wissenschaftliche Erkenntnisse zum Biotin beim PferdPferde benötigen Biotin, da dies ein Enzymbaustein ist und somit eine große Relevanz für den Stoffwechsel von Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen hat. Als Enzym bezeichnet man natürliche Stoffe, die im Organismus des Pferdes für eine chemische Reaktion sorgen. Wichtig ist Biotin auch für die Bildung von Keratin, welches ein entscheidender Bestandteil von Haut, Haaren und Horn ist. Hier unterstützt das Biotin den Verhornungsprozess in Haut und Haaren und festigt das Hufhorn. Lassen die Hufe, Haarkleid und Haut Störungen erkennen, sollte unter anderem ein Biotinmangel in Betracht gezogen werden.

Einige wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Biotin sich positiv auf die Bildung von Keratin im Hufhorn auswirkt. Andererseits wird behauptet, eine dauerhafte hohe Zufuhr von synthetischem Biotin über die Fütterung würde beim Pferd die Eigensynthese von Biotin reduzieren, da diese das Bilden von körpereigenem  Biotin verlernen. Das ist zumindest nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis ziemlicher Unsinn, da das im Pferd mikrobiell produzierte Biotin im Dickdarm entsteht. Biotin wird aber vom proximalen (oberen) Dünndarm aufgenommen und kann somit das im Dickdarm entstehende Vitamin H nicht oder nur marginal nutzbar machen (es geht über den Kot verloren). Vitamin H bzw. Biotin fürs Pferd muss daher in erster Linie über die Nahrung aufgenommen werden.


Studien zur Biotinfütterung beim Pferd uneinig

In einer amerikanischen Studie fand man heraus, dass nur 5% der Pferde auf die zusätzlichen Biotingaben reagiert haben. In einer anderen Studie, die in Zusammenarbeit mit der Spanischen Hofreitschule in Wien durchgeführt wurde, kam man zu dem Ergebnis, dass einem Pferd täglich mindestens 15 mg Biotin zugefüttert werden müssen, um eine Veränderung zu erkennen. Veränderungen an der weißen Linie des Hufes waren erst nach einer Fütterung von 14 Monaten zu erkennen. Wird nach dieser langen Zeit kein Biotin mehr gefüttert, ist dennoch über einen längeren Zeitraum eine Verbesserung zu erkennen. Schlussfolgernd geht man nach heutiger Kenntnis davon aus, dass nur längerfristige erhöhte Biotingaben am Ende auch einen Einfluss auf das Hufwachstum haben. Heute werden erhöhte Biotingaben in Kombination mit Zink, Schwefel (Methionin oder MSM) und Aminosäuren über einen Zeitraum von mindestens 7 Monaten empfohlen, sollte das Pferd über schlechtes Hufwachstum, brüchige Hufe oder ein stumpfes Haarkleid verfügen. Der Grund dafür, dass viele Studien keine nennenswerten Erfolge verzeichneten, liegt wohl auch an den häufig sehr kurzen Studienverläufen.


Biotin nicht nur für gesunde Hufe beim Pferd

Biotin ist für wichtige Vorgänge im Körper des Pferdes unerlässlich. Im Regelfall nehmen Pferde über die Nahrung große Mengen an Biotin auf. Gründe für einen Biotinmangel beim Pferd sind daher häufig auch Störungen im Dünndarm oder eine sehr Mais-lastige Kraftfutterfütterung.


Biotin ist beim Pferd an folgenden Prozessen beteiligt:

  • Energie- und Muskelstoffwechsel
  • Blutbildung
  • Haut-, Horn und Fellstoffwechsel
  • Abwehrleistung
  • Schmerzsensibilität
  • Fett- und Blutzuckerstoffwechsel

Bei einem Biotinmangel kann es zu Schädigungen an Haaren, Horn und Haut kommen. Es entstehen kleine Risse im Horn, die Haare brechen ab oder fallen aus und die Hautstellen beim Pferd entzünden sich.

Biotin ist ein wasserlösliches Vitamin und gehört zu der Gruppe der B-Vitamine. Weitere Namen für Biotin sind Vitamin B7 oder Vitamin H (das H steht hier für Haut, Haare und Horn). Entdeckt wurde das Vitamin H erstmalig im Jahre 1930 von Franz Steinitz. Im Jahr 1936 gelang Fritz Kögl und Bernd Tönnis die Isolierung von 1,1mg Biotin aus 250kg getrockneten Eidotter. Vier Jahre später fand der Kinderarzt und Ernährungswissenschaftler Paul Gyorgy heraus, das Biotin identisch mit dem Vitamin H und dem Coenzym R ist. Die erste chemische Synthese gelang 1943. Das Wort Biotin lässt sich ableiten von dem Wort „Bios“. Dieses Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet das Leben.

Tagesbedarf an Biotin beim Pferd ist abhängig vom Alter.

Biotin beim Pferd – die richtige Tagesdosis

Bei einem ausgewachsenen Pferd mit einem Körpergewicht von 600 kg können am Tag zusätzlich 20mg (=20000 mcg!!) Biotin zugefüttert werden. Auch mit einer extra Biotingabe von 20 mg wird das Hufwachstum nicht beschleunigt, wohl aber kann die Qualität des Hufhorns verbessert werden. Das Hufhorn wächst bei ausgewachsenen Pferden ca. 8 – 9 mm pro Monat. Die Hufe von Fohlen wachsen etwas schneller nach. Eine Zufütterung von Biotin, um das Hufhorn zu festigen, sollte über mindestens 7 – 9 Monate erfolgen, da erst ab diesem Zeitpunkt erste positive Anzeichen sichtbar sind. Da bei älteren Pferden die Darmflora oftmals nicht mehr optimal arbeitet, ist auch hier eine gute Biotinversorgung zielführend. Für eine zusätzliche Biotinfütterung sind besonders Pferde des Nordtyps (Haflinger, Fjordpferde, Kaltblüter, etc.) geeignet, da diese mit ihren weiten Hufen zu einem eher weichen Hufhorn neigen. Zusätzlich zur Biotingabe sollte gerade bei Problemen im Hufbereich auch immer auf eine korrekte und fachmännische Hufbearbeitung geachtet werden.

Biotin kann im Regelfall beim Pferd nicht überdosiert werden und hat keine negativen Folgen für das Pferd.

Empfehlungen zur Biotin – Versorgung von Pferden

 

 

mcg Biotin je kg Futter-TS (GfE1994)

mcg Biotin je 1kg Körpergewicht des Pferdes

Biotin-Gesamttagesbedarf eines Warmblutpferdes

 

 

 

Körpergewicht

mcg Biotin am Tag

Erhaltung und Arbeit

50

1

x 600 kg =

600

Wachstum (Fohlen)

100  

2

x 250 kg =

500

Hochtragende Stuten

200

4

x 675 kg =

2700

Laktierende Stuten

200

4

x 600 kg =

2400

Dr.Ernst Stephan - Salvana GmbH: Hufhornqualität und Biotinversorgung; Mecklenburger Pferde; Ausgabe 10/2007

Besonders viel Biotin enthalten Bierhefen, Sonnenblumen, Sojabohnen und Hafer.


FAZIT: Bei einer artgerechten Fütterung ist im Regelfall der Biotinbedarf des Pferdes abgedeckt. Das Pferd selbst hat die Möglichkeit durch mikrobielle Vorgänge Biotin selbst herzustellen. Damit das Pferd das Biotin verwenden kann, muss es über die Dünndarmschleimhaut in die Blutbahn gelangen. Überwiegend findet das Biotin aus dem Futter daher den Weg in den Organismus der Pferde. Im hinteren Darmabschnitt (Dickdarm) entstehendes Biotin gelangt kaum in den Kreislauf der Pferde. Entscheidend für eine gute Biosynthese ist eine gesunde Darmflora. Ist die Darmflora z.B. durch eine Antibiotika Behandlung oder einer Darmerkrankung gestört, kann eine optimale Aufnahme nicht stattfinden und es wird vom Pferd weniger Biotin aufgenommen als eigentlich notwendig. Sollte Biotin in größeren Mengen zugefüttert werden, empfiehlt sich ein Fütterungszeitraum von mindestens 7 bis 9 Monaten.