Darf ich Bananen an ein Pferd verfüttern. Wie schädlich ist der Zucker der Banane beim Pferd?

Die Frage taucht immer wieder auf und wird - wie sollte es auch anders sein - in den Foren leidenschaftlich diskutiert. Zweifelsohne tendieren doch viele Pferdebesitzer dazu, den strikt einzuhaltenden Futterplan bei Pferden mit EMS (Equines metabolisches Syndrom), Hufrehe, Cushing usw., immer wieder nicht ernst genug zu nehmen. Um Ausreden ist man auch nicht verlegen - Schuld sind ja immer die anderen. Gerade deshalb werden häufig sehr strikte Anweisungen gegeben, denn weniger ist hier auf jedenfall mehr. Aber auf der anderen Seite sind viele Pferdebesitzer einfach sehr verunsichert und werden nicht selten angegriffen, wenn sie den Futterplan Ihrer Pferde ab und an mit einer Banane, einem Apfel oder einiger weniger Karotten "ergänzen".  Wir brauchen nicht darüber diskutieren - in der freien Wildbahn klettert kein Pferd auf die Palme um sich eine Banane zu holen - aber darum geht es auch nicht. Kein Pferd in der freien Natur würde sich freiwillig satteln, beschlagen, reiten oder in ein Viereck mit Elektrozaun einsperren lassen und kein in "Gefangenschaft" lebendes Pferd fällt tot um, wenn es keine Banane bekommt. Es geht mir einfach nur darum, die Frage aus Sicht der Ernährungsphysiologie zu betrachten.


Also kann ich dem Pferd eine Banane, einen Apfel oder eine Karotte füttern - ohne es dabei gesundheitlichen Risiken auszusetzen?

Nun wegen einer Banane, eines Apfels oder drei bis vier Karotten täglich bekommen Pferde keine Hufrehe, EMS oder Cushing - das dürfte wohl unumstritten sein. Auch die ungern gesehene Scheibe Brot spielt unter Berücksichtigung der Gesamtration nur eine untergeordnete Rolle.

Warum? Das Problem der Stoffwechselentgleisungen unserer Pferde liegt doch hauptsächlich an der fehlerhaften Grundversorgung mit Heu und/oder Weidegras und der wenig bedarfsgerechten Misch- bzw. Kraftfutterfütterung. Heute stehen unsere Pferde häufig bis zu 24 Stunden auf der Weide und/oder erhalten 24 Stunden Heu im Winter.  Über diese Mengen werden 95 % der zugeführten Energie, des Proteins und des Zuckers bzw. der Stärke vom Pferd aufgenommen. Nicht selten ist diese Menge bereits nicht bedarfsgerecht und belastet den Energie- und Zuckerhaushalt sowie Verdauungstrakt des Pferdes. Bedacht werden sollte, dass z.B. pro Minute Weidegang Pferde zwischen 5 bis 15 Gramm Zucker (Fruktane und andere Zuckerverbindungen) aufnehmen. Im Heu sind es um die 3 bis 7 Gramm je Minute. 

Darf man einem Pferd mit Hufrehe einen Apfel füttern?Ein mittelgroßer Apfel hat ein Gewicht von ca. 125 Gramm. Dieser enthält recht stolze 12,9 Gramm Zucker bzw. 14,3 Gramm Kohlenhydrate. Eine Banane (ca. 120 Gramm) bringt immerhin schon 20,6 Gramm Zucker und 100 Gramm Karotten um die 4 bis 5 Gramm Zucker in das Pferd. Die selbe Menge an Heu enthält im Schnitt (ohne Berücksichtigung der extrem schwankenden Fruktanwerte) 10 Gramm Zucker.  Insgesamt nimmt also ein Pferd mit 500 kg Lebendgewicht bei bedarfsgerechter Weidegrasmenge ca.1 kg reinen Zucker auf. (Gesamt 3 bis 4 kg leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Stärke, Zucker, Cellulose)

In einer Banane oder einem Apfel stecken. 0,8 bis 0,2 % des täglichen Bedarfs an Kohlenhydraten (Stärke und Zucker). Schwer vorstellbar, dass diese Mengen am Ende verantwortlich für die Entgleisungen des Stoffwechsel sind. Leichtverdauliche Stärken und Zucker lassen den Blutzuckerspiegel des Pferdes ansteigen und somit bereitet dieser Umstand belasteten Pferden Probleme. Aber sicher nicht, weil eine Banane oder ein Apfel und schon gar nicht eine Karotte auf dem Futterplan standen, sondern weil das Pferd mit dem Rest - also den 99 % überfordert war. Unbestritten reagieren Pferde mit Diabetes (EMS) wesentlich empfindlicher auf leicht verdaulichen Zucker - und daher sollten Mengen über 10 % nicht überschritten und keinesfalls auf einmal verfüttert werden. Eines sollte man bei der Fütterung von Bananen bedenken. Der in überreifen Bananen enthaltene Zucker ist zu einem großen Teil bereits zu Traubenzucker geworden und daher sollte man es auch bei einer Banane pro Tag belassen. Äpfel hingegen enthalten viele Ballaststoffe - dies sorgt im Gegensatz zur Banane für einen sehr langsamen Anstieg des Blutzuckers und sind daher der Banane überlegen.

Hinzu kommt, dass unsere Pferde häufig unter Berücksichtigung der Tagesmengen zu wenig bewegt werden und Bewegung bekanntermaßen den Blutzuckerspiegel deutlich sinken lässt. Wer 1 Banane füttert deckt den Energiebedarf von 1 Minute leichtem Trab (Pferd 500 kg LM = 0,46 MJ/d - Meyer/Coenen) - also einfach mal eine Minute länger traben.


Auch der Kaliumgehalt der Banane ist vernachlässigbar!

Wir müssen uns wegen einer Banane im Futtertrog keine Gedanken machen. Bei der Banane liegt der Kaliumgehalt weit unter dem des Pferdeheus. Beim Heu beträgt er  im Mittel (Dissertation Uni Giessen) ca. 19,7 g (kg/TS) erster Schnitt und 21 g (kg/TS) zweiter Schnitt. Eine frische Banane hat einen Kaliumgehalt von 350 mg je 100 Gramm. Wenn nun Heu und die Banane miteinander verglichen werden, haben 100 Gramm Heu 1700 mg Kalium. Somit entsprechen 100 Gramm Heu ca. 4 bis 5 Bananen, wenn man die Werte des Kaliumgehaltes gegenüberstellt.

Fazit: Wie immer macht die Menge das Gift. Eine Banane, ein Apfel oder einige Karotten am Tag können daher bedenkenlos an Pferde verfüttert werden. Das Hauptaugenmerk sollte insbesondere bei stoffwechselbelasteten Pferden auf die Gesamtration gelegt werden und Bewegung ist noch immer die beste "Medizin".