt für die weiße Farbe der Rinde und schützt den Baum vor der UV-Einstrahlung. Mehr als 1000 Studien weltweit schreiben dem Betulin eine entzündungshemmende, antibakterielle, antivirale, pilztötende und krebshemmende Wirkung zu (lt. der medizinischen Datenbank der Nationalbibliothek Washington).

Das macht Birkenrinde für uns Pferdebesitzer natürlich besonders interessant. Es wird diskutiert, dass es bei lichtempfindlicher Haut Abhilfe schaffen kann und das Immunsystem stärkt. Die Sache hat allerdings einen Haken: Betulin ist kaum wasser- und fettlöslich. Eine Aufnahme des Stoffes ist daher fast unmöglich und eine Wirkung unwahrscheinlich. Bei der äußerlichen Anwendung (bei Ekzemen, Ausschlägen, Wundheilung) wurde erst vor ein paar Jahren von Prof. Dr. Rolf Daniels (Pharmazeutische Technologie der Universität Tübingen) eine Formulierung für eine Creme entwickelt, die sich zur Anwendung eignet. Bis der interessante Stoff voll nutzbar wird, muss wohl noch weiter an ihm geforscht werden.


Verfasser: Valeria Wenk, Ernährungstherapeutin f. Pferde
Quellen:https://www.artgerecht-tier.de/lexikon/heilpflanzen/d-birke-1691398454; https://www.karger.com/Article/FullText/475587#ref32; https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2010/daz-13-2010/betuline-multifunktionale-aktivsubstanzen