Allergiebedingte AtemwegserkrankungenDie Domestizierung des ursprünglichen Wildpferdes durch den Menschen hatte für das Pferd auch viele Vorteile. Ehemals auf den asiatischen Steppengebieten den Raubtieren ausgesetzt, fand es unter der Obhut der Menschen Fütterung, Pflege und Schutz. Der Nachteil dieser Entwicklung war, dass die beim Pferd angeborenen Bedürfnisse nach Bewegung und frischer Luft nicht mehr befriedigt werden konnten.

Untersuchungen an Wildpferdeherden haben gezeigt, dass diese nur sehr selten an Erkrankungen der Atemwege leiden und chronische Atemwegsbeeinträchtigungen bei unter 1 % liegen. In einer Studie (Sommer, H. et.al., 1988) kam Dr. Sommer zur Erkenntnis, dass neuzeitlich neben den Beinschäden (32 %) 26 % der Pferde, die frühzeitig getötet wurden, Pferde mit Atemwegserkrankungen waren. In Fachkreisen spricht man heute davon, dass 50 % aller Pferde den sogenannten „stummen“ Bronchitikern zuzurechnen sind. Dies lässt darauf schließen, dass diese Pferde einem hohen Erkrankungs- und Infektionsrisiko ausgesetzt sind und früher oder später nicht mehr reitbar oder ausreichend belastbar sind. Eine allergiebedingte Atemwegserkrankung schränkt die Lebensqualität des Pferdes stark ein und setzt voraus, dass bereits bei geringsten Veränderungen der Atmung der Pferde sofort reagiert wird.

Eine Studie (DVG e.V.) belegt, dass die Lebenserwartung der Pferde sich in den letzten 30 Jahren erheblich verringert hat. Hierfür werden neben unregelmäßiger Bewegung und reiterlicher Überbeanspruchung vor allem schlechte Haltungsformen verantwortlich gemacht. Atemwegserkrankungen gehören neben Koliken und Erkrankungen der Extremitäten (z. B. akuten und chronischen Gelenkerkrankungen und Hufrollenentzündungen) zu den häufigsten Todesursachen beim Pferd.

Es gibt verschiedene Erkrankungen der Atemwege, die unterschiedlich stark verlaufen. Auslöser von Rhinitis und Sinusitis (Entzündungen der Nasengänge und Nebenhöhlen), von Bronchitis oder Lungenentzündungen können Viren, Bakterien oder Parasiten sein. In den meisten Fällen sind es allerdings verschiedene Umweltfaktoren, wie Staub, Pilzsporen, reizende Gase oder schlechtes Stallklima, in Verbindung mit ohnehin geschwächten Abwehrkräften. Die überwiegend vorkommende Atemwegserkrankung ist die rezidivierende Atemwegsobstruktion (RAO), die früher auch Dämpfigkeit oder chronische Bronchitis (COB, COPD) genannt wurde. Durch die wiederholte allergische Reaktion des Lungengewebes kommt es zu Schwellungen, Schleimansammlungen und Bronchialkrämpfen an den Einengungen der großen und kleinen Bronchien. Diese Erkrankung der tiefen Atemwege konnte in Studien (Vetsuisse-Fakultät, Schweiz) an bis zu 30 % der in einem Stall gehaltenen Pferde nachgewiesen werden. Charakteristisch für die allergiebedingte Atemwegserkrankung beim Pferd ist neben der Leistungsminderung auch Atemnot, chronischer Husten (oft nur ein- bis zweimal beim antraben) und nur manchmal Nasenfluss. Hier reicht meist die durch den Fellwechsel bedingte Schwächung der Abwehrkräfte aus. Dieser kann mit einer hochwertigen Vitalstoffversorgung (Vitamine, Kräuter, Bioflavonoide, Radikalfänger) gut entgegenwirkt werden. Vor allem im Herbst oder Frühjahr ist Hochsaison für Husten.


Pferde müssen an die frische Luft

Da die allergiebedingte Atemwegserkrankung bei Pferden mit Boxenhaltung weitaus mehr verbreitet ist, kann diese Form der Haltung als generell problematischer angesehen werden. Vor allem der Stallstaub (Box, Stallgasse, Reitplatz, Reithalle) steht im Fokus der Ursachenforschung. Einerseits löst eine hohe Staubkonzentration einen mechanischen Hustenreiz aus, andererseits haften am Staub Mikroorganismen, wie Bakterien oder Viren, die diesen als Transportmittel nutzen. Studien haben gezeigt, dass es nicht nur der inhalierte Heu- oder Strohstaub ist. Gerade der Schimmel im schlecht getrockneten Rau- oder Kraftfutter bewirkt eine Exazerbation (deutliche Verschlechterung) der Symptome. „Exazerbation einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung“ (COPD) bezeichnet eine oft durch Viren oder Bakterien bedingte Verschlechterung einer COPD mit Verfärbung des Auswurfes, Husten und Luftnot, auch „Infektexazerbation“ genannt. Heute ist jedoch auch bekannt, dass noch andere Stoffe im Heu, z. B. Endotoxine, zu Atemwegsentzündungen bei der RAO bzw. COPD beitragen. Endotoxine gehören zu den Pyrogenen, d. h. sie können bei Kontakt mit Schleimhäuten und bei Übertritt in das Blut bei Menschen und manchen Tierarten Fieber erzeugen. Außerdem aktivieren sie eine Reihe von Signalwegen von immunkompetenten Zellen, die entweder zu einer Entzündung oder zu einem programmierten Zelltod (Apoptose) dieser Zellen führen können.

Daher ist in diesem Fall immer schnelles Handeln erforderlich. Da die Endotoxine nicht einfach ausgewaschen werden können, ist zwar die Staubbelastung durch das Waschen von „belastetem“ Heu geringer – aber es bleibt immer noch ein hohes Restrisiko. Heu, Stroh und Kraftfutter dürfen daher nur in einwandfreier Qualität auf den Futtertisch. Insbesondere dann, wenn die Pferde bereits erste Anzeichen zeigen.

Ergänzungsfuttermittel helfen beim Abtransport des oft sehr tief sitzenden Schleims und stärken das Immunsystem.

Denken Sie auch daran, dass es nach einer Erkrankung 5 bis 7 Wochen dauert bis das geschädigte Epithel (Gewebezellen der Lunge) der Schleimhaut wieder volle Integrität und Widerstand erlangt hat. Der Selbstreinigungsmechanismus der Lunge ist erst danach wieder voll funktionsfähig. Gerade in dieser Zeit können Allergene leichter mit Immunzellen in Kontakt kommen – daher ist auch in der Regenerationsphase eine Vermeidung erhöhter äußerlicher Reize unbedingt anzustreben. Somit ist oftmals eine kurzfristige, nach dem Abklingen der ersten Symptome ausgerichtete Kur wenig zielführend. Die Lunge benötigt dringend eine ausreichende Regenerationszeit!


Tipps um Husten beim Pferd vorzubeugen

  • staubarme Haltung; bei Atemwegserkrankungen kein Stroh als Einstreu
  • regelmäßig Spinnweben im Stall entfernen, da diese aus Eiweißverbindungen bestehen und somit hochallergene „Staubfänger“ sind
  • nur Heu in guter Qualität verfüttern; das Heu bei Bedarf waschen (Hafer, Gerste usw. nicht im Stall quetschen)
  • viel Bewegung an der frischer Luft
  • täglicher Auslauf im Paddock oder Weidegang
  • offene Stalltüren für frische kalte Luft
  • bei ersten Krankheitsanzeichen Tierarzt und/oder Heilpraktiker rufen und möglichst schnell mit einer Therapie beginnen
  • rechtzeitig Vitalstoffe (Kräuter, Vitamine, Bioflavonoide, Radikalfänger) zufüttern, um das Immunsystem zu unterstützen

Fazit

Allergiebedingte Atemwegserkrankungen nehmen beim Pferd aufgrund von schlechterer Luftqualität und schlechtem Heu/Stroh massiv zu. Ein sofortiges Einschreiten und die Abstellung der Ursachen (Haltungs- und Fütterungsoptimierung) hat oberste Priorität, damit die Krankheit nicht chronisch wird. Generell sollte nicht vergessen werden, dass das Pferd ein Frischluftfanatiker ist, der es lieber kalt als warm hat und seinem natürlichen Bewegungsdrang nachkommt.