Wie oft sollte man ein Pferd entwurmen? Fachartikel hier lesen!Die Themen Entwurmung, Endoparasiten und Wurmbefall bei Pferden sowie die Frage welche Wurmkuren wie oft verabreicht werden sollen, beschäftigen die Pferdewelt schon immer. Ebenso werden bei der Entwurmung beim Pferd ganz unterschiedliche Auffassungen vertreten: Wie gefährlich ist die konventionelle Entwurmung für das Pferd und wie wirksam sind alternative Entwurmungsmethoden? In diesem Artikel wollen wir versuchen, die unterschiedlichen Auffassungen und Methoden zu erläutern.

„Früher kamen die Wildpferde auch ohne Entwurmung aus und hatten trotz Wurmbefall ein langes Leben“. Diese Aussage hört man immer wieder bei den Diskussionen, wenn es in Vorträgen um die Häufigkeit der Entwurmung beim Pferd geht. Grundsätzlich hatten die Wildpferde allerdings früher ein sehr großes Weideareal zur Verfügung und sie hielten sich nie lange an einem Fressplatz auf. Eine Wildpferdeherde weidet in sogenannten Funktionsbereichen. Fress- bzw. Kotplätze sind im Regelfall voneinander getrennt. Unsere Hauspferde hingegen genießen diesen Luxus der riesigen Weidefläche nicht mehr. Damit steigt der Infektionsdruck um ein Vielfaches gegenüber ihren wildlebenden Artgenossen.

Darüber hinaus konnte bei einzelnen Wildpferdeherden ein sehr interessantes Verhalten beobachtet werden. Im Spätherbst, wenn das Nahrungsangebot knapper wird, fressen diese auch Pflanzen, Bäume oder Sträucher mit einem höheren Gerbstoffanteil (Thymian, Oregano, Tannenzweige oder Eicheln und Eichenblätter). Wissenschaftlich ist es sehr umstritten, wenn behauptet wird, Pferde würden instinktiv an diese Kräuter herangehen. Man geht eher davon aus, dass das auf das fehlende Nahrungsangebot zurückzuführen ist. Normalerweise meiden Pferde solche Pflanzen wegen ihres bitteren Geschmacks. Dafür sind Tannine – sekundäre Pflanzenstoffe – verantwortlich. Diese üben einen stark adstringierenden bzw. wurmtreibenden Effekt auf die Pferde aus. Die Wissenschaftler haben den Kot dieser Wildpferde untersucht und konnten vermehrt – nach der Aufnahme solcher Pflanzen – abgehende Darmparasiten feststellen. Nur muss man auch wissen, dass diese Tannine am Ende auch für die Pferde sehr schädlich werden können. Sowohl in wildlebenden Pferdeherden, als auch bei unseren domestizierten Vierbeinern sterben jedes Jahr einige Pferde an diesen Giften. Im Gegensatz zu Wiederkäuern, die einen anderen Verdauungsstoffwechsel haben oder z.B. Wildschweinen, die ein spezielles Verdauungsenzym im Speichel entwickeln, haben Pferde den giftigen Alkaloiden nichts entgegenzusetzen. Am Ende reichen diese Pflanzengifte (sie wirken auch nur in Teilen des Darmabschnitts) wohl nicht aus, um Pferde vor Darmparasiten zu schützen. Eine der häufigsten Todesursachen freilebender Pferde ist der Befall mit Würmern.


Die Geschichte der Wurmkur als Intervalldosierung beim Pferd

Die erste Wurmkur für das Pferd wurde erstmals um 1940 per Nasenschlundsonde verabreicht, bei der noch starke Nebenwirkungen auftraten. Damit stellte sich die Tiermedizin der Problematik, da die großen Strongyliden (Strongylus vulgaris, Strongylus equinus) als Darmparasit Nr. 1 für den Tod etlicher Pferde verantwortlich waren. Erst 25 Jahre später gelang der Wissenschaft mit einer oral zu verabreichenden Wurmkur der eigentliche Durchbruch. Erstens, weil diese Entwurmung dem Pferd durch den Pferdebesitzer selbst verabreicht werden konnte und zweitens waren die Nebenwirkungen deutlich niedriger. Mit dem Wirkstoff aus der Gruppe der Benzimidazole und einem vorgeschlagenen Intervall von 8 Wochen, konnte der Endoparasit Nr. 1 im Hauspferdebestand erfolgreich zurückgedrängt werden. Zumindest war es ein Hinweis darauf, dass man mit dieser sogenannten Intervalldosierung (alle 8 bis 12 Wochen) erstmalig diesem Problem Herr wurde. Der wirtschaftliche Schaden, den diese Endoparasiten bis dahin anrichteten war immens und konnte erstmals mit dieser Wurmkur drastisch reduziert werden.


Entwurmung beim Pferd heute

Heutzutage sind es aber nicht mehr nur die großen Strongyliden welche erfolgreich verdrängt werden müssen. Hinzu kommen die kleinen Strongyliden, Magendasseln und Spulwürmer, die bei massivem Befall des Pferdedarmes zu lebensgefährlichen oder gar tödlichen Koliken, insbesondere bei Jungpferden und Fohlen führen können. Das Problem war, dass die intensiven Entwurmungsintervalle mit angeblich breit wirkenden Eigenschaften zu einer massiven Resistenzentwicklung, insbesondere bei den Spulwürmern, geführt haben. (Resistenzen insbesondere bei den Wirkstoffen Ivermectin und Moxidectin). Trotz immer wieder neu entwickelter Wirkstoffe und deutlich geringeren Nebenwirkungen wird man diesen Resistenzen nicht mehr Herr. Daher findet derzeit in diesem Bereich ein großes Umdenken statt.

Tierbesitzer und Tiermediziner tendieren immer mehr dazu, Entwurmungen beim Pferd selektiv bzw. gezielt vorzunehmen. Um aber einer individuellen Entwurmung gerecht zu werden, bedarf es der genauen Kenntnisse des einzelnen Parasiten, der Möglichkeit der Diagnose eines Befalls, deren Inkubationszeit, der Patenz (die Zeit, die ein Wurm im Pferd lebt), der Reinfektionswege (möglicher Wiederbefall nach einmaliger Entwurmung) sowie der einzusetzenden Wirkstoffe und anderer Alternativen. Diese Diagnose kann in den meisten Fällen sehr zuverlässig über die mikroskopische Beurteilung des Pferdekotes erfolgen. Erste Hinweise liefern aber auch Analysewerte über das Blutbild (eosinophile Granulozyten, Leberenzymwerte) - sind aber alleine betrachtet nicht aussagekräftig genug.


Die Kotprobe als sicherer Parameter für die Verwurmung des Pferdes?

Aus der folgenden Übersicht der möglichen Endoparasiten und deren Feststellbarkeit mittels Kotprobe beim Pferd wird sehr schnell deutlich, dass die Wahl der Probe, die Probeentnahme selbst und die Dauer des Versands der Probe eine wesentliche Rolle in der Feststellung des Verwurmungsgrades bei Pferden spielt.

Der Therapieerfolg eines nahezu wurmfreien Pferdebestandes ist von diesen Ergebnissen und den darauf abgestimmten Intervallen bzw. den einzusetzenden Wirkstoffen wesentlich abhängig. Einige Wurmarten lassen sich mittels Kotprobe beim Pferd sehr schlecht oder gar nicht feststellen – daher ist die alleinige Kotprobe beim Pferd nur teilweise sinnvoll. Maßgeblich für den Erfolg einer aussagekräftigen Diagnose über den Wurmbefall des Pferdes ist darüber hinaus die Kenntnis über die spezifischen Symptome bei Wurmbefall, das Weidemanagement und die Kenntnisse über die effektivste Art der Bekämpfung von Endoparasiten. Daher ist hier immer auch die professionelle Unterstützung durch einen Tierarzt sinnvoll.


Kotprobe Pferd – Ja, aber richtig!

  • Regelmäßiges Abmisten der Pferdekoppeln schützt Pferde vor VerwurmungKotproben beim Pferd sollten immer frisch (inkl. Versand – also nie vor Feiertagen oder Wochenenden versenden) genommen und jedem einzelnen Pferd namentlich zugeordnet werden,
  • Kotproben sollten mindestens viermal im Jahr vorgenommen werden,
  • sie sollten immer mit Einmalhandschuhen genommen werden (Eigeninfektion),
  • mindestens 4 bis 5 Ballen (Im Einmalhandschuh durch Abstreifen verpacken),
  • bei Verdacht auf Bandwurm- oder Leberegelbefall die Proben an drei bis vier aufeinanderfolgenden Tagen nehmen,
  • keine höheren Temperaturen als 10 bis 15 °C beim Lagern und Versenden. (Kühlschrank, Versand mit Kühl-Akku, nicht einfrieren)
  • Angabe der Wurmpasten oder –mittel, welche in den letzten 12 Monaten eingesetzt wurden, mitsenden.

Sofern die Kotprobe beim Pferd bei der Kotprobenuntersuchung einen Befall (d.h. die Überschreitung gewisser Ei-Mengen eines oder mehrerer Parasitenarten) zeigt, muss entsprechend entwurmt werden. 14 bis 21 Tage nach positivem Befund und erfolgter Entwurmung sollte die Wirkung nochmals überprüft werden (insbesondere bei Strongyliden und Spulwürmern)


Parasiten bzw. Würmer beim Pferd – im Kot nicht immer feststellbar:

 

Parasit

Aufnahme

Lebens-
dauer außerhalb Pferd

Winter-
fest

Diagnose

Symptome

Inkubations-

zeit

Lebensdauer im Pferd

Wirksame Präparate/ Wirkstoffe

Große Strongyliden

(Strongylus vulgaris / equinus / edentatus)

Weide (Larve)

2 Monate

Ja

Kot

Durchfall, Fieber, Lahmheiten, Anämie

7 – 15 Tage

1 bis 2 Jahre

Ivermectin
Moxidectin
Pyrantel

Benzimidazole

Kleine Strongyliden

(Strongylinae u.a.)

Weide (Larve)

12 Monate

Ja

Kot

Durchfall, Fieber, Lahmheiten, Anämie

1 bis 4 Wochen

1 bis 3 Monate

Ivermectin
Moxidectin
Pyrantel

Spulwurm

(Parascaris equorum)

Weide, Heu, Einstreu Kraftfutter (Eier)

2 bis 3 Monate

Nein

Kot

Kolik, Husten

7 Tage

1 bis 3 Jahre

Ivermectin
Moxidectin
Pyrantel

Magenwürmer / Dassel

Fliegen (tote Fliegen im Futter)

Bis 10 Jahre

Ja

Kot (schwierig)

Kolik, Hautekzeme

1 bis 4 Wochen

Bis zu 1,5 Jahre

Ivermectin
Moxidectin

Pfriemen-schwanz

(Oxyuris equi)

Weide, Heu, Einstreu

0,5 Jahre

Nein

Test mit Klebestreifen (Abklatsch)

Juckreiz am After

Bis 2 Monate

14 Tage

Ivermectin
Moxidectin
Pyrantel

Zwergfaden-
wurm

(Strongyloides westeri)

Weide, über Haut (perkutan), Muttermilch

 

 

Nur binnen der ersten 6 Stunden im Kot nachweisbar

Kolik

8 bis 10 Tage

10 bis 14 Tage

Ivermectin
Moxidectin
Pyrantel

Bandwürmer

Orale Aufnahme von Moosmilben

24 Monate

Ja

Kot (sehr schwierig, da nur intervallweise)

Darmkoliken

4 bis 5 Tage

6 bis 9 Monate
selten bis zu 2 Jahre

Praziquantel

Lungen-würmer

Zwischenwirt Esel

 

Nein

Kot aber nur die ersten 6 Stunden

Husten, massive Atemwegs-probleme, Abmagerung

4 bis 5 Tage

2 bis 5 Jahre

Ivermectin

Magendassel

Weide, Fellpflege

2 - 6 Monate

Ja

Gastroskopie

Kolik

3 bis 4 Tage

8 bis 12 Monate

Ivermectin
Moxidectin

Leberegel* (groß)
ein Befall durch kleinen Leberegel ist selten - beide in der Therapie sehr komplex

sumpfige Weiden, Schafe oder Rinder

bis zu 12 Monate

Ja (über Zwischenwirt)

Kot (sehr schwer), Sedimentations-verfahren 

Gewichtsverlust, Anämie, schwere Leberschäden,

2 bis 13 Wochen

bis 9 Monate

Fasinex = Triclabendazol

muss umgewidmet werden - kein Pferdeprodukt

*)Hinweis zum Leberegel beim Pferd: Die „normalen“ Wurmmittel helfen in der üblichen Dosierung nicht bei dem großen und kleinen Leberegel. Das Krankheitsbild ist aber beim großen Leberegel viel deutlicher als beim kleinen Leberegel und entsteht in der akuten Phase durch die Bohrgänge sowie in der chronischen Phase durch die entzündlichen Veränderungen der Gallengänge.

Für den großen Leberegel gibt es kein zugelassenes Präparat, es muss umgewidmet werden (z.B. Fasinex = Triclabendazol). Soll aber recht gut wirken.

Beim kleinen Leberegel ist die medikamentöse Therapie oft nicht nötig und auch unbefriedigend. Es können Benzimidazole wie z.B. Panacur in hoher Dosierung und/oder über einen längeren Zeitraum versucht werden.


Die Wirkstoffgruppen der Wurmkuren fürs Pferd

Wirkstoffgruppe: Benzimidazole (z.B. Panacur, Rintal); dieser Wirkstoff legt sogenannte Stützeiweiße in den Zellen des Wurmes lahm. Somit kann der Wurm keinen lebenswichtigen Zucker mehr aufnehmen und stirbt am Ende.

Wirkstoff: Pyrantel (z.B. Jernadex, Banminth); hier nimmt der Wirkstoff Einfluss auf die Muskulatur des Parasiten, so dass dieser gelähmt ist. Pyrantel wird kaum absorbiert und verbleibt überwiegend im Darm und wird mit dem Kot ausgeschieden. (Nebenwirkungen: Durchfall, leichte Koliken, Kreislaufprobleme)

Wirkstoffgruppe: makrozyklische Laktone Ivermectin und Moxidectin (z.B. Eraquell, Ivomec, Furexel, Equest Pramox); der Wirkstoff führt zu einer Lähmung der Nerven und somit zu einer schlaffen Paralyse bis hin zum Tod des Parasiten. Bei oraler Verabreichung von Moxidectin an Pferde werden die maximalen Konzentrationen im Kot 2,5 Tage nach Applikation erreicht. Über 75 Tage bleiben die Wirkstoffkonzentrationen im Kot oberhalb der Nachweisgrenze (Ivermectin 40 Tage). 90% der gesamten, über den Kot ausgeschiedenen Wirkstoffmenge werden während der ersten 8 Tage nach Applikation eliminiert (Ivermectin 4 Tage). Somit wird Moxidectin mit dem Kot wesentlich langsamer als Ivermectin ausgeschieden.

Wirkstoff: Praziquantel (z.B. als Hauptbestandteil in Noromectin, NoroPraz); es öffnet die Calcium-Kanäle in der Zellmembran der Wurmzelle. Calcium sorgt in kontraktilen Zellen für die Muskelkontraktion. Damit führt Praziquantel zu einer Dauerkontraktion und somit zum Tod des Parasiten. Die Ausscheidung erfolgt überwiegend über die Niere. 40 bis 71% der verabreichten Dosis werden in Form von Metaboliten mit dem Urin, 13 bis 30% via Galle mit dem Kot ausgeschieden. Nur 0,1 bis 0,3% der Dosis werden in unveränderter Form eliminiert.

In der Regel in Kombination: Ivermectin + Praziquantel (z.B. Equimax) oder Moxidectin + Praziquantel (z.B. Equest pramox)

(Quelle: CliniPhram und Wikipedia)


Wurmkur fürs Pferd - Ja oder Nein?

Die wirksamste Methode der Bekämpfung von Endoparasiten beim Pferd ist die Einhaltung einer organisierten Stall- und Weidehygiene. Mit dem regelmäßigen Absammeln der Koppeln und Ausläufe wird der Infektionsdruck immens gesenkt und auf die ein oder andere Wurmkur fürs Pferd kann bereits dadurch verzichtet werden.

Die Futterplätze und das Lager für Kraft- und Mischfutter und Heu sollten frei von Ungeziefer und Nagetieren sein.

Regelmäßige Säuberungsaktionen der Stallungen und ein sorgfältiger Frühjahrsputz, insbesondere auch der Stallwände und -böden mittels Dampfstrahler (Heißwasserstrahler), sind hier sehr effektive „Helfer“ in der Bekämpfung des Infektionsdrucks.

Neuankömmlinge sollten unbedingt einer parasitologischen Quarantäne-Untersuchung und – wenn nötig – einer entsprechenden Behandlung unterzogen werden. Nur so kann wirksam verhindert werden, dass bereits resistente Würmer oder unerwünschte Wurmarten eingeschleppt werden.

„Vorbeugen ist besser als Behandeln“ ist hier die Devise und damit lässt sich der Einsatz von Chemie gegen Endoparasiten deutlich reduzieren.

  • regelmäßiges Absammeln der Pferdeäpfel (spätestens alle zwei Tage)
  • intensive Stallhygiene
  • Hygienemanagement in der Futtereinlagerung
  • Wechsel- oder Umtriebsweiden (Wechselweiden mit vorheriger Beweidung durch Rinder)
  • Weidewechsel erst 3 Tage nach der Entwurmung (alte Weide nach der Entwurmung mehrmals täglich absammeln)
  • Ruhephasen der Pferdeweiden ca. 4 Monate
  • Futterplätze (Heu/Stroh) nicht am Boden
  • Pferdemist nie auf die eigenen Pferdeweiden (Ausnahme: vorher immer kompostieren, 1 Jahr gelagert)
  • neue Pferde erhalten vor der Eingliederung eine Wurmkur und werden mindestens 3 Tage separiert – unabhängig vom Ergebnis einer Kotprobe

Merke:

Die Wahl der richtigen Wurmkur fürs Pferd ist nicht immer bestandsabhängig, sondern muss oft individuell getroffen werden. Das Ergebnis der Kotproben (mindestens alle 3 Monate) und die Wahl der richtigen Wurmkur sind daher mit evtl. Symptomen und einem Blutprobenergebnis abzustimmen und ggf. individuell zu verabreichen. Um der Problematik von Resistenzen vorzubeugen, muss immer das Pferdegewicht und die Menge der Wurmkur exakt aufeinander abgestimmt werden.


Selektiv statt regelmäßige Wurmkur beim Pferd

Früher wurde allzu gern die regelmäßige Wurmkur für den gesamten Pferdebestand zur Prävention von Sekundärerkrankungen als das non plus Ultra angesehen. Bei dieser Methode ging man davon aus, dass alle Pferde im gleichen Maße von Würmern befallen sind. Heute weiß man aber, dass höchstens 1/3 des Pferdebestandes 80% der Parasiten beherbergen. Der restliche Bestand kann den Infektionsdruck durch ein stabiles Immunsystem kompensieren.

Werden also die befallenen Pferde mit einer Wurmkur behandelt, empfiehlt es sich nach 3 bis 4 Tagen (bzw. 14 bis 21 Tagen je nach Quelle) eine erneute Kotprobe zu nehmen, um eventuelle Reinfektionen zu überprüfen. Diese auffälligen Pferde müssten dann noch einmal entwurmt werden. Danach kann wieder nach 3 Monaten eine Kontrolle des gesamten Bestandes erfolgen.

In vielen europäischen Ländern ist diese Vorgehensweise mittlerweile Pflicht. Nur nach vorheriger Kotprobe darf bzw. soll entsprechend gezielt entwurmt werden. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass die Gefahr der Resistenzen gemindert wird, sondern auch den, dass nach der gegebenen Wurmkur (bei Befall) eine entsprechende Kontrolle stattfinden muss.

Diese Form der Entwurmung und die Maßnahmen der Prophylaxe bedeutet aber für den Stallbetreiber und den Einsteller gleichermaßen eine hohe Bereitschaft zur Mehrarbeit und Mithilfe, die evtl. auch Mehrkosten verursachen kann. Lassen also Pferdehalter die aufwändigeren Hygienemaßnahmen außer Acht oder wird im Weide- und Futtermanagement geschludert, schadet man somit dem erwünschten Erfolg. Eine halbherzige Vorgehensweise bringt nichts und kann am Ende nur bedeuten, dass im Abstand von 3 bis 4 Monaten mit möglichst breit wirkenden Wurmpasten entwurmt werden muss – mit allen Konsequenzen, die man mit einer solchen Standardentwurmung in Kauf nimmt.

Interessanter Link zum Thema: Selektive Entwurmung beim Pferd


Zu guter Letzt: Homöopathische und andere alternative „Wurmmittel“

Allzu gerne schlägt die alternative Heilszene in die Kerbe, dass die Lobbyarbeit der Pharmaindustrie den Erfolg der alternativen Heilmethoden ignoriert oder gar blockiert. Sicher hat die alternative Szene mit diesem Vorwurf nicht immer Unrecht. Pauschal ist dieser Vorwurf allerdings unrichtig, wie dies im Fall der homöopathischen Entwurmung beim Pferd nachgewiesen wurde.

Es ist im Regelfall nicht dem Einsatz von Abrotanum, Spegelia, Natrium sulfuricum, Cina usw. als homöopathische Mittel zu verdanken, dass der parasitäre Druck im Pferdedarm sinkt. Auch der Einsatz von Kräutermischungen ist nicht mit der Wirkungsweise einer konventionellen Wurmkur zu vergleichen. Glaubt man den Beobachtungen von Dr. Barbara Huber (Fachautorin, VfD), so hat sie sogar eine Vermehrung des Wurmbefalls nach einer homöopathischen Entwurmung beobachtet.

Pferdebesitzer, die anfingen alternativ oder selektiv zu entwurmen, haben neben der oralen Gabe von Kräutern oder Globulis auch das Stall- und Weidemanagement umgestellt. Durch diese Umstellung – und das ist wissenschaftlich auch nachweisbar und ergibt Sinn – wurde der parasitäre Infektionsdruck massiv reduziert.


Unterstützung durch homöopathische Entwurmung oder Kräuter beim Pferd

Thymian hilft den Pferdedarm nach einer Wurmkur oder bei leichtem WurmbefallMit der Verabreichung von Kräutermischungen – sogenannten Wurmkräutern – oder homöopathischen Mitteln, die unterstützend auf die Darmschleimhaut wirken und das Immunsystem stärken, erreicht man unbestritten, dass die Pferde sich erfolgreicher gegen den Angriff der Parasiten wehren können. Kräuter haben eine gute Wirkung auf eine niedrigere Wiederbesiedlungsquote mit Darmparasiten. Ein zuverlässiger Schutz oder ein wirksames Ausleiten der Würmer kann damit aber nicht erreicht werden. Ohne dabei das Hygiene- und Futtermanagement konsequent zu optimieren, wird auch aus dieser alternativen Methode nichts Vernünftiges.

Sicher ist, dass weder der Einsatz von Kräutern noch die Anwendung der Homöopathie ein mit Würmern befallenes Pferd erfolgreich von diesen dauerhaft befreit. Das Mittel der Wahl zur erfolgreichen Bekämpfung von Endoparasiten beim Pferd ist und bleibt die chemische Wurmkur. Fakt ist aber auch, dass man durch die oben beschriebenen Maßnahmen den Einsatz solcher "chemischen Keulen" auf ein verträgliches Mindestmaß reduzieren kann.

Seit Anfang 2017 untersuchen wir (Natural Horse Care) in Zusammenarbeit mit einem Labor an einer Herde mit 12 Pferden den Einsatz von Wurmkräutern statt bzw. nach einer Wurmkur. Parallel dazu beobachten wir die Wirkung von GladiatorPLUS auf die Wurmdichte der Pferdeherde. Die Ergebnisse zeigen, dass der wurmfreie Bestand bei entsprechender Stall- und Weidehygiene durch eine quartalsweise 3 bis 4 Wochenkur sehr stabil gehalten werden kann. Interessanterweise – dies wollen wir weiter untersuchen – reagieren Pferde mit wenig bis gar keinem Kraftfutter durchweg besser auf derartige Kuren mit Kräutern oder GladiatorPLUS. Dennoch, massive Wurmausscheider sind wenig beeindruckt von selbst hochdosierten Kuren mit wurmtreibenden Kräutermischungen. Ist also ein Pferd so verwurmt, dass eine Wurmkur angeraten wird, ist jede andere Therapieform als fahrlässig abzulehnen. Insgesamt lag die Quote der untersuchten Pferdeherden mit Beginn der Studie bis jetzt bei nur 10 bis 15 % des Pferdebestandes, die dann mittels konventioneller Wurmkur behandelt werden mussten.


Fazit:

  1. Informieren Sie sich ausführlich zum Thema "Selektive Entwurmung"! Vielleicht kommt dieser Weg der alternativen Entwurmung fürs Pferd in Ihrem Betrieb in Frage.
  2. Füttern Sie Ihr Pferd möglichst natürlich und gesund (Füttern Sie gesund: die tägliche Ration Mineralfutter fürs Pferd ist wichtig!).
  3. Pflegen Sie den Darm Ihres Pferdes durch die ausreichende Fütterung qualitativ hochwertigen Raufutters. Ist das Darmmilieu einmal aus den Fugen, haben Darmparasiten ein leichtes Spiel. So helfen Sie Ihrem Pferd bei der Regeneration (Kotwasser, Durchfall).
  4. Zu viel Eiweiß, Kohlenhydrate und Kraftfutter schädigen die Darmflora und öffnen Parasiten Tür und Tor.
  5. Unterstützen Sie das Immunsystem Ihres Pferdes mit Kräutern - Billy´s Wurmkräuter.

Können aus organisatorischen Gründen die Empfehlungen zur gezielten Entwurmung nach Kotproben und das optimale Stall- und Weidemanagement nicht durchgeführt werden, so raten wir - aus unserer Erfahrung heraus -dringend zu einer regelmäßigen chemischen Entwurmung in Absprache mit Ihrem Tierarzt mindestens 4 mal im Jahr.
Denn eines ist sicher: der Schaden durch einen hohen Befall mit Würmern ist größer als der durch eine fachgerecht durchgeführte chemische Entwurmung.

Wer selektiv entwurmt sollte dies in enger Zusammenarbeit mit einem darauf spezialisierten Tierarzt tun. Selektives Entwurmen bedeutet ein hohes Maß an Organisation und gutem Weide- und Futtermanagement. Keinesfalls können mit dieser Form der Entwurmung beim Pferd Kosten gespart werden. Wer dies damit beabsichtigt, hat die Komplexität nicht verstanden.

Nach einer Entwurmung können Sie Ihr Pferd gezielt durch eine regelmäßige Entgiftung von Leber und Niere, z. B. mit Billy´s Nierenkräuter und Billy´s Leberkräuter sowie einer kurweisen Darmsanierung mit Yea Sacc Mikro für 1-2 Wochen nach der Entwurmung unterstützen. „Wurmfreie“ Bestände können auch ab und an mit speziellen Kräutermischungen (Billy´s Wurmkräuter) – Achtung! kurweise nicht länger als 3 Wochen verabreichen – unterstützt werden.