Harnstoff im Blutbild - was hat dieser Wert zu bedeutetn?Harnstoff beim Pferd ist in der Regel das Abbauprodukt von Futtereiweißen, die unverdaut aus dem Dünndarm in den Dickdarm gelangen. Dort werden die Eiweiße bakteriell abgebaut – es entsteht Ammoniak, der in der Leber zu Harnstoff umgebaut wird, da zu viel Ammoniak für Pferde giftig wäre. Im Gegensatz zu Wiederkäuern können Pferde diesen Harnstoff nicht nutzen. Er wird über die Nieren ausgeschieden. Die Hälfte des Feststoffgehalts des Harns beim Pferd besteht aus Harnstoff. Im Blutbild wird daher dieser Wert auch bei der Beurteilung des Nieren- und katabolen Stoffwechsels beim Pferd herangezogen. Manchmal wird er auch zur Beurteilung der hepatischen (Leber) Synthese herangezogen. Ohne weitere andere auffälligen Werte im Blutbild ist aber der Harnstoff in seiner Beurteilung kritisch zu betrachten, da dieser sich beim Pferd auch fütterungsbedingt sehr kurzfristig ändern kann.  In einigen Ausführungen aus dem Humanbereich wird von einer Glutenunverträglichkeit gesprochen, sollte der Harnstoff erniedrigt sein. Inwieweit dies auch bei Pferden zutrifft, ist abschließend noch nicht geklärt. Im Zweifel sollten dennoch bei zu niedrigem Harnstoffgehalt im Blutbild des Pferdes auch die Getreidefütterung (auch Brot) überdacht werden. Sehr selten gibt es Berichte einer sogenannten Argininbernsteinsäure-Krankheit beim Pferd. Hier handelt es sich um eine angeborene Stoffwechselerkrankung, die zu einem stark erhöhten Serum-Ammoniakgehalt führt. Auch ein durch Krankheit oder Belastungssituationen beim Pferd provozierter Mangel an der Aminosäure Arginin (semiessenzielle Aminosäure) könnte verantwortlich dafür sein, dass der Abbau von Ammoniak zu Harnstoff in der Leber gestört ist.


Was, wenn der Harnstoff im Blutbild des Pferdes erhöht ist?

Erhöhte Harnstoffwerte im Blutbild des Pferdes können auf ein Nierenversagen hindeuten. Nicht selten ist ein erhöhter Wert ein erster Indikator für eine unzureichende Trinkwasserversorgung. Daher sollte zunächst immer daran gedacht werden.  Auch eine Mangelernährung, Hunger (führt zu einem erhöhten Eiweißabbau im Körper zur Deckung des Energiebedarfs) oder eine massive Überversorgung an Futtereiweiß, können Ursache dafür sein. Bei einem Nierenstein oder einer Harnwegsverengung kommt es zu Störungen des Urinabflusses und somit zu erhöhten Harnstoffwerten. Da eine Herzschwäche auch Einfluss auf die Nierentätigkeit hat, kann insbesondere bei älteren Pferden der Wert, bei gleichzeitiger Herzschwäche, erhöht sein.

Erhöhter Harnstoff beim Pferd:

  • Zu wenig Trinkwasser
  • Hunger, Mangelernährung, massive Diät
  • Zu viel Kraftfutter (Eiweißüberschuss) oder zu eiweißhaltige Weiden/Heu
  • Schwere Nierenerkrankung
  • Herzschwäche
  • Hohes Fieber
  • Harnwegsverengung

Harnstoff im Blutbild beim Pferd zu niedrig

Häufig werden niedrige Werte bei Pferden in Verbindung mit stark erhöhten Leberwerten beobachtet. Dies kommt zustande, da die Leber als Eiweiß abbauendes Organ nur noch eingeschränkt funktioniert. Aber auch - wie bei erhöhten Werten - kann eine langanhaltende Eiweißunterversorgung der Grund dafür sein. Tragende Stuten haben aufgrund der größeren Blutmenge nicht selten auch leicht erniedrigte Harnstoffwerte.


Einzelne Laborwerte bedürfen der genauen Analyse eines Fachmanns (Tierarzt oder erfahrener Tierheilpraktiker). Ein Laborwert oder mehrere Laborwerte ohne die zusätzliche Diagnose des Patienten Pferd (Symptomatik, Vorerkrankungen usw.) sind nicht aussagekräftig genug und lassen keine sicheren Rückschlüsse zu. Im Zweifelsfall bzw. zur Untermauerung einer hauptsächlich auf das Blutbild gestützten Diagnose sollte das Blutbild mindestens einmal im Abstand von 1 bis 4 Wochen wiederholt werden.