Kreatinin im Blutbild geben Auskunft über die Nierenfunktion beim Pferd.Kreatinin beim Pferd ist ein sogenanntes harnpflichtiges Stoffwechselprodukt (d.h. es muss eigentlich über den Harn ausgeschieden werden). Nach aktuellem Wissensstand hat Kreatinin beim Pferd keine eigenständige Funktion. Zerfällt Kreatin, wird es Kreatinin genannt.

Beim gesunden Pferd werden ausreichende Mengen Kreatin über die Leber, Nieren und der Bauchspeicheldrüse gebildet. Es dient als Speicher für Energie im Muskel und verhilft dem Pferd somit höhere Leistung zu vollbringen. Kreatin wird in Form von Kreatinphosphat im Muskel benötigt, um das bei Muskelarbeit entstehende Adenosindiphospat ADP in den für die Muskelleistung wichtigen Energieträger ATP (Adenosintriphosphat) umzuwandeln.  Das im Verlauf normaler Stoffwechselvorgänge nicht mehr zu Kreatinphosphat resynthetisierte Kreatin wird im Muskel oder der Leber des Pferdes zu Kreatinin umgewandelt und über den Harn (Nieren) ausgeschieden. Daher kann Kreatinin sowohl im Harn als auch im Blut der Pferde nachgewiesen werden und dient somit als Parameter in der Labormedizin. Kreatinin wird deshalb zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen. Denn ist deren Durchblutung oder Filtrationseigenschaft beeinträchtigt, kann u.a. Kreatinin nur noch eingeschränkt über den Harn entsorgt werden. Die alleinige Aussagekraft ist aber umstritten, denn es hat nicht zwingend etwas mit einer Nierenfunktionsstörung beim Pferd zu tun. Dennoch können erhöhte Werte ein Hinweis darauf sein, dass die Nieren beim Pferd bereits erheblich beeinträchtigt sind. In solchen Fällen sollten daher auch die Werte Harnstoff, Serumelektrolyte (Kalium, Chlorid, Natrium und Magnesium), Gesamteiweiß, Calcium und die Laborergebnisse des Harns genauer unter die Lupe genommen werden.


Was wenn Kreatinin im Blutbild des Pferdes erhöht ist?

Ein einzig erhöhter Kreatininwert sagt noch nichts über die Art einer Erkrankung beim Pferd aus. Dennoch ist das damit in Verbindung gebrachte akute oder chronische Nierenversagen Anlass genug, um der Ursache eines erhöhten Kreatininwertes beim Pferd auf den Grund zu gehen.

Weitere Ursachen (neben Nierenversagen) für erhöhte Kreatininwerte sind:

  • verlegte Harnwege (auch Harnstoff erhöht)
  • Medikamentengaben (z.B. Antibiotika)
  • massive Muskelverletzung (z.B. Muskelquetschung)
  • Nierenschäden durch Flüssigkeitsverlust oder fehlendes Trinkwasser (Durchfall, Schock usw.)
  • längere körperliche Anstrengung vor der Blutentnahme (z.B. Distanzritt, Turnier usw.)

Erniedrigte Kreatininwerte beim Pferd:

In der Regel geben zu niedrige Werte keinen Hinweis auf eine Erkrankung. Beobachtet werden diese bei rapidem Gewichtsverlust und bei beginnender Diabetes.

Ein Verfahren, um die Nierenfunktion zu ermitteln, geschieht über das Kreatinin-Clearance-Verfahren. Hier wird sowohl der Kreatininwert im Blut als auch im Urin über einen gewissen Zeitraum ermittelt. Mittels Formel ergibt sich ein Filtrationswert. Je niedriger dieser  ist, desto wahrscheinlicher handelt es sich beim Pferd um eine Nierenfunktionsstörung.

Nachfolgende Parameter dienen der weiteren Beurteilung der Nierenfunktion beim Pferd:

  • Hämatokrit
  • Hämoglobin
  • Protein
  • Ammoniak
  • Harnstoff
  • Natrium
  • Kalium
  • Kalzium
  • Magnesium
  • Chlorid
  • Laktat
  • Gamma GT und Kreatinin aus dem Urin

Einzelne Laborwerte bedürfen der genauen Analyse eines Fachmanns (Tierarzt oder erfahrener Tierheilpraktiker). Ein Laborwert oder mehrere Laborwerte ohne die zusätzliche Diagnose des Patienten Pferd (Symptomatik, Vorerkrankungen usw.) sind nicht aussagekräftig genug und lassen keine sicheren Rückschlüsse zu. Im Zweifelsfall bzw. zur Untermauerung einer hauptsächlich auf das Blutbild gestützten Diagnose sollte das Blutbild mindestens einmal im Abstand von 1 bis 4 Wochen wiederholt werden.